Skriptum zum gleichnamigen Vortrag am 27. April 2019 im Schloss Vösendorf.
Drahí krajany, vážené dámy a pánové! Liebe Landsleute, sehr geehrte Damen und Herren!
Keine Angst, wir werden nicht in der Sprache unserer Vorfahren fortfahren aber meine Muttersprache, ist eigentlich das Einzige, das mich fachlich autorisiert, etwas über unsere gemeinsamen Wurzeln vorzutragen. Ich bin kein Historiker und auch kein Ziegelfachmann aber die versunkene Welt im Süden von Wien und der dauernde Bezug zu „Böhm“, die dort geschuftet haben, stärkten meine Vermutung, dass wir alle irgendwie Nachfahren dieser Menschen sind, egal, ob unsere eigene Verwandtschaft dazu zählt oder nicht.
Wir ernten heute die Früchte der Arbeit der Zieglböhm. Ein Blick auf ihr schweres Los sollte eine Leitlinie bei unseren heutigen Entscheidungen sein.
Unser gemeinsamer Wohnort „Wien“ verbindet uns auf eine besondere Weise, ganz egal, ob wir in unserer eigenen Verwandtschaft einen ehemaligen oder heutigen Ziegelarbeiter haben oder nicht, egal, ob wir in Wien oder einer der Gemeinden des Speckgürtels leben.
Diese Geschichten sollten uns in Erinnerung rufen, dass die Migranten von gestern die Wiener von heute sind. Das Leben in den Umgebungsgemeinden wird heute viel mehr durch die große Stadt mitgeprägt als das vor 100 Jahren der Fall war.
Dass wir heute mit dem Begriff der „Wiener Tschechen“ gelassen umgehen können - ganz anders als mit dem Begriff „Wiener Türken“ - war nicht immer so und ist es eben nur, weil wir alle Teil dieser damaligen so einmaligen Mischkulanz geworden sind.
Ironischerweise waren die drei wesentlichen Protagonisten, die sich für die überwiegend tschechischen Arbeitermassen verantwortlich fühlten, ebenfalls gebürtige Tschechen. Alois Miesbach kam aus Mährisch Krumau, Heinrich Drasche aus Brünn und Victor Adler aus Prag.
Victor Hugo[1] sagte:
„Das Paradies der Reichen wird gemacht aus der Hölle der Armen.“
Die Peripherie erinnert nachhaltig daran, dass - um den Reichtum der Stadt zu erhalten - Arbeit notwendig war, Arbeit, die aber nicht in der Stadt, sondern vor den Toren verrichtet wurde, verborgen vor eventuell Verantwortlichen, verrichtet von Arbeitern, die an dem, was sie produzierten, nie partizipieren konnten. Der gesellschaftliche Reichtum floss woanders hin: in das Zentrum; am Stadtrand war davon nichts zu bemerken.
Auf Schritt und Tritt kann man heute noch die Spuren der expansiven industriellen Nutzung der Peripherie, die im Laufe des 19. Jahrhunderts stetig zunahm und um die Jahrhundertwende ihren Höhepunkt erreichte, deutlich erkennen. Da sind zum einen die heute in einer idyllischen Inszenierung stadtplanerischer Überlegungen eingebetteten Ziegelteiche, die letzten Erinnerungen an die einst so dominante Ziegelproduktion im Süden Wiens. Die Ziegelwerke sind längst aufgelassen, ab und zu kann man noch vereinzelt Mauerreste alter Ringöfen finden. Größtenteils jedoch sind die Industrieanlagen der ehemaligen Ziegelwerke heute von anderen städtischen Nutzungen überlagert, sei es von Schrebergärten oder von anderen Industriebetrieben. (Slapansky, 1992, S. 20)
· Warum kamen sie?
· Woher kamen sie?
· Wer waren ihre Arbeitgeber?
· Wer verantwortet ihre Notlage?
· Was war ihre Arbeit?
· Was waren ihre gesellschaftlichen Beiträge?
· Was blieb von ihnen?
Die gute alte Zeit wird gerne beschönigt, etwa durch die Bilder des Biedermeiermalers Ferdinand Waldmüller[2] oder auch durch das gerne wiederholte Vorurteil, dass früher alles besser war. In Waldmüllers Bildern sind die Kinder immer wohlgenährt. Dass sie barfuß sind, wird durch die auf den Bildern immer scheinende die Sonne elegant abgefedert. Man hat sich die Armut schöngezeichnet.
Abbildung 1: Ferdinand Waldmüller: Rückkehr von der Kirchweih, Alte Nationalgalerie (Berlin)[3]
Wir haben nur Schilderungen von der Not der Arbeiter aber kein Bild. Die folgende Zeichnung versucht, die triste „Wohn“-Situation in den Unterkünften wiederzugeben.
Abbildung 2: Zusammenleben auf engstem Raum[4]
Und ist das nicht heute auch so?
Abbildung 3: Zerfetze Jeans (Ripped Jeans)[5]
Heute müssen wir aber weiter fahren, um zu erkennen, wer dafür bezahlt, dass die abendländische Schickeria sich die Armut schönredet. Seht doch, es ist nicht so schlimm, arm zu sein – könnte man in diese „Kleidungsstücke“ hineininterpretieren.
Abbildung 4: Hochpreis-Käufermarkt, Niedriglohn-Erzeugermarkt, Extreme Gewinne, fehlende soziale Verantwortung
Wenn die heutigen Modedesigner sich in zynischer Art über Armut lustig machen, dann haben sie den Film „The True Cost“ nicht gesehen, der ähnlich wie seinerzeit Victor Adler die Umstände offenlegt, die unseren Reichtum möglich machen. Was fehlt, ist ein „globaler Victor Adler des 21. Jahrhunderts“. (The True Cost (Ausschnitt), 2015) (The True Cost (Trailer), 2015)
Wir wollen gemeinsam entdecken, wie unsere heutige Welt aus der Welt von gestern entstand, wobei das „Gestern“ ein ziemlich langer Zeitraum ist, auf den wir zurückblicken müssen, wenn wir das alles erklären wollen, was uns heute so selbstverständlich geworden ist. Genaugenommen hätte das schon mein Großvater so formulieren können, denn auch er erlebte bereits eine durch Massenmigration geformte Welt.
Welche sind die Zutaten, aus denen unsere heutige Welt entstand? Agrarrevolution[7]
Sehr viele verschiedene Faktoren in der Agrarwirtschaft ermöglichten ab dem 18. Jahrhundert höhere Erträge. Das sind: Sommerstallfütterung, Anbau von Hackfrüchten und Klee auf der Brache, Fruchtwechselwirtschaft[8], Zuchtverbesserung, neue Werkzeuge, Düngung. Mit dem wachsenden Wissen um die landwirtschaftliche Produktion verbesserten sich die Ernteerträge und durch die höheren Erträge sank der Preis für die landwirtschaftlichen Produkte und damit verarmten die Bauern, die immer noch robot- und zehentpflichtig waren. Immer weniger Menschen wurden für die Ernährung der Bevölkerung benötigt, die Anzahl der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft sank kontinuierlich.
Abbildung 5: Erwerbstätige in der Landwirtschaft[9][10]
Bis zum 18. Jahrhundert veränderte sich die Weltbevölkerung wenig, Die damalige Welt war europazentriert. Doch danach stellen wir ein weltweites Wachstum der Bevölkerung um etwa 0,5 % pro Jahr fest. In den europäischen Ländern lebten diese Menschen überwiegend in den ländlichen Gebieten und wurden dort durch die "Schollenpflicht", also durch Leibeigenschaft gefangen.
Abbildung 6: Entwicklung der Weltbevölkerung (Wikipedia)[12]
Die Leibeigenschaft zwang die Landbevölkerung, sesshaft zu sein. Dieses Sesshaft-Sein nannte man „Schollenpflicht“. Die Bauern waren besitzlos und abgabenpflichtig. Im Königreich Böhmen nannte man die Abgabe Robot[14].
Der Bauernstand war in Österreich nicht einheitlich mit Rechten ausgestattet. Die Tiroler Bauern waren schon seit Jahrhunderten frei, doch traf das nicht auf die Bauern in Böhmen zu. Weder konnten sie ihren Wohnort verändern, auch ihre Verehelichung unterlag der Genehmigungspflicht durch den Leibherrn. (Es ist nicht klar, ob eine solche Genehmigungspflicht einfach nur Schikane war oder eine versteckte Form der Geburtenregelung.)
Diese Leibeigenschaft wurde von Maria Theresia[15] (1778) und Josef II.[16] (1782) gegen den Widerstand der Stände eingeschränkt. Maria Theresia hat die Abgabenpflicht der Bauern in ihren eigenen Besitzungen aufgehoben, konnte aber in die Rechte der anderen Grundherren nicht eingreifen.
Die Nachfolger von Josef II., Leopold II. und Franz II. waren in dieser Frage untätig, sodass es bis zur Revolution 1848[17] gedauert hat, bis die Leibeigenschaft der Bauern endgültig aufgehoben wurde.
Abbildung 7: Maria Theresia, Josef II. und Hans Kudlich, die Wegbereiter der Bauernbefreiung
Auslöser für die Revolution[18] waren vielfältig:
· Gesamteuropäische Fortführung der französischen Revolution
· Maschinenstürmerei
· Metternichscher Spitzelstaat
· Bauernbefreiung
· Ruf nach Verfassung und Pressefreiheit
· Verelendung durch Industrialisierung
· Hungersnöte
Abbildung 8: Schützenscheibe „Pressfreiheit! Constitution!“, Feldkirch (Vorarlberg) 1848[19]
Abbildung 9: Angriff auf die Barrikade in der Jägerzeile[20]
Abbildung 10: Zeitgenössische Karikatur zur Flucht Metternichs aus dem März 1848[21]
Abbildung 11: Straßennamen erinnern an die Märzrevolution 1848
Hans Kudlich[22] stammte aus Troppau (Nordmähren) und seine Eltern waren robot- und zehentpflichtig[23]. Aber Hans Kudlich konnte in Wien studieren. Er wurde 1848 in der Herrengasse durch einen Bajonettstich verwundet und wurde nach der Heilung Reichstagsabgeordneter. Er stellte am 24. Juli 1848 einen Antrag auf „Aufhebung des bäuerlichen Untertänigkeitsverhältnisses“. Der Antrag trat am 7. September 1848 als „Grundentlassungspatent“[24] in Kraft. Die damaligen Bauern waren also erstmals in der Lage, ihren Leibherrn zu verlassen. Die Verhandlung vom 17. August 1848 mit dem Antrag von Hans Kudlich können in den tschechischen Parlamentsprotokollen (in deutsch)[25] nachgelesen werden.
Man hat die Bauern mit Freiheit ausgestattet, ihnen aber keine weiteren Rechte zugestanden. Für jemanden zu arbeiten bedeutete nach wie vor, Arbeit von Sonnen- auf bis Sonnenuntergang im Akkord. Es ist eine Ironie, Freiheit erlangt zu haben und dann in der Abhängigkeit der Industrie zu landen.
Die Folgen der Freiheit waren Auswanderung und Landflucht und damit verbunden die Verstädterung der Ballungsräume. Die verbliebenen Bauern konnten ihre Höfe kaufen, gelangten aber in neue Abhängigkeiten der Banken und etwa 1860 wurden ihnen auch diese Zahlungen erlassen.
1342 Tirol
1778 Lockerung durch Obergrenzen und Einspruchsrecht (Maria Theresia)
1782 Weitere Verbesserungen (Josef II.)
1783 Baden
1789 Frankreich
1808 Bayern
1808 Westfalen
1810 Preußen
1812 ABGB
1817 Würtemberg
1832 Sachsen
1848 Aufhebung der Erbuntertänigkeit (Hans Kudlich)
1861 Russland (Alexander II)
1863 Rumänien
Abbildung 12: Abschaffung der Leibeigenschaft in Europa
Bis zum Revolutionsjahr 1848 war die Migration noch relativ gering, doch die Aufhebung der Leibeigenschaft Herbst 1848 hatte weitreichende Folgen auf das Wachstum der Städte, denn große Teile der verarmten Landbevölkerung verließ ihre Heimat entweder als Auswanderer nach Übersee oder durch Zuzug in die großen Städte. Dieser Prozess ist seit dieser Zeit kontinuierlich und dauert heute noch an.
Abbildung 13: Auswanderung und Landfluch
Zwischen 1876 und 1910 wanderten aus der Monarchie rund 4 Millionen Einwohner aus, da sie arbeitslos waren und anderswo bessere Lebensbedingungen erhofften. Für die meisten waren die USA die neue Heimat.
Das Bevölkerungswachstum und die Unmöglichkeit der weiteren Hofteilung zwang die jungen Leute dazu, anderswo Arbeit zu suchen. Landflucht und Arbeitskräftebedarf in der Industrie und damit Wachstum der Städte ging Hand in Hand.
Wien wuchs durch diese Landflucht sechs Mal schneller als es dem durchschnittlichen Wachstum entsprach. Diese Menschenmassen brauchten Arbeit, die durch die gleichzeitig stattfindende Industrialisierung, in Wien in erster Linie durch das Baugewerbe, geboten wurde.
Die kleinen Höfe konnten nicht mehr weiter geteilt werden. Die kleinbäuerliche Struktur konnte die vielen Kinder nicht ernähren. Typischerweise übernahm der Älteste den kleinen Hof, die anderen mussten weg, meist in die große Stadt.
Hier eine sicher nicht untypische Situation in einem kleinen Dorf in Mähren:
Abbildung 14: Mährische Familie, ca. 1920 (Foto: Fiala)
Im Vordergrund die betagten Eltern mit den Enkeln, dahinter Der älteste Sohn Josef mit Gattin (1), daneben die Schwester (2) und rechts mein Großvater Franz (3) vor dem kleinen Bauernhaus.
Die Mädels waren nicht das große Problem, die fanden bald einen Partner; und wenn nicht in ihrer Heimatgemeinde, dann in der großen Stadt. Mein Großmutter hatte drei Schwestern und einen Bruder. Alle wurden in der großen Stadt heimisch und machten das, was man eine „gute Partie nannte“.
Mein Großvater hatte das Glück, dass ihm die Eltern den Besuch einer Fachschule ermöglicht haben. Als 17-jähriger besuchte er eine gewerbliche und deutsche Fachschule in Brünn und war daher für Wien gut gerüstet. Er konnte gut Deutsch, jedenfalls besser als meine Großmutter, die zeitlebens perfekt böhmakelte.
Das Glück war die Schule. Mit dieser Schule entkam er dem Alltag der Ziegelarbeit und wurde als Schlosser beschäftigt.
Abbildung 15: Zeugnis und Arbeitsbestätigung eines Schlosserlehrlings aus Brünn (Foto: Fiala)
Abbildung 16: Wiener Schlosserei, 1906 (Foto: Fiala)
Im Gegensatz zu den Ziegelarbeitern waren meine Großeltern sesshaft geworden und haben ihre Bindungen zu Tschechien praktisch beendet, waren aber Teil einer echten Parallelgesellschaft in Simmering.
Es gab einen wichtigen Unterschied zwischen den Tschechen im Raum von Wien und den Ziegelarbeitern im Süden, denn in den Ziegelwerken war die Abhängigkeit vom Betrieb wegen der Wohnsituation noch größer als die eines Bettgehers in Wien.
· Wiener Neustädter Kanal[28]
· Bahnbau
· Dampfmaschine
· Donauregulierung
· Stadterweiterung
Leibeigenschaft erscheint uns heute etwas Archaisches, doch vor 150 Jahren war es noch etwas, das die Menschen noch von ihren Vorfahren gekannt haben. Es war vorwiegend ein ländliches Phänomen.
Damit durfte sich die verarmte Bevölkerung am Land frei in Bewegung setzen. Doch der nunmehr freie Bauer kam vom Regen in die Traufe, denn aus der neu gewonnenen Freiheit vom Leibherrn entstand eine neue Abhängigkeit vom Industriebetrieb, denn er war zwar frei vom Leibherrn aber auch frei von Rechten gegenüber dem Arbeitgeber und daher gab es keinerlei Regeln hinsichtlich der täglichen Arbeitszeit oder der Wochenarbeitszeit.
Wenn sich heute eine Firma rühmt eine Hotline 24/7 zu betreiben, war das damals, vor 150 Jahren der Normalfall. Gearbeitet wurde von Sonnenauf- bis -untergang, von Montag bis Sonntag. Bezahlt wurde im Akkord, jeweils für 1000 Stück Ziegel, egal welcher Arbeitsgang.
Zur Ehrenrettung der damals beteiligten Verantwortlichen muss man anführen, dass alle sozialen Errungenschaften, die wir heute als selbstverständlich erachten, damals erst erkannt, benannt und umgesetzt werden mussten. Im Grunde war der Betrieb der neue Leibherr und dass hier Menschen beschäftigt sind, war eine Erkenntnis, die oft bis in die heutige Zeit nicht ausreichend bewusst ist.
Der Industriearbeiter war der neue Leibeigene, sein Arbeitgeber der neue Leibherr.
Die damalige Wirtschaftsform, der Liberalismus konnte der früheren Obsorge durch den Leibherrn nichts entgegensetzen. Die gerade der Leibeigenschaft entkommenen Menschen landeten in einem liberalen Nachtwächterstaat, der es als seine vornehmliche Aufgabe sah, den Besitz und nicht die Menschen zu schützen.
Das extreme Wachstum warf alle Planungen über den Haufen. Die für eine Familie geplanten Wohnungen für Ziegelarbeiter wurden in kürzester Zeit durch den Zustrom neuer Arbeiterscharen und den gleichzeitigen Bedarf an Baumaterial in extremer Weise überbelegt.
Der schlanke Staat hatte kein Konzept für die Betreuung der Menschenmassen, es lag am Industriebetrieb, für die Menschen zu sorgen. Und er tat es auch. In einer Darstellung der Verhältnisse im Jahr 1873, dem Jahr der Wiener Weltausstellung zeigt die vier Jahr vorher gegründete Aktiengesellschaft, dass sie ein Krankenhaus für die eigenen Fabriksarbeiter betreibt, etwas, das heutzutage selbstverständliche Aufgabe der Kommune ist. Es dauerte dann noch mehr als 15 Jahre bis die Gemeinde mit dem Kaiser Franz Josef Spital diese Aufgabe übernahm.
Diese Verantwortung des Staates für den neuen Stand der Arbeiter entstand aus einem langwierigen Lernprozess, dessen Ergebnis sich durchaus sehen lassen kann, denn es entstanden im Wien um 1900 Einrichtungen, die richtungsweisend waren. Dazu zählten Krankenhäuser, Schulen, Armenhäuser.
· 1889 Kaiser-Franz-Josef-Spital
· 1905 Männerwohnheim Meldemannstraße
· 1907 Otto Wagner Spital
· 1913 Schule an der Triesterstraße „Ohne Fleiß kein Preis“
· 1913 Wilhelminenspital, Krankenhaus Lainz
Aber diese durchaus ambitionierten Projekte waren vielfach nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“ wie das Brigitte Haman in ihren Büchern schildert, es hätte ein Vielfaches solcher Einrichtungen gebraucht. Die Planungen konnten einfach mit dem Wachstum nicht Schritt halten.
Die einzige Einnahmequelle der Arbeiter war Lohnarbeit, eine staatliche Absicherung und Sozialgesetzgebung war etwas, das erst in den kommenden Jahrzehnten entwickelt werden sollte und daher erzeugte dieses Ausgeliefert sein an den Industriebetrieb entsetzliche Arbeitsbedingungen, vermutlich schlimmer, als es sie noch in den Zeiten der Leibeigenschaft gegeben waren.
Und so, wie die Arbeitgeber unter dem Druck der Aktionäre, dem Druck der größer werdenden Nachfrage aber dem fehlenden Druck seitens des Staates nicht mit dem Bau vernünftiger Arbeitsbedingungen nachkamen, konnte auch der Staat, als er dann die Stadt um die Jahrhundertwende auf ein erstaunlich hohes Niveau schraubte, nicht mit dem Veränderungsdruck der Nationalismen nicht standhalten und brach schließlich durch die
Unser Geschichte beginnt mit den Napoleonischen Kriegen – auch eine Form der Geburtenregelung - In einem Geschichtsforum werden folgende Opferzahlen der insgesamt 7 Koalitionskriege[29] genannt:[30]
1 000 000 Franzosen u. Verbündete
400 000 Russen
400 000 Preußen
300 000 Spanier
200 000 Österreicher
200 000 Briten
1000-1806 Erstes Reich Heiliges Römisches Reich[31]
1806-1866 „Zwischenreich“ Deutscher Bund[32]
1871-1918 Zweites Reich Deutsches Kaiserreich[33]
1918-1933 „Zwischenreich“ Weimarer Republik[34]
1933-1945 Drittes Reich Nationalsozialismus[35]
Der Deutsche Bund[36] trat an die Stelle des früheren Heiligen Römischen Reiches[37], das mit der Franz II. endete.
Abbildung 17: Deutscher Bund 1815-1866[38]
Mit der für Habsburg verlorenen Schlacht bei Königgrätz[39] (Hradec Králové) endete der Deutsche Bund.
Abbildung 18: Schlacht von Königgrätz (Gemälde von Georg Bleibtreu)[40]
Etwas Netteres als fast 6.000 Tote und den Rausschmiss aus dem Deutschen Bund brachte uns diese Schlacht mit dem Begriff „Piefke“, denn so hießen zwei der Dirigenten des preußischen Musikkorps, das am 31. Juli 1866 nach der Schlacht zu einer großen Parade in Gänserndorf aufmarschiert ist. Unter den herbeigeeilten Wienern soll sich der Ruf „Die Piefkes kommen“ verbreitet haben. Johann Gottfried Piefke[42] August Piefke hießen diese Brüder.
Abbildung 19: Piefke-Denkmal in Gänserndorf[43]
Damit verlor das Haus Habsburg seine Führungsrolle im deutschsprachigen Europa. Österreich wurde mit dem Ende des Deutschen Bundes nach der Schlacht bei Königgrätz[44] vollends aus dem Deutschen Bund. Nach 1866 folgte der Norddeutsche Bund[45][46].
1871 erfolgte die Gründung des Deutschen Kaiserreichs[47]:
Abbildung 20: Deutsches Kaiserreich 1971-1918 [48]
Warum sind diese Entwicklungen für Österreich und für die Tschechen in Wien so wichtig?
Dieser Rausschmiss Österreichs aus dem Deutschen Bund war der Startschuss für Entwicklungen, deren Wirkungen sich in den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts manifestierten. Es war die Geburtsstunde vielfältiger Nationalismen. Der Anschlussgedanke wurde geboren. Niemand in Österreich sah für dieses Land eine Zukunft als selbständiger Staat, das gemeinsame Ziel aller Österreicher war, zukünftig in irgendeiner Form Teil von Deutschland zu werden. Noch 1921 verlangten alle Parteien, also auch die Sozialisten, den Anschluss an Deutschland.
Der Nachtwächterstaat definiert den Staat als ein notwendiges Minimum, das den Schutz der Freiheit und des Eigentums gewährleistet (Minarchismus[50]).
· Keine staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft
· Staat bietet Rechtssicherheit, öffentliche Einrichtungen, Armee
· Vertragsfreiheit, Gewerbefreiheit, Konsumentenfreiheit, Recht auf freie Berufswahl, Recht auf Privateigentum
· Freie Preisbildung durch Angebot und Nachfrage
· Freier Wettbewerb
Der Staat ist sich seiner Verantwortung gegenüber dem Arbeiterproletariat nicht bewusst und es bedarf der Entdeckung der Macht der Solidarität, dass um 1900 ein Wandel der Staatsidee vom Nachtwächterstaat zum Sozialstaat erfolgt.
Betriebe müssen überleben, so wie es auch ihre Beschäftigten müssen. Wir wissen heute, dass der Staat dazu Regeln aufstellen und diese kontrollieren muss. Die Staatsauffassung im 19. Jahrhundert war aber eine andere. Es war ein Laissez-Faire-Staat, der die Wirtschaft sich selbst überließ.
Die beiden Patriarchen der Wiener Ziegelgeschichte Miesbach und Drasche haben sich für ihren Betrieb und für ihre Arbeiter persönlich verantwortlich gefühlt. Für sie war die tatsächliche Größe ihres persönlichen Reichtums wahrscheinlich weniger wichtig als ihr Ansehen in der Gemeinde und in der Gesellschaft.
Es entstanden daher in ihrer Zeit sehr viele Sozialeinrichtungen in ihrem Firmenimperium, die uns zeigen, dass die Welt der Ziegeleien eine eigene, abgeschlossene Welt war. Nicht der Staat oder die Gemeinde betrieb ein Krankenhaus, sondern Miesbach und Drasche.
Diese persönliche Bindung an den Betrieb verschwand mit dem Börsegang der Wienerberger. Dem Aktionär sind die Betriebsbedingungen egal, er freut sich über die Dividende, die Aktienkurse steigen.
Der Gewinndruck zwingt zu Rationalisierungsmaßnahmen. Ziegelfertigung war aber reine Handarbeit und die größte Einsparungsmöglichkeit waren die Geld- und Sachleistungen an die Arbeiter. Und in diesen Möglichkeiten ist ein kapitalistisches System sehr erfinderisch und in allen Industrienationen entwickelten sich identische Mechanismen.
Man sparte am Lohn, erweiterte die Wohngebäude nicht, trotz enormer Bedarfssteigerungen.
Der Anteil der Gläubigen in Tschechien war seit der Zeit des Ján Hus geringer als im Gebiet des heutigen Österreich. Die Migranten aus bäuerlichen Gebieten waren aber überwiegend Katholiken. Eine heutige „Karte des Glaubens“ zeigt in Mähren eine größere Nähe zur Kirche als in Böhmen.
Abbildung 21: Anteil der Gläubigen in Tschechien (2011)[52]
Doch in Wien ließ sie die Kirche in Stich und bevorzugte die unheilvollen Ehe von Thron und Altar.[53] Die Kirche war damals eine solche der Reichen und Mächtigen, das caritative Element wurde sträflich vernachlässigt. Reinhard Mey bringt es in einem seiner Lieder auf den Punkt:
Abbildung 22: Liedtext aus "Sei wachsam" von Reinhard Mey
Durch diese Einäugigkeit übersieht die Kirche jahrzehntelang die Nöte der Arbeiter. Niemandem iEnzyklim der Kirche ist aufgefallen, dass diese Ziegelarbeiter vom arbeitsfreien Sonntag ausgeschlossen waren. Irgendwie hat sich dann doch ein Ziegelarbeiter in die Altmansdorfer Kirche verirrt und ein dortiger Mäzen wollte nicht neben ihm sitzen.[54]
Die von Papst Leo III 1891 verkündete Enzyklika „Rerum novarum“ mit den Elementen, die heute als „christliche Soziallehre“[55] bekannt sind, kam für diese Menschen zu spät, denn sie haben sich bereits den sozialistischen Idealen zugwendet. Praktisch alle Tschechen in prekären Arbeitsverhältnissen waren ihrer Gesinnung nach den sozialistischen Ideen zugetan.
Die historischen Kaufkraftparitäten sind der Seite von Ober St. Veit[57] entnommen. Die Jahre 1915-1924 wurden wegen der extremen Inflation nicht dargestellt. Die Abnahme des Schillingwerts[58] zwischen 1945 und 2001 entspricht dem Grad der damaligen Inflation. Seit der Euro-Einführung 2002[59] besteht eine Inflation von etwa 2%, daher sinkt der Euro-Wert seither leicht ab.
Die Epochen, in der der Ziegel die Stadt geformt hat waren die Gründerzeit, die Zeit des „Roten Wien“ und die Wiederaufbauzeit.
Abbildung 23: Bauperioden in Wien
Epoche |
Zeitraum |
Jahre |
Anteil der Bausubstanz |
Bauleistung pro Jahr |
Gründerzeit |
1849-1918 |
69 |
33% |
0,5% |
„Rotes Wien“ |
1919-1933 |
14 |
25% |
1,8% |
Wiederaufbau und jüngerer Gemeindebau |
1946-1976 |
30 |
42% |
1,4% |
Die folgende Zeittafel umreißt die Entwicklung von Wien von einer mittelalterlich bewehrten Stadt zu einer Metropole.
Politik, Krieg |
Verkehr |
Gebäude |
Soziales |
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1800 |
Napoleonische Kriege |
Wr. Neustädter Kanal |
||
1810 |
Wiener Kongress |
Dianabad-1 |
||
1820 |
||||
1830 |
Philadelphia, Nordbahnhof-1 |
|||
1840 |
Revolutionsjahr |
Südbahn, Südbahnhof-1, Verbindungsbahn |
||
1850 |
Solferino |
Semmeringbahn, Westbahnhof, Westbahn |
Arsenal, Abriss Stadtmauer |
|
1860 |
Königgrätz Ausgleich (k.u.k.) |
Pferdestraßenbahn, Nordbahmhof-2 |
Ringstraße, Heinrichshof, Oper |
Rudolfsstiftung |
1870 |
Donauregulierung, Gürtel, Südbahnhof-2, Pottendorfer Linie, Franz-Josefs-Bahnhof, Nordwestbahnhof |
Rotunde, Börse, Votivkirche |
||
1880 |
Badner-Bahn |
Zentralviehmarkt, Parlament, Rathaus, Universität, Burgtheater |
KFJ-Spital, Kronprinzessin Stephanie-Spital |
|
1890 |
Stadtbahn, Dampftramway |
Gasometer |
Kaiserin-Elisabeth-Spital |
|
1900 |
Elektrische Straßenbahn |
Postsparkasse |
Otto Wagner Spital |
|
1910 |
Dianabad-2, Neue Burg, Kriegsministerium |
Wilhelminenspital, KH Lainz |
Die Enge der Stadt war groß und das Revolutionsjahr zeigte den Militärs, dass eine Stadtmauer leicht ein Gefängnis werden kann und allein diese Sicherheitsüberlegungen führten zu einem Neuanfang bei der Stadtplanung. Als eine erste Reaktion auf die Umstände im Revolutionsjahr 1848 wurde bis 1856 das Arsenal[62] errichtet. Die Ziegel dazu kamen aus dem Miesbach-Imperium.
So präsentierte sich Wien 1858…
Abbildung 24: Stadtplan von Wien vor der Schleifung der Stadtmauern (1858, Wikimedia Commons)[63]
…als der Beschluss zur Errichtung der Ringstraße[64] gefasst wurde. Die Anlage als eine Folge gerader Abschnitte war keiner künstlerischen Freiheit entsprungen, sondern folgte militärtechnischen Überlegungen nach freien Schusszonen im Falle von Aufständen.
· Es gibt noch die Stadtmauer und das Glacis
· Es gibt den Linienwall an der Grenze der inneren Bezirke
· Wienfluss ist noch nicht überdacht
· Arsenal wurde als erster Bau nach 1848 errichtet
· Der Wiener Neustädter Kanal existiert noch bis zum Donaukanal
· Es gibt noch den Gloggnitzer Bahnhof in der Anordnung des späteren Süd-/Staats-Bahnhofs.
Der Baulöwe vom Wienerberg gehörte zu den ersten, die ihr Ringstraßenpalais errichteten. Seinem Ruf als reichster Mann von Wien folgend, baute daher Heinrich Drasche den offenbar nach ihm benannten „Heinrichshof“ gegenüber der noch im Bau befindlichen Oper 1963:
Abbildung 25: Das Opernhaus kurz nach Baubeginn im Jahr 1863, Wikipedia
Und so schaute sie dann aus die K-u-K-Hofoper im Jahr 1898:
Abbildung 26: k.k. Hof-Operntheater (1898) [65]
Doch „Wo viel Licht ist…“, oder wie die Presse schreibt: „Viel Elend für den Glanz“. (Luxner, 2015)
Noch deutlicher wird diese Entwicklung, wenn wir die Größe von Wien und die Anzahl der Bezirke darstellen. Hier sehen wir, dass das Größenwachstum zunächst durch Eingemeindung erfolgte und parallel dazu durch Migration. Die Eingemeindung bildete den Umstand ab, dass die wirtschaftliche Basis der Bewohner der Vorstädte überwiegend durch Wien gegeben war und nicht durch ihre Vorstadtgemeinde.
Ein älterer Mensch zu Beginn des Ersten Weltkriegs kannte als Kind Wien als noch einen einzigen Bezirk mit mittelalterlichen Stadtmauern und gerade einmal 400.000 Einwohnern. Während seines Lebens wurde Wien sechs Mal erweitert, zählte letztlich 21 Bezirke und hat seine Einwohnerzahl verfünffacht, einerseits durch die Eingemeindung aber überwiegend durch Migration, wobei der Assimilationsdruck viele Neuankömmlinge in kürzester Zeit eingedeutscht hat. Aber ob das der Fall war, hing von sehr vielen Faktoren ab.
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1848 |
1855 8 Bezirke |
1861 9 Bezirke |
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1874 10 Bezirke |
1892 19 Bezirke |
1900 20 Bezirke |
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1904 21 Bezirke |
1938 26 Bezirke |
1954 23 Bezirke |
Abbildung 27: Stadtgrenzen von Wien im 19. Und 20. Jahrhundert
Die Stadt wuchs rascher als man in der Lage war, diese Strukturen zu verwalten.
Die Metropolenbildung gilt als ein wesentliches Kennzeichen des 19. Jahrhunderts. (Slapansky, 1992, S. 53)
Wien und seine Umlandgemeinden wuchsen in etwa 70 Jahren auf das fünf- bis sechsfache ihrer ursprünglichen Größe, ein Prozess, den wir auch heute wieder erleben und die heutigen Begleitumstände sind jenen von 1900 gar nicht so unähnlich. Viele von uns werden es erleben, dass die Einwohnerzahl von Wien wieder die Zwei-Millionen Grenze übersteigt.
Abbildung 28: Bevölkerungszahl von Wien und Vösendorf im Vergleich (Bild: Fiala)
Bemerkenswert an diesem Vergleich ist das noch größere Wachstum von Vösendorf.
Das heutige Wachstum von Wien ist nicht mehr ganz so stark wie damals um 1900 aber mit etwa 7.000 Zuwanderern pro Jahr mit Spitzen bis 17.000 dennoch beachtlich.
Abbildung 29: Bevölkerungszahl von Wien (2002-2018 )[67]
Zum Vergleich die Bevölkerungsentwicklung Paris, die diesen Einbruch nach dem Ersten Weltkrieg nicht erlebt hat:
Abbildung 30: Bevölkerungsentwicklung von Paris (Wikipedia)[68]
Während Paris zwischen 1850 bis 1910 von 1,1 Millionen auf das 2,5-fache wuchs, war es Wien das Sechsfache (von 400.000 auf 2,4 Millionen). Wien war damit um 1910 die fünftgrößte Stadt der Welt!
In der Regel kamen die Arbeiter mit der Bahn, aber es wird auch über Familien berichtet, die zu Fuß 400 Kilometer zurück gelegt haben, um nach Wien zu kommen.[69] Die Ankunftsbahnhöfe der Tschechen waren:
Franz-Josefs-Bahnhof
Abbildung 31: Franz-Josefs-Bahnhof (Wikipedia)
Nordwestbahnhof
Abbildung 32: Nordwestbahnhof (Wikipedia)
Nordbahnhof
Abbildung 33: Nordbahnhof (Wikipedia)
Gloggnitzer Bahnhof, später Süd- und Staatsbahnhof
Abbildung 34:Gloggnitzer Bahnhof, später Süd- und Staatsbahnhof (Wikipedia)
Der „Linienwall“[71] („Linie“) war eine Befestigungsmauer an der Stelle des heutigen Gürtels, errichtet 1704 unter Kaiser Leopold I[72] als Schutze gegen die Kuruzzen.
Entlang dieser Verteidigungslinie wurden im 18. Jahrhundert zahlreiche Kapellen zu Ehren des böhmischen Schutzheiligen Johannes-Nepomuk errichtet, die im Volksmund den Namen „Hansl am Weg“ erhalten haben.
Abbildung 35: Beispiel für ein Johannes-Nepomuk-Marterl in Simmering, Am Kanal, bekannt als "Johannesstöckl"
Im 19. Jahrhundert wurde diese Befestigungslinie zu einer Steuergrenze umfunktioniert. Wer Waren in die Stadt brachte, musste an der Linie (am Linienwall) bei den Linienämtern[73] das Liniengeld (=Verzehrsteuer) bezahlen. Wenn jemand einen Laib Brot mit sich geführt hat, musste er diesen versteuern, es sei denn, es hat schon ein Stück davon gefehlt.
Abbildung 36: Verzehrungssteuer, karikiert im Kikeriki vom 22.4.1889[74]
Die für die Einhebung der Steuer zuständigen Beamten nannte man wegen der Farbe ihrer Uniform: „Spinåtwåchter“[75]: 1873 wurde außerhalb der Linie die Gürtelstraße errichtet. Da diese Steuer eine wesentliche Einnahmequelle für die Stadt war, blieb der Wall bis 1893 bestehen und wurde erst ab März 1894 abgerissen. Das bedeutete aber nicht das Ende der Steuer. Vielmehr wurden die Linienämter weiter an die Stadtgrenze verschoben.
Favoriten, der 10. Bezirk, war der erste Bezirk außerhalb der Linie und war daher vom Liniengeld ausgenommen. Und daher wurde er zur ersten Anlaufstelle für Wohnungssuchende, die sparen mussten, eben für die Tschechen.
Die Österreicher und die Tschechen war alphabetisiert (2-3% Analphabeten), die andern Völker aber nur in einem sehr geringen Ausmaß (80% Analphabeten). Das war auch der Grund dafür, dass die Wiener Tramway mit Farbsignalen und nicht mit Zahlen oder Buchstaben versehen war. So schaute das damals aus:
Abbildung 37: Signalscheiben der Wiener Tramway
Damals bestand Hietzing aus dem heutigen Hietzing plus dem heutigen Penzing inklusive Hütteldorf. Eine Trennung dieser Bezirke erfolgte erst 1938. Wer also nach Hütteldorf fuhr, der fuhr damals nach Penzing. Und die Linie, die dorthin führt war grün (vorne) und grün-weiß (hinten).
Rapid spielte bis zum Jahr 1905 in den Farben rot-blau, weil die Farben aber nach dem Waschen in eine Art violett übergingen, änderte man die Farben in grün-weiß und möglicherweise waren die damalige Kennzeichnung der Tramway ein Motiv dafür.
Auch die heutige U4 hat eine grüne Leitfarbe.
Trotz des gewaltigen Baubooms kann der Wohnungsbau nicht mit dem Bedarf schritthalten.
1870 Anteil der Untermieter und Bettgeher 25 %. Ein Bett für zwei Personen; einer am Tag, einer in der Nacht.
»Man kann Wohnung für Wohnung abgehen, so fehlt alles, was wir als Grundlage gesunden bürgerlichen Lebens zu sehen gewohnt sind. Die Wohnung ist nur eine Schutzdecke vor den Unbilden der Witterung, ein Nachtlager, das bei der Enge, in der sich Menschen drängen, bei dem Mangel an Ruhe und Luft und Reinlichkeit, nie dem erschöpften Körper zur Ruhestätte werden kann. Diese Wohnungen bieten keine Behaglichkeit und keine Erquickung. Sie haben keinen Reiz für den von der Arbeit Abgemühten. Wer in sie hineingesunken ist oder in sie hineingeboren wurde, muss körperlich oder geistig verkümmern und verwelken oder verwildern.« (Slapansky, 1992, S. 53)
90 % aller Wohnungen Favoritens waren Bassenawohnhäuser. Diese billig errichteten Arbeiterzinshäuser waren eine äußerst profitable Einnahmequelle, für die rund ein Viertel des Monatseinkommens aufgebracht werden musste.
D’Hausherrnsöhnl’n[79]; Text und Melodie von Wilhelm Wiesberg[80]
Einer der Fans von Wilhelm Wiesberg war Kronprinz Rudolf.
Abbildung 38: Wohnungsnot, dargestellt von Heinrich Zille, 1909
Der für die Freizeit der arbeitenden Bevölkerung bedeutendste Ort war das Wirtshaus.
Abbildung 39: Tanzveranstaltung im Prater
Fünf, manchmal auch Drei-Kreuzer-Tänze nannte man Tanzveranstaltungen, die überall in der Stadt und vor allem am Stadtrand veranstaltet wurden.
Abbildung 40: Fünf-Kreuzer-Tanz
Sperrsechserl = Šesták = Hat Krajczar = 6 Kreuzer, ab 1857 10 Kreuzer, ab 1892 20 Heller.
Abbildung 41: 6 Kreuzer-Münze (60 Kreuzer = 1 Gulden)
Ein Sechserl (Šesták) = 6 Kreuzer war 1850 der Zehnte Teil eines Gulden, den man in 60 Kreuzer unterteil hat. Ab 1857 bestand der Gulden dann aus 100 Kreuzern, doch der Begriff der "Sechserls" blieb bestehen, obwohl das Sechserl dann 10 Kreuzer waren
Der Wert der Münze entsprach heutigen 1,35 Euro. (siehe Seite 18)
Favoriten nannte man damals den "Šesták"-Bezirk, weil die dort wohnenden Tschechen häufig mit dieser kleinen Münze gezahlt haben.
Und dieser Betrag war auch als "Sperrsechserl" fällig, wenn man nach 22 Uhr den Hausbesorger bemüht musste, das Haustor aufzusperren. 1892 wurden aus dem Sechserl 20 Heller, und man nannte die 20 Heller noch immer "Sechserl".
1920 komponierte Robert Stolz[83] die Operette "Das Sperrsechserl". Aber zu dieser Zeit war diese Münze schon 63 Jahre überholt und dennoch war das "Sechserl" so lange im Sprachgebrauch. Das bekannteste Lied ist „A klane Drahrerei“[84].
Abbildung 42: Deckblatt des Textbuchs zu "Das Sperrsechserl" von Robert Stolz
Abbildung 43: Notenblatt "A klane Drahrerei“, eine Melodie von Robert Stolz
Victor Adler ist zeitlebens für den freien Zugang zur Wohnung eingetreten, hat diesen aber nicht mehr erlebt, denn erst 1922 wurde der freie Hauszugang geregelt.
Und wenn der Hausbesitzer den Mietern Haustorschlüssel gab, musste dem Hausmeister eine Entschädigung gezahlt werden. Das entfiel 1922.
"Diese Geldstrafe hatte für die Bevölkerung des 19. Jahrhunderts weitreichende soziale Folgen, wie die Arbeiter-Zeitung 1921 rückblickend betonte: "Die Sperrgebühr war, als sie von der Habsburgerreaktion eingeführt wurde, als eine Strafe gedacht, die derjenige bezahlen mußte, der sich nach 10 Uhr nachts noch außerhalb seines Wohnhauses befand. Daraus bildete sich die Ideologie, daß nach 10 Uhr nachts nur ein 'Lump' ausbleibt. Die zehnte Abendstunde wurde so zum Prüfstein für den anständigen Wiener."
Die Befreiung vom "Sperrsechserl", in: Arbeiter-Zeitung, 21.10.1921, 5[85] zitiert in: HAUSMEISTER IN WIEN, Aufstieg und Niedergang einer Respektsperson, 1996.[86]
Bei uns war die Sperrzeit 21 Uhr. Die Sperrzeiten gibt es noch heute: "Die Tore aller im Gebiete der Stadt Wien gelegenen Häuser müssen in der Zeit von 22 Uhr bis 6 Uhr gesperrt sein. In der Zeit von 7 Uhr bis 21 Uhr sind sie offen zu halten.“[87]
Hausbesorgergesetz (für Arbeitsverhältnisse eingegangen vor dem 1. Juli 2000)
§ 4
(1) Dem Hausbesorger obliegt:
2. [...] das Zusperren und Öffnen des Haustores bei Eintritt und Ablauf der
vorgeschriebenen Sperrzeit, sowie auf Verlangen das Öffnen des Haustores
während dieser Zeit und die Verrichtung der für das Haus notwendigen
Dienstgänge.
(2) Die Pflicht zum Öffnen des Haustores während der vorgeschriebenen Sperrzeit entfällt, wenn durch entsprechende technische Vorkehrungen am Haus (Rufanlage und Toröffnungsanlage) oder durch andere geeignete Maßnahmen dafür Sorge getragen ist, daß das Haustor auf Verlangen der Hausbewohner oder solcher Personen, die am Eintritt ein berechtigtes Interesse haben, wie insbesondere auf Verlangen von behördlichen Organen in Ausübung ihres Dienstes, geöffnet wird.
Sperrgeld
§ 10. (1) Wer in der vorgeschriebenen Sperrzeit die Dienste des Hausbesorgers
oder des bestellten Vertreters zum Öffnen des Tores in Anspruch nimmt, hat
hiefür an den Hausbesorger bzw. dessen Vertreter ein Sperrgeld zu entrichten.
(2) Das Ausmaß des Sperrgeldes ist in angemessener Höhe durch Mindestlohntarif des Bundeseinigungsamtes auf Antrag einer kollektivvertragsfähigen Körperschaft der Arbeitnehmer unter Bedachtnahme darauf festzusetzen, ob die Inanspruchnahme der Dienste des Hausbesorgers vor oder nach Mitternacht erfolgt.[88]
Mindestlohntarif für
Hausbesorgerinnen und Hausbesorger – Wien
Dienstleistungen nach §§ 3 und 4 Abs. 1 Hausbesorgergesetz
§ 2. (3) Wer in der vorgeschriebenen Sperrzeit die Dienste der Hausbesorgerin
bzw. des Hausbesorgers oder der bestellten Vertreterin bzw. des bestellten
Vertreters zum Öffnen des Tores in Anspruch nimmt, hat an die Hausbesorgerin
bzw. den Hausbesorger (Vertreterin bzw. Vertreter) für das Öffnen des Tores vor
Mitternacht 4,70 €, nach Mitternacht 5,20 €, zu entrichten.[89]
Arbeitsverhältnissen, die ab
dem 01.10.2005 eingegangen wurden (Hausbetreuer)
Mindestlohntarif für Hausbetreuerinnen und Hausbetreuer für Österreich.[90]
Möglicherweise unmöglich durch maximale Arbeitszeiten. Wie werden Rufbereitschaften bei den Arbeitszeiten berücksichtigt? Gilt bei Rufbereitschaften Nacht- und Wochenendzuschlag?
Bei der Pizzeria Anarchia in der Mühlfeldgasse 12 bekam der Eigentümer 2013 eine Anzeige, weil Polizisten um 8:30 nicht in das Haus konnten. Der Berufung wurde aber stattgegeben, da der Hausbesitzer nicht schuld daran war, sondern der Verein in der Pizzeria, und der Eigentümer alles mögliche unternommen hatte um den Zustand zu ändern.[91] Die bekannte Räumung fand 2014 statt.[92]
Bei einem anderen Haus war das Schloß kaputt. Da wurde nur der Tatzeitraum verringert.[93]
Aus der Diskussion 1921 vor
der Abschaffung:
"NÖ Gewerbeverein [...] von der Absicht, die Haustorschlüssel an die
Wohnparteien auszufolgen, abzusehen, da die sicherheitspolizeilichen
Verhältnisse in Wien derzeit keineswegs danach angetan sind, eine solche
Maßnahme zu rechtfertigen."[94]
1921 Mai: "Der unsinnige Antrag des Stadtrates Rummelhardt, daß der Haustorschlüssel nur solchen Personen ausgefolgt werden soll, die eine Leumundsnote der Sicherheitsbehörde beibringen, wurde abgelehnt."[95]
Interessant ist auch das Motiv, warum ein so starker Widerstand gegen das Sperrsechserl bestanden hat. Es ging um die kleine Macht der Hausbesorger, die ihnen damit zugestanden wurde. Und auf die Stimmen der Hausbesorger wollte man im christlich-sozialen Lager nicht verzichten.
Die Organisation der Hausbesorger verlangte im August 1934 dass der allgemeine Haustorschlüssel wieder abgeschafft und das Sperrgeld wieder eingeführt werden sollte. Ein (ich schätze kleiner) Hausbesitzerverband sprach sich auch dafür aus.[96]
Nationalismus war damals im 19. Jahrhundert ebenso modern wie heute die anti-europäische Haltung rechts-populistischer Parteien und Regierungen. Es ging gegen das vielsprachige Habsburger-Reich und für einheitssprachige Nationen.
Die Niederlage von Habsburg bei Königgrätz brachte uns den Begriff „Piefke“, was aber viel schlimmer war, dass der Zusammenhalt der Kronländer schwand.
Die Tschechen hatten eine Vorstellung von einem eigenen Staat. Die Deutsch sprechenden Österreicher hatten von einem Staat Österreich, wie er dann nach 1918 Wirklichkeit wurde, gar keine Vorstellung. Sie träumten allein vom „Anschluss“ an das Deutsche Reich.
Wien war geradezu das Epizentrum dieses Nationalitätenkonflikts. Wien war anders.
Abbildung 44: Wien-Werbung bei der Westeinfahrt "Wien ist anders"
Wien wurde gemeinsam mit anderen europäischen Großstädte zu einer Metropole aber Wien war die einzige Metropole mit fremdsprachigen, vorwiegend tschechischen Migranten, wobei hier unter „Tschechen“ die Böhmen, Mährer und Slowaken gemeint sind. Diese Migranten waren – sofern sie nicht als Saisonarbeiter wieder in ihre Heimatgemeinde zurückkehrten – einem starken Assimilationsdruck ausgesetzt. Entweder assimiliert oder ausgegrenzt und angefeindet. Wien war die Geburtsstätte des aufkeimenden Nationalismus. In Wien wurde auch das Weltbild des seltsamsten Exportartikels der Weltgeschichte geformt, das des jungen Hitler. Eine Art Rache für 1866, denn ohne Königgrätz kein Anschlussgedanke und daher auch ein wesentlich schwächerer Deutsch-Nationalismus.
Eigentlich würden wir an dieser Stelle einen „Österreich-Nationalismus“ erwarten, aber den gab es so nicht. Wer für Österreich war, der war für Cisleithanien inklusive der fremdsprachigen Kronländer. Ein Österreich, wie es dann 1920 entstand, konnte sich damals niemand vorstellen. Seit dem verlorenen Krieg 1866 und dem Ausschluss von Habsburg aus dem Deutschen Bund war das Ziel des österreichischen Deutsch-Nationalismus eine Vereinigung mit Deutschland.
Warum gerade die Situation in Wien so brisant war, zeigt uns folgende Landkarte:
Abbildung 45: Metropolenbildung in Europa
In allen europäischen Großstädten kam zu denselben Wanderungsbewegungen der Landbevölkerung. Der Unterschied zu Wien war aber der, dass in den anderen Metropolen die Zuwanderer immer aus einem gleichsprachigen Umland in die Städte strömten und daher etwa so aufgefallen sind wie Steirer in Wien.
Im Vielvölkerstaat Österreich war die Situation aber eine ganz andere. Mit Ausnahme der Zuwanderer aus den heutigen Bundesländern (das waren übrigens überraschend wenige), kamen alle anderen mit einer anderen Muttersprache in Wien an. Wir müssen uns die Relation vor Augen halten: Ausgehend von einer Bevölkerungszahl von 400.000 im Jahr 1848 stieg diese Zahl um 2 Millionen auf 2,4 Millionen im Jahr 1914. Wenn wir auch annehmen, dass ein Drittel Deutsch sprechend ist, bleiben immer noch 1,6 Millionen fremdsprachige. Und auch wenn durch einen starken Assimilationsdruck die gezählte Zahl der „Sprach-Ausländer“ vergleichsweise gering war, musste die gefühlte Zahl der Tschechen sehr groß gewesen sein. Manche Historiker vermuten, dass Wien damals sogar die größte tschechische Stadt überhaupt war.
Es kamen also Menschen, die zeitlebens wegen ihrer Umgangssprache als Fremde wahrgenommen worden sind. Meine Großeltern kamen beispielsweise als etwa 18jährige nach Wien und beide konnten bis zu ihrem Lebensende nur sehr gebrochen Deutsch. Sie hätten jedem Vergleich mit einer heutigen türkischen Großmutter standgehalten. Auch ein Kopftuch war damals nicht unüblich, wie alte Bilder zeigen.
Dieses Nebeneinander verschiedener Sprachen, verbunden mit dem aufkeimenden Nationalismus in allen Lagern, barg jede Menge Sprengstoff, der einen konfrontativen Höhepunkt unter Karl Lueger hatte. Unter keinem Bürgermeister vor und nach ihm wurde die Politik der Hetzte in diesem Ausmaß betrieben als unter dem feschen Karl. Aber das wäre nur ein lokales Wieder Problem geblieben, wenn nicht der alte Herr in Bad Ischl diese nationalistischen Anschläge als einen persönlichen Angriff verstanden hätte und diese Kriegserklärung formuliert hat.
Aus meiner Sicht waren diese Nationalismen, die sich im Kochtopf Wien besonders hochgeschaukelt haben, einer der Auslöser für den Ersten Weltkrieg und leider auch eine wichtige Zutat für den Zweiten Weltkrieg, denn dieses Wiener Biotop der Fremdenfeindlichkeit, der Antisemitismus war die Kinderstube des jungen Hitler, der zwischen 1906 und 1913 begierig den österreichischen Deutsch-Nationalismus bewunderte und meinte, dass dieser in Wien weit besser ausgeformt sei wie in den deutschen Ländern. Der Unterschied lag in dem „Anschluss“-Gedanken, den es in Deutschland nicht gab.
Abbildung 46: Deutsche Flagge[98]
Die Anfänge hatte das alles schon in den Erbfolgekriegen von Maria Theresia als Preußen erstmals seine Großmachtposition gegenüber Österreich geltend machte. Die Schlacht von Königgrätz 1866 markierte aber irgendwie den Anfang vom Ende des Vielvölkerstaates. Es wurde verabsäumt, eine generelle Regel gegenüber den einzelnen Völkern entwickeln und man vereinbarte mit Ungarn eine Teilung des Reiches, vergaß aber dabei auf die anderen. Damit bekam man es in allen anderen Teilen der Monarchie mit dem aufkeimenden Nationalismus zu tun, der schließlich stärker wurde als die verbindenden Elemente.
Aber noch etwas anderes gebar dieser verlorene Krieg, denn Österreich wurde vom Deutschen Bund ausgeschlossen, in dem es jahrhundertelang den Kaiser gestellt hat. Das war die Keimzelle dessen, was wir als den „Anschlussgedanken“ kennen, der Deutschnationalismus war geboren, ein prächtiger Gegenpol zu den vielfältigen anderen Nationalismen, sei es nun der italienische, der tschechische oder der serbische.
Ein Jahr nach dem verlorenen Krieg 1866 wurde der so genannte „Ausgleich“[99] zwischen Österreich und Ungarn beschlossen, der eine Aufteilung der Verwaltung in zwei Gebiete vorsah, in einen österreichischen und einen ungarischen.
Abbildung 47: Eine Werbeschrift des Deutschen Schulvereins, 1903
Abbildung 48: ’s Deutschnazionale Dirndl, Gedicht von Peter Rosegger
’s Deutschnazionale Dirndl.
Schwarz roth gold hab ich gern.
Schwarz ist ihr Augenstern,
Roth ist ihr Lippenpaar,
Gold ist ihr Haar.
Gedicht von Peter Rosegger[100] (1843–1918). Mädchenbildnis gezeichnet von Franz von Defregger[101] (1835–1921)
Nach der Revolution von 1848 formieren sich Burschenschaften, von denen viele nach der Niederlage von Königgrätz eine deutschnationale Ideologie annahmen.
1859 Wiener akademische Burschenschaft Olympia[102] „Wahr und treu, kühn und frei!“
1868 Wiener akademische Burschenschaft Teutonia[103] „Freiheit, Ehre, Vaterland“
So startete auch die junge Republik 1918 mit dem Namen „Deutsch-Österreich“:
Abbildung 49: Briefmarken mit Aufdruck "Deutsch Österreich"
Abbildung 50: Flagge Tschechiens[104]
Die Deutsch-Österreicher hatten ein klares Bild von dem Deutsch-Sein, bei den Tschechen musste sich eine solche gemeinsame Idee erst herausbilden. Die Tschechen hatten vom Beginn an die Idee, vom gesunden Geist im gesunden Körper, denn es formierten sich Turnbewegungen aller Couleurs. Jede politische Ausrichtung hatte ihren Turnverein.
·
1862 Sokol[105]
(national und patriotisch)
Abbildung 51: Logo des "Sokol" (Falke)
·
1865 Lumír[106]
(Gesangsverein)
Abbildung 52: Gründungsgrafik des Gesangsvereins "Lumír"
· 1868 Akademický Spolek ve Vídni
· 1897 DTJ Dělnická Tělovýchovná Jednota[107] (Arbeiterturnverein)
·
1909 Orel[108]
(bürgerlich, katholisch)
Abbildung 53: Logo des katholischen Turnvereins "Orel"
· 1918 České Srdce[109] (Tschechisches Herz)
Alle diese Vereine bestehen heute noch und man meint, hier in Wien wäre in der tschechischen Gemeinde die Zeit stehen geblieben.
Böhmischer Löwe
· Bedřich Smetana[110] (1824-1884)
· Leoš Janáček[111] (1854-1928)
· Antonín Dvořák[112] (1841-1904)
· die mythische Seherin Libuše[113] uva.
· Tomáš Garrigue Masaryk[114] (Erster Staatspräsident)
Abbildung 54: Karl Lueger, Bürgermeister von Wien (1897-1910)[116]
Dass Karl Lueger Bürgermeister sein konnte, verdankt er einem zugeschnittenen Wahlsystem, einem Klassen- oder Kurienwahlrecht[117], bei dem die Bevölkerung in Klassen (Kurien) eingeteilt werden, zum Beispiel Adel, Geistlichkeit.., Wohnort, Bildung, Steueraufkommen, Wehrpflicht. Diese Gruppen erhalten verschiedene Anzahl von Mandaten.
Die vier Kurien in Cisleithanien waren:
· Großgrundbesitz;
· Städte, Märkte und Industrieorte;
· Handels- und Gewerbekammern;
· Landgemeinden.
Ab 1897 kam eine 5. Kurie „Männer ab 24.“ dazu, ab 1907 gab es das allgemeine Wahlrecht für Männer.
Lueger gab der Stadt ihre heutige organisatorische Struktur. Er schuf die Grundlage für die heutige Magistrate, indem er die vorher privat organisierten kommunalen Dienste wie Gas- und Elektrizitäts- oder Wasserversorgung und die Straßenbahnen in die Gemeindeverwaltung überführte. Er übernahm als erster die Ideen der Christlichen Soziallehre und erteilte dem bisher dominierenden Liberalismus, nachdem jeder für sich verantwortlich sein sollte, eine Abfuhr.
Wo viel Licht ist…, könnte man sagen, und so war es auch. Während viele seiner Gegner ihn als Antisemiten und Rassisten sehen, lassen seine Zitate eher darauf schließen, dass er diese in der Zeit liegenden Strömungen zur Stärkung seiner eigenen Popularität benutzt hat. Er war der erste große Populist, könnte man sagen.
Dass man ihn den „schönen Karl“ oder auch den „Herrgott von Wien“ nannte, charakterisiert seine Popularität. In die Zeit des Karl Lueger ist auch der junge Adolf Hitler in Wien. Wien ist seine Lehrwerkstatt und er beschreibt ihn in „Mein Kampf“ als „gewaltigsten deutschen Bürgermeister aller Zeiten“.[118]
Seiner Zeit als Bürgermeister verdankt Wien sehr viel. Leider auch den Umstand, dass Rassismus einen hohen Stellenwert hat.
Juden und Tschechen waren gleichermaßen die erklärten Feinde der Deutsch-Nationalen. So wurden Tschechen und Juden in der Karikatur-Zeitung Kikeriki dargestellt, im Vergleich dazu der kleine deutsche Michel: (Nach der Vokszählung, 1911, S. 3)[119]
Abbildung 55: Darstellung der Tschechen und Juden im Vergleich mit dem kleinen Deutschen Michel
Abbildung 56: Ein Beispiel für das typische antitschechische Klischee im Kikeriki (Ein Soldatenliebchen, 1912, S. 9)[120]
Feudalismus 2.0[121]
Im April 1913 gab es 131 Christlichsoziale, 20 Liberale, 10 Sozialdemokraten und 3 andere. (Kralik, 1926, S. 506)
Gerade in diesen Tagen der Gegensätzen zwischen Deutsch-Wienern und Tschechisch-Wienern wurde der „echte Wiener“ erfunden, damals allerdings war nur derjenige „echt“, der keine tschechischen Vorfahren hatte. Ab den 1950er-Jahren wurde den Menschen bewusst, dass praktisch jeder Zweite in seinem Stammbaum tschechische Vorfahren fand und plötzlich zählten auch Wiener mit tschechischem Migrationshintergrund zu den „Echten Wienern“.
Die Zahl der Fabriken in den Wiener Außenbezirken wuchs zwischen 1880 und 1910 um 133 Prozent. (Hamann, 2010, S. 219) Das Wachstum war aber eines der Migration, der Bau von Wohnungen und sozialen Einrichtungen hielt nicht Schritt. Man kam auf die Idee, in Spitälern, Einheimische zu bevorzugen und Juden und Slawen auszuschließen.
So beschloß der akademische Verein zur Pflege kranker Studierender, Ausländern, Juden und Tschechen die vierfachen Beiträge abzuverlangen. Dies kommentierte die zionistische Neue National-Zeitung erbost: »Ein sozialer Verein kann doch nicht dazu geschaffen worden sein, nationalen Gelüsten zu dienen... und noch dazu, wenn man arme Juden vom Verein ausschließt, nachdem man vorher bei reichen Juden mit Erfolg um Spenden angesucht hat!« (Hamann, 2010, S. 220)
Hitlers Wien, Kap. 5
Max Winter über die Obdachlosen in den Ringöfen der Ziegeleien: »In Fetzen gekleidet, bloßfüßig die einen, angetan mit zerrissenem Schuhwerk die anderen. Alle unbedeckt, höchstens daß sie den regennassen Rock über ihre Schultern gebreitet haben, zwei Ziegelsteine und darauf der Hut als Kopfkissen, dem mit Ziegelstückchen und Mist besäeten Boden als Unterbett. Hier einer, um den Läusen zu entrinnen, splitternackt am Oberkörper, dort einer, der sich einen der Schiebkarren als Liegestatt erobert hat.«
Kap 7
Die Vermischung der Nationalitäten, die in der Donaumonarchie seit Jahrhunderten normal war, wurde nun plötzlich als Bedrohung für das »eigene Volkstum« betrachtet.
Im tagtäglichen Nationalitätenkampf der Donaumonarchie wurden diese Theorien als gefährliche Munition verwendet und waren weit extremer als in den benachbarten Nationalstaaten, einschließlich des Deutschen Reiches.
Darwinismus kontra Marxismus
Schönerer
»Man hat verlernt, den Wert der Zucht zu schätzen, d, h. zu wissen, daß jede edle Art nur das Erzeugnis einer planmäßigen Züchtung unter strenger Auswahl der zu paarenden Individuen sein kann. Die Phrase von der Gleichheit aller Menschen hat die Hirne umnebelt. Die gepriesene Verkehrsfreiheit erleichtert das Durcheinanderfluten fremdartiger Volksmassen...«"
»Herrenmensch« und »Untermensch«,
Florian Albrecht in der Flugschrift: Der Kampf gegen das Deutschtum in der Ostmark von 1908
Die Losung der Deutschösterreicher müsse sein: »Österreich ist deutsch oder es ist nicht!«
Kap 08
Einer jener Liberalen, die sich vehement gegen die Verknüpfung von Politik und Kirche aussprachen, war Tomäs G. Masaryk. Er meinte im Reichsrat am 4. Juni 1908: »Die christlichsoziale Partei ist eine politische Partei, und das ist das Schlimme an ihr, daß sie immer im Namen Gottes und der Religion spricht. Diese ihre ganze Vorgangsweise muß aber die Kirche und die Religion kompromittieren. Diese Partei will einfach Österreich, da alle anderen Länder in ihrer Entwicklung schon weiter sind, zur Hochburg der aristokratisch-hierarchischen Theokratie machen.«
Hitler 1941: Was Wien schwierig macht, ist die Verschiedenartigkeit des Blutes in seinen Mauern. Die Nachkommen aller der Rassen, welche das alte Österreich umfaßte, leben dort, und so hört jeder auf einer anderen Antenne, und jeder hat einen anderen Sender!
An Deutlichkeit vor allem gegenüber den Tschechen ließ es der Bürgermeister wahrlich nicht fehlen, so, wenn er im Herbst 1909 in einer Bürgerversammlung ausrief: »wessen Brot du ißt, dessen Lied du singst, dessen Sprache du sprichst. Ich weiß, daß es Tschechen gibt, welche unter keiner Bedingung sich beugen wollen; die sich nicht beugen, die müssen halt gebrochen werden. Hier in Wien und Niederösterreich gilt und herrscht die deutsche Sprache.«
Allerdings - und hier zeigte sich Luegers politische Vernunft: wenn sich die Einwanderer assimilierten und rechtschaffene »deutsche« Bürger waren, bot ihnen der Bürgermeister Schutz und Hilfe unter dem berühmten Motto: »Laßt mir meine Böhm in Ruh«.
Über Luegers Tod berichtete der deutsche Botschafter nach Berlin: »Kein Souverän kann mit größeren Ehren zu Grabe getragen werden.« (Hamann, 2010, S. 431)
Die Brigittenauer BezirksNachrichten klagten über deren offensichtlichen Erfolg und Geschäftseifer: Die tschechischen Banken hatten von acht Uhr früh bis sieben Uhr abends geöffnet, die deutschen dagegen nur von neun bis vier Uhr. Außerdem lockten die Tschechen mit höheren Zinsen.
Juden sind heute kein Thema, Tschechen auch nicht. Migranten und Türken sind an ihre Stelle getreten. Da ich mich noch gut erinnere, dass Kurz im Sinne von Frau Merkel im Herbst 2015 gemeint hat, wir würden das schon schaffen, änderte er seine Haltung um die Jahreswende. Man kann ja was dazu lernen, aber es war ein 180-Grad Schwenk. Überzeugungen? Das war einmal. Wendehals nennt man das heute. Und genau das hat auch Lueger so gehandhabt.
Lueger hatte persönlich keine Probleme mit den Juden, er hat sie nur benutzt, weil er die Volksseele kannte: „Wer ein Jud ist, bestimme ich.“
Früher dachte ich, dass Strache wegen der Predigt des Fremdenhasses so wie Lueger spricht, doch jetzt weiß ich, dass eher Kurz die Lueger-Rolle verkörpert, weil er den Rassismus am Weg nach oben nur benutzt, Strache aber (aufgrund seine Biografie) daran zu glauben scheint. Originalzitat Lueger, leicht modifiziert: „Ja, wissen’S, der Rassismus is‘ a sehr gutes Agitationsmittel, um in der Politik hinaufzukommen; wenn man aber einmal oben is‘, kann man ihn nimmer brauchen, denn des is‘ a Pöbelsport!“ Das Ausnutzen der Volksmeinung über Migranten und Türken zur Festigung der Mehrheit, und in dieses Horn zu blasen, statt - zum Beispiel wie es die Christliche Soziallehre eventuell gebieten würde - diesen Bevölkerungsgruppen auf ihrem Weg zu helfen, das ist Populismus pur und das verbindet Lueger mit Kurz.
Es ist bezeichnend, dass es weder vor noch nach Lueger Exzesse in dem Ausmaß gegeben hat als in seiner Zeit. Und der Grund ist, dass die ohnehin vorhandenen Feindseligkeiten durch Lueger noch verstärkt und gutgeheißen wurden.
Und ob man Kurz mit Hitler wird vergleichen können, wird die Zukunft zeigen. Aber zum Beispiel eine erfolgreiche Sprengung der EU durch ausreichend viele Rechtsparteien mit einem Kurz als Türöffner würde dann diesen Vergleich rechtfertigen. Aber das wollen wir uns natürlich nicht wünschen.
Abbildung 57: Wappen von Vösendorf
Es ist etwas verwegen, einem Vösendorfer etwas über Ziegel erzählen zu wollen, haben doch die Vösendorfer den Ziegel im Wappen, und ich hätte das Wappen mit dem Schloss, das auf dem Ziegel steht, interpretiert als: „Der Reichtum beruht auf dem Ziegel.“ Aber von dem Reichtum, den der Ton und die Arbeiter den Ziegelbaronen gebracht haben, davon hat Vösendorf eher wenig mitbekommen.
In den folgenden 15 Landkartenausschnitten kann man die strukturelle Entwicklung des Südens von Wien seit 1760 verfolgen:
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1760 |
1800 |
1870 |
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1900 |
1910 |
1920 |
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1930 |
1940 |
1950 |
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1960 |
1970 |
1980 |
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1990 |
2000 |
2010 |
Abbildung 58: 200 Jahre Entwicklung des Südens von Wien
· Landkarte 1790[124]
· Landkarte 1872[125]
· Landkarte 1900[126]
· Historische Landkarten[127]
Zufällig liegt die Gemeinde Vösendorf am Rande des Wienerbergs im Süden von Wien. Bis 1800 ist diese Nähe nicht weiter aufgefallen, sieht man von landwirtschaftlichen Experimenten des berühmten Peter Jordan[128] im Schloss Vösendorf ab, die dieser unter allerhöchster Assistenz des Erzherzog Johann[129] durchgeführt hat. Der Kaiser beendete diese Experimente mangels Erfolgs. Im Revolutionsjahr gelang es der Gemeinde ohne große Barrikaden mit einer „Revolution im Saale“ die Abschaffung des Robot[130], der Leibeigenschaft und einen eigenen Gemeinderat durchzusetzen. (Krabicka, 1976, S. 21) Die große Stadt war noch nicht groß genug, um einen Einfluss auf die bäuerliche Struktur zu haben, die Verkehrsverbindungen waren schlecht.
Das Revolutionsjahr war der Startschuss zu einem vorher noch nie erlebten Aufschwung. Mit dem Wachstum der Stadt Wien stieg der Bedarf an Baumaterial und der geologische Zufall wollte es, dass es in diesen Gegenden Ton in Hülle und Fülle gibt. Es gab viele kleinere Ziegelöfen. Genannt werden Franz Zehetner, Mathias Mindl und Pancraz Grohr.
Viele Dinge, die wir heute als selbstverständlich erachten, beruhen auf der Arbeit der Migranten des 19. Jahrhunderts und das waren eben vorwiegend Tschechen. Egal, ob wir heute die Prachtbauten der Ringstraße, die Errungenschaften der Sozialgesetzgebung (damals wurde der 11-Stunden-Tag als Errungenschaft gefeiert). Alles das wurde mit enormen Mühen im 19. Jahrhundert geschaffen.
Die Entwicklung der ehemaligen Ziegelgemeinde möchte ich „astronomisch“ umschreiben. In der Vorziegelzeit, also bis 1800 war Vösendorf eine von vielen niederösterreichischen Gemeinden. Durch die fehlenden Verkehrsverbindungen bestand keine allzu große Abhängigkeit von Wien. Die Ziegeleien erzeugten so etwas wie eine erste Annäherung und durch den modernen Individualverkehr ist der ursprüngliche „Asteroid“ zu einem Mond geworden, der den Planeten „Wien“ ebenso beeinflusst wie umgekehrt.
Die Festschrift „800 Jahre Vösendorf“ berichtet über folgende Bevölkerungsentwicklung (Krabicka, 1976, S. 37):
Abbildung 59: Bevölkerungswachstum von Vösendorf seit 1500
Im Jahr 1872 zählte man in Vösendorf 120 Häuser, 100 Stallungen. Im Falle einer Stationierung von Truppen kalkuliert man die bequeme Unterbringung von 160 Mann 50 Pferden und bei Bedarf mit einer gedrängten Unterbringung von 300 Mann und 100 Pferden.
Laut Bevölkerungsstatistik wohnten 1872 (1869) 1503 Personen in Vösendorf, das wären etwa 12-13 Personen pro Haus.
Nach diesem Zeitpunkt wächst die Bevölkerung von Vösendorf fast genauso rasch wie die von Wien und erreicht 1910 mit 4115 Menschen ihren Höhepunkt, das ist fast eine Verdreifachung in 40 Jahren. Aber diese Bevölkerungszunahme beruhte auf den Belegschaft der am Vösendorfer Gemeindegebiet ansässigen Ziegeleien, die durch die Nachfrage an Baumaterial so rasch gewachsen sind.
Abbildung 60: Ziegeleien im Süden von Wien um 1900
Abbildung 61: Ziegeleien und Transportwege rund um Vösendorf
Abbildung 62: Komponenten eines Ziegelwerks 19. Jhdt.
Abbildung 63: Frühere Ziegelwerke und heutige Wohnparks (2018)
Abbildung 64: Ziegelwerk am Wienerberg (Gemeinde Inzersdorf), 1872
Die Ziegeleien sind 1872 in der Nähe von Inzersdorf und noch nicht am Abhang des Wienerbergs. Auf dem Areal befanden sich vier Kantinen. Die rot gefärbten Gebäude sind die Arbeiterwohnhäuser. Das Spital hat auch beachtliche Ausmaße.
Alle, die mit dem Baugewerbe zu tun hatten, waren Saisonarbeiter. Sie kamen im Frühling und gingen im Herbst. Man nannte sie auch „Böhmische Schwalben“.[132]
Abbildung 65: Darstellung des "Hotel Wien" und der "Böhmischen Schwalben"
Wien war ein Durchhaus. Die Saisonarbeiter kamen nicht, um zu bleiben, sondern um sich etwas Geld zu verdienen, das sie auf ihren heimatlichen Höfen brauchen konnten. Sie waren in Wien nicht sesshaft, und es kamen auch immer andere. Der größte Teil der Ziegelarbeiter und praktisch alle Bauarbeiter verschwanden im November aus der Stadt und kamen im März wieder. Und es kamen nicht unbedingt dieselben, daher sprechen die Historiker auch gerne vom „Hotel Wien“, das immer gut besetzt war, aber immer von anderen Leuten. (Monika Glettler)
Es waren viele, sehr viele, eine Quelle spricht von 25% im Jahr 1880, aber der Migrationshöhepunkt war erst etwa um 1910. Etwa 90% der Tschechen, die ihre Heimatdörfer verließen, zogen nach Wien. (Slapansky, 1992, S. 57) Monika Glettler spricht von einer Abwanderungswelle, die man als Depopulation bezeichnen könnte.
In Wien wuchs der Anteil der Tschechen von 1851 bis 1910 zahlenmäßig auf rund das Zehnfache. war bereits jeder fünfte Einwohner tschechischer Herkunft - bei stetiger weiterer Zuwanderung.
Die Volkszählungen zeigen diese Migration in einem viel kleineren Ausmaß, weil nicht die Herkunft sondern die Umgangssprache als Merkmal herangezogen wurde und der Druck, sich als Wiener darzustellen und daher „Deutsch“ anzugeben, war groß.
Bauarbeiter waren immer Saisonarbeiter und auch die Ziegelarbeiter waren oft Saisonarbeiter, weil die gefrorenen Böden die Arbeit in den Gruben verunmöglicht haben. Jedenfalls in den ersten Jahrzehnten war das so. Die Gemeinde Wien hat die Zählungen immer im Dezember angesetzt, also in einer Zeit in der die Saisonarbeiter (Baugewerbe) gerade nicht anwesend waren.
Mit Druck und Tricks erweckte Wien in demografischen Zahlen den Eindruck einer deutschen Stadt, doch die erlebte Realität war eine andere und die Konflikte zwischen den Volksgruppen waren beträchtlich und es gab keineswegs nur verbale Scharmützel.
Monika Glettler beschreibt das damalige Wien so: „Wien um 1900 war wie ein mit Gästen aus den Kronländern immer voll besetztes Hotel, aber es waren immer andere Leute da.“
Aber nicht alle waren diesem Assimilationsdruck ausgesetzt, speziell jene nicht, die ihre tschechische Lebensart in einer Parallelgesellschaft gelebt haben. Die Ziegelarbeiter im Süden Wiens gehörten dazu, denn sie bildeten eine einheitliche Gruppe, in der die gemeinsame Sprache wenig mit anderen Bevölkerungsgruppen interagierten.
Die wenigsten blieben auf Dauer in Wien. Wenn sie genug gespart haben, kehrten sie wieder in ihre Dörfer zurück, vor allem aber nach 1918.
Die Wohnbezirke der Tschechen waren Favoriten, Ottakring, Fünfhaus und dort war die Dichte sehr viel höher als im Schnitt.
Abbildung 66: Reales und konstantes Wachstum von Wien
Zwischen den Zahlen der Volkszählungen und der gefühlten Realität bestehen riesige Unterschiede.
Wien hatte mehr Einwohner als es den offiziellen Zahlen entsprach, weil die Zählungen immer im Dezember durchgeführt wurden und zu diesem Zeitpunkt alle Saisoniers die Stadt bereits verlassen haben.
Die Anzahl der Tschechen in Wien wurde um 1900 mit ca. 100.000 ermittelt. Es gab mehrere Gründe für diese geringe Zahl. Es war für die sesshaften Tschechen wichtig, einen Wiener Heimatschein zu besitzen. Um diesen zu bekommen, mussten sich die Tschechen anpassen. Und hatten sie einmal den begehrten Schein, dann galten sie als Deutsche. Um die Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe zu ermitteln, erhob man die Umgangssprache oder die Muttersprache. Durch den Assimilationsdruck haben an dieser Stelle viele „deutsch“ angegeben. Es war damals wie heute: eine türkische Großmutter wird als Türkin empfunden auch wenn sie schon längst die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt.
Gehen wir daher von einem überwiegend deutschen Wien um 1830 mit ca. 400.000 Einwohnen aus. In der durch die Stadtmauer begrenzten, heutigen „Inneren Stadt“ wohnten ca. 70.000 Menschen (heute 16.000).[134] Unter der Annahme der konstanten Bevölkerungszunahme von 0,5% pro Jahr, hätte die Stadt heute (theoretisch) gerade einmal die Millionengrenze überschritten. Tatsächlich hat sie diese Millionengrenze durch Zuzug bereits 1875 überschritten. Zwischen 1830 und 1910 sind mehr als 1,5 Millionen Menschen in die Stadt gezogen. Wenn wir annehmen, dass ein gewisser Teil aus den deutschensprachigen heutigen Bundesländern kamen (sagen wir ein Drittel), bleibt noch immer eine Million Menschen aus Böhmen, Mähren, Galizien, Slowakei und anderer damaliger Kronländer. Da aber die tschechisch-sprechenden die weitaus größte Gruppe waren, dominierte ihre Sprache das damalige Stadtbild.
Egal, was auf dem Heimatschein und was uns eine tendenziöse Volkszählung sagen will: die gefühlte Tschechenquote muss sehr, sehr groß gewesen sein.
Man sieht aus der Grafik, dass die Frage nach der Anzahl der Tschechen immer auch den Zeitpunkt betrachten muss, denn die Wirren der Kriege und Nationalismen haben die kontinuierliche Entwicklung des 19. Jahrhunderts gründlich durcheinandergewirbelt.
Assimilation bedeutet, dass ein Teil der Zuwanderer sich der Mehrheitsbevölkerung anpasst. Durch die äußeren Umstände gibt es einen Prozentsatz, der aus dem Dasein in der Parallelgesellschaft der Zuwanderer ausscheidet, entweder durch Aufgabe der tschechischen Identität und Annahme einer deutschen Identität, begünstigt durch den Druck in der Gesellschaft und Beruf mehr Anerkennung zu finden oder durch interkulturelle Verehelichungen.
Nehmen wir an, dass dieser Prozentsatz 2 Prozent pro Jahr beträgt. Auf den ersten Blick scheint das ein relativ kleiner Anteil zu sein, der in jedem Jahr die Zahl der Zuwanderer reduziert, aber dieser Prozentsatz bezieht sich immer auf die Gesamtheit der anwesenden Zuwanderer und wir sehen an der folgenden Grafik, wie massiv sich diese Assimilationsrate auswirkt.
Zwischen 1830 und 1914 wuchs Wien durch Zuwanderung um 1,5 Millionen Menschen. Nehmen wir an, dass ein Drittel davon aus den heutigen Bundesländern kamen, die praktisch keinerlei Anpassungsprobleme hatten, bleibt eine Million fremdsprachiger Zuwanderer. Da der Anstieg der Bevölkerung von Wien ziemlich gleichmäßig erfolgt, nehmen wir also an, dass pro Jahr dieselbe Zuwanderung gegeben war, also 1.500.000/(1914-1848) = 22.000. Während dieser 66 Jahre sind daher pro Jahr 15.000 fremdsprachige und etwa 7.000 deutschsprechende Menschen zugewandert, ausgehend von einer Bevölkerungszahl von 500.000 im Jahr 1848.
Abbildung 67: Auswirkung der Assimilation auf die Zahl der Tschechen (1848-1914)
Die 7.000 Deutschsprechenden müssen nun nicht weiter betrachtet werden, weil sie im Stadtbild nicht auffallen. Die jährlich 15.000 zugewanderten Tschechen ergeben nach 66 Jahren ca. eine Million Tschechen in Wien. Durch Assimilation verringert sich aber der Anteil der fremdsprachigen Zuwanderer jährlich um 2% und das bewirkt, dass die Zahl der Tschechen nach diesen 66 Jahren nur halb so groß ist.
Das sind aber nur Zahlenspiele, denn ganz egal, wohin man einen tschechischen Einwanderer zählt, er wird durch sein Idiom zeitlebens den Tschechen-Status nicht los.
Mein türkischer Schneider ist seit Jahrzehnten Österreicher, aber er wird immer noch als Türke wahrgenommen.
Nun nehmen wir an, dass sich in den nächsten 100 Jahren nur ein Umstand ändert. Es gibt keine Zuwanderung mehr. Dann gibt es nach 100 Jahren etwa 66.000 Tschechen in Wien.
Abbildung 68: Auswirkung der Assimilation auf die Zahl der Tschechen (1848-2018)
Die Assimilationsrate muss in den Zeiten der Monarchie sehr groß gewesen sein. Die Hatscheks und die Tscharky habe die Familiennamen gleich bei der Ankunft verloren, wollte man etwas erreichen, hieß es, sich anzupassen. Der Besuch einer tschechischen Schule wurde durch den Deutsch-Nationalismus sehr erschwert. Kam es zu einer Verehelichung zwischen Deutsch und Tschechisch, besuchten die Kinder eine deutsche Schule.
Wir können annehmen, dass der Prozess der Eindeutschung massiv war.
Während in der Zeit bis 1914 ein kontinuierlicher Zuzug verzeichnet wird, bricht diese ab und kehrt sich in eine starke Rückwanderung ab 1918 um, man spricht von ca. 150.000 Tschechen, die Wien verlassen.
Abbildung 69: Zahl der Tschechen in Wien (Raab, 2008, S. 93)
„Die Böhmische Hofkanzlei oder die repräsentativen Wohnbauten böhmischer Adeliger (Palais Kinsky, Palais Harrach) in der Wiener Innenstadt verweisen darauf, dass die Zuwanderer nicht nur dem Proletariat zuzurechnen waren.“ (Wonisch, 2010, S. 16)
1882 Erste Konzessionen für Sonntagsbetrieb von Franz Bauer und Anton Svoboda (Slapansky, 1992, S. 70).
„Seinen raschen Aufschwung verdankte er vor allem dem 1886 in Wien erlassenen Verbot öffentlicher Tanzunterhaltungen. Da der »Böhmische Prater« aufgrund seiner Randlage in den Zuständigkeitsbereich von Bruck/Leitha fiel, war er von der restriktiven Maßnahme nicht betroffen.“ (Wonisch, 2010, S. 224)
Nachdem sich dann schon mehrere Gaststuben im Waldgebiet etabliert hatte, wurde es für die zuständige Gemeinde Oberlaa zunehmend schwierig, dieses zu überwachen. Die Gemeinde drückte aber eine Auge zu, denn jeder Gastwirt spendete jährlich 100 Gulden in den Armenfonds der Gemeinde. Die Pacht betrug 150 Gulden und war an den Grundstückseigner die Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft zu entrichten. (Slapansky, 1992, S. 68)
1884 gab es schon 20 Gasthausbetriebe.
Abbildung 70: 18. Juni 1887 Das „Wiener Illustriertes Extrablatt“ berichtet auf der Titelseite: „Der kleine Prater in Favoriten“
Der heutige Böhmische Prater ist einer der wenigen, heute noch bestehenden Zeitzeugen und gewährt uns einen Blick in die Lebensbedingungen von gestern, weil sich viele der heutigen Wirte und Budenbesitzer sehr um die Pflege des Wissens rund um diese Gegend bemühen. So etwa erfährt man bei Karl Pufler, dass die Bezeichnung „Zehnter Hieb“ von der Abtrennung von bereits bestehenden Stadtteilen stammt. (Pufler, 1999, S. 11)
Damit ein Wirt existieren kann, braucht er Gäste. Das Problem der Gründerzeit waren die extremen Spannungen zwischen den meist tschechischen Zuwanderern und den eingesessenen ein Einzugsgebiet, nicht nur am Sonntag, sondern jeden Tag.
Ziegelarbeiter als Kunden zu haben war an der ersten Zeit keine gute Sache, denn ihre Arbeitszeit war zunächst Montag bis Sonntag und von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Die Bezahlung mit Blechmarken verhinderte, dass die Arbeiter ihr Geld außerhalb der Ziegeleien ausgeben konnten.
Das änderte sich erst spät mit Victor Adler.
Die behördlichen Bestimmungen bezüglich Unterhaltungsveranstaltungen in Wien waren restriktiv und die Gegenden rund um Wien gehörten zu den Randgemeinden und die waren der Ansiedlung von Gastwirtschaften nicht abgeneigt. Das Gebiet am Laaerberg gehörte damals noch nicht zum 10. Bezirk und war Teil von Oberlaa und diese Gemeinde wiederum gehörte zur Bezirkshauptmannschaft Bruck an der Leitha.
In Favoriten und Simmering wohnten sehr viele Tschechen und die Ziegeleiarbeiter waren praktisch ausnahmslos Tschechen.
Die Zusammenkunft der Tschechen war nicht ganz unproblematisch. Ein Gastwirt konnte es sich nicht leisten, einem tschechischen Verein sein Extrazimmer zu vermieten, wenn er nicht gleichzeitig seine deutsche Kundschaft verlieren wollte. Also gab es Wirtshäuser, die sich ausschließlich auf tschechische Kundschaft spezialisiert haben.
Und aus allen diesen Motiven entstand ab 1880 im Laaerwald eine Ansiedlung von Gastwirten und Unterhaltungsbetrieben, in denen praktisch ausschließlich Tschechen verkehrten. Hier waren sie unter sich und keinen Anfeindungen ausgesetzt. Heute würden wir sagen, eine Parallelwelt.
Die Ansiedlung beschränkte sich keineswegs nur auf die damalige Grenzgasse, die den 10. vom 11. Bezirk trennte und die heute Laaer Wald genannt wird, sondern die Kantinen und Gaststuben waren auf das ganze Waldgebiet verteilt.
Das Vergnügungsareal erreichte eine beachtliche Größe, sodass auch spätere Rückgänge durch die Einstellung des Tonabbaus zwar eine Beschränkung auf die Lokale der Grenzstraße erfuhr aber dieser Rest bis heute besteht.
Die Jahre nach 1890 bis zum Ersten Weltkrieg waren die wichtigsten Jahre, weil durch die Selbstorganisation der Arbeiter der arbeitsfreie Sonntag und aus der arbeitsfreie 1. Mai erkämpft werden konnte und daher die Gastwirtschaften großen Zuspruch hatten.
Es ist bekannt, dass die Vösendorfer Ziegelarbeiter am 1. Mai 1895 mit Geleitschutz berittener Polizei zum Laaerwald marschierten, um von dort am Maiaufmarsch teilzunehmen.
1897 berichtet die Arbeiter-Zeitung: Am Laaer Berg, im sogenannten Böhmischen Prater, wo die Ziegelarbeiter des Wienerberges und der benachbarten Werke zusammenkamen, ging’s nachmittags lustig zu. Feierten doch die Ziegelarbeiter nicht nur das Weltfest des Proletariats, sondern auch den Sieg, den sie ohne Streik, nur durch die Macht ihrer Organisation errungen hatten. (. .. } Schon vor 2 Uhr kamen die ersten Züge von den kleineren Werken auf dem Laaer Berg an, und bald hatte der Laaer Berg ein festliches Aussehen. Gruppenweise begaben sich die Genossen in die einzelnen Gasthäuser, wo sie sich bald einer gemütlichen Unterhaltung hingaben." (Pufler, 1999, S. 57)
Die Inzersdorfer waren um 2 Uhr von Inzersdorf aus marschiert, rechts und links von Gendarmerie begleitet. Die Musikkapelle, die sie mitgenommen hatten, durfte in Folge Anordnung des Kommissärs nicht spielen, wahrscheinlich weil der vorsichtige Kommissär fürchtete, dass sonst ein ähnliches Unglück passieren könnte wie seinerzeit mit den Mauern von Jericho. An der Grenze von Wien wurde die Gendarmerie von Polizei abgelöst, die auch das Tragen einer Standarte verbot und dieselbe schließlich in der Simmeringer-straße mit Beschlag belegte. Erst in der Nähe des Laaerberges bei den Ziegelwerken konnte die Musik zu spielen beginnen, allerdings auch da bald vom Kommissär unterbrochen. (Slapansky, 1992, S. 79)
Diese Genossen begaben sich fast alle in Bartonicek’ s Gasthaus, wo im Garten und im Saal für sie Platz gemacht wurde.
Abbildung 72: Cover des Buchs "Wo der Ziegelböhm tanzte" von Karl Pufler (Pufler, 1999)
Abbildung 73: Cover des Buchs "Das kleine Vergnügen an der Peripherie" von Wolfgang Slapansky (Slapansky, Das kleine Vergnügen an der Peripherie: Der Böhmische Prater, 1992)
Ausbeutung, Arbeitshetze, Monotonie der Arbeit, Existenzunsicherheit, Mietwucher.
Wegen des ständigen Zustroms von Arbeitskräften standen die Beschäftigten unter einem enormen Druck und mussten mangels einer Sozialgesetzgebung die Arbeitsbedingungen akzeptieren – so schlecht sie auch waren.
In welchen Berufen kommen sie unter? Arbeiter, Handwerker, Dienstboten, Dienstmädchen, Wäscherinnen.
Das Heimatrecht begründete einen Versorgungsanspruch. Wer also in Wien in eine Notlage geriet, konnte mit keiner Unterstützung aus öffentlichen Mitteln rechnen und musste damit rechnen, in seine Heimatgemeinde abgeschoben zu werden.
1880 besaßen nur 35 % der in Wien lebenden Menschen das Heimatrecht in Wien, es waren also zwei Drittel der Menschen fremdzuständig. (Slapansky, 1992, S. 56) Es herrschte daher ein enormer Anpassungsdruck und die Arbeiter mussten auch die allerschlimmsten Arbeitsbedingungen akzeptieren, um der drohenden Abschiebung zu entgehen.
Heimatschein meiner Großmutter der Ortschaft Horní Pořící, des Bezirks Boskovice in Mähren.
Sie war „sluška“, also Dienstmädchen und brauchte dieses Dokument (links) bei ihrer Hochzeit in Wien. 1927 bekam sie – ebenso wie mein Fiala-Großvater - den Heimatschein für Wien (rechts) und war dann „Schuhmachermeistersgattin“.
Diese Entscheidungen über die Zugehörigkeit sollten 1938 noch eine besondere Bedeutung bekommen, denn jene Tschechen, die sich um diese Dinge nicht weiter gekümmert haben, waren genaugenommen geduldete Ausländer. Meine Kvaček-Großeltern waren bis 1950 echte Tschechen in Wien und erhielten erst 1950 die österreichische Staatsbürgerschaft. 1938 musste mein Großvater seinen Heimatschein beglaubigen lassen, mit der Folge, dass er nicht zur Deutschen Wehrmacht eingezogen wurde (wäre auch schon zu alt gewesen). Wehrfähige Tschechen mussten also nicht einrücken, mussten aber in kriegswichtigen Betrieben arbeiten.
Abbildung 74: Tschechisches Wehrdienstbuch 1922
Abbildung 75: Staatsbürgerschaftsnachweis 1950
Zwettl: světlo (Licht)
Langenlois, Loiben: ljuba (Liebe)
Ötscher: otec (Vater)
1965 zählte man im Wiener Telefonbuch mehr als ein Viertel der Einträge tschechischen Ursprungs (Wonisch, 2010, S. 43)
1970 vereidigte Franz Jonas, Absolvent einer tschechischen Schule mit Bruno Kreisky erstmals einen Sozialisten mit jüdisch/mährischer Herkunft als österreichischen Bundekanzler. Sein Nachfolger, Fred Sinowatz war Sohn burgenländischer Kroaten und Franz Vranitzky hatte ebenfalls tschechische Wurzeln.
1970 wurde eine Quote von 50% slawischer, in erster Linie tschechischer Namen unter den Mitgliedern der österreichischen Bundesregierung erreicht. (Wonisch, 2010, S. 43)
Die Zuordnung der Namen ist keineswegs eindeutig wie folgende Geschichte zeigt:
Karl Schwarzenberg, Außenminister der Tschechischen Republik erinnert sich: „Sie kennen doch die Geschichte mit dem Wiener Telefonbuch, das das Brünner sein könnte: Ich kann mich an ein Treffen vor einiger Zeit erinnern, als ein gewisser Kanzler Vranitzky, ein Finanzminister Lacina und der Generalsekretär des Außenamts namens Klestil die Vertreter Prags trafen (lacht): Der Finanzminister hieß Klaus, der Außenminister Dienstbier und der damalige Kanzler Schwarzenberg.“
vranitzký = 1. „der mit dem Rappen“ von vraník=Rappe; 2. „der mit der Krähe“ von vrána=Krähe;
laciná = die billige (Ware);
klestil = klestina=Patrone
Vösendorfer Telefonbuch
10 Prozent der Einträge sind tschechischen Ursprungs.
1646 Einträge (Herold, 6.1.2018), davon tschechischen Ursprungs: 175
Bacik · Bambazek · Benischek · Beranek · Blaha · Bocek · Bohulsavek · Bratek · Brejcha · Brezovich · Brkic · Byslovsky · Byslovsky · Cermak · Cermak · Chromik · Cibulka · Dohnal · Drahota · Duda · Gasparik · Hadek · Hejl · Hetych · Hladisch · Holub · Hornek · Hornich · Hrabec · Janicek · Jarosch · Jarosch · Jelinek · Kallinka · Kaplan · Karas · Kausek · Klicka · Kocarnik · Kofranek · Kohoutek · Komucki · Komucki · Komucki · Konecny · Konecny · Kopecky · Kos · Kosa · Kotiza · Krabicka · Kral · Kratochvil · Krejci · Kroupa · Kubitschek · Kucera · Kucera · Kucera · Kurta · Kutschera · Labaj · Lacina · Latziny · Malinowski · Malinowski · Marik · Martikan · Morava · Morawa · Nedbal · Nehyba · Nekola · Nemec · Nemec · Nemeth · Nemetz · Novak · Novak · Nowak · Nowak · Nowak · Nowak · Nowak · Nowak · Obrzut · Ondrak · Ondrak · Ondrich · Papesch · Paschek · Paschek · Pesak · Pipek · Ploczek · Ploczek · Pokorny · Polak · Pribula · Prochaska · Prokopp · Randa · Riha · Romanek · Romanek · Roschek · Roschek · Rupnik · Schiroky · Sladek · Sliva · Slowik · Smolik · Smrcka · Smrcka · Smrstik · Sova · Spiroch · Spousta · Stiasny · Straka · Stuchlik · Studeny · Studeny · Svajda · Svatora · Svec · Svraka · Swarovsky · Swoboda · Swoboda · Swoboda · Swoboda · Swoboda · Swoboda · Swoboda · Swoboda · Taborsky · Tichy · Tichy · Tichy · Tillmann · Toman · Tomaschek · Tomaschek · Tonar · Topil · Tribus · Truxa · Urban · Urban · Urban · Vaclav · Vanek · Varga · Vesely · Vittek · Voburka · Voburka · Vodicka · Voita · Votava · Vozenilek · Vytesnik · Wacha · Wostalek · Wotruba · Zach · Zamisch · Zamlynski · Zeleny · Zeman · Zemann · Zrzavy · Zrzavy
„Böhmakeln“ nennt man die Übernahme deutscher Wörter ins Tschechische, mit dem Effekt, dass es weder Österreicher noch Nicht-Wiener-Tschechen verstehen, sondern eben nur Wiener Tschechen:
Armutschkerl: arm + -íček +-erl; -íček= tschechische Verkleinerungsform
Böhmák: Böhm + -ák
Feschák: fesch + ák
Gonk: von Gang
Kuchl: von Küche
Seslík: von Sessel
Šnajdr: von Schneider
Švagr: von Schwager (vom Deutschen ins Tschechische)
Taschkerln: Tasche
Halusky – Liwanzen – Schkubanky – Powidltascherln
Affe - Bahöö - Balawatsch - barabern - Bißgurn - Bluza - Bramburi - Buchteln - Dalk - Datschkerl - ditschkerln - Duchent (Tuchent) - dudeln - Fotzn - Frnak - Gatsch - Golatsche - Groschn - Gschisti-Gschasti - Halawachel - Happen - Howno - Kaleschn - Kalupn - Klapetz - Kolatsche – Kren - Kukuruz - Lepschi - Målta - Måtschger - måtschgern - Novak - Nusch - papierln - Pawlatsche - pfrnak - Pitschen - Piwo - plazn - pomali - povidalen - Ribisl - roboten - schetzkojedno - Schlãtz - Schunken - Stådl - Strizzi - Tatschkerln - titschkerln - Tschåpperl - tschari - Zeiserl
Affe: „Einen Affen haben“; Affe = opice, opít se = sich betrinken
Bahöö, Pahel: pahol (Krawall)
Balawatsch: paliti (brennen), Unterform: palovac
barabern: poroba (Knechtschaft), Schwer arbeiten
Bißgurn: Schlammbeißer = piskoř
Bluza: plod (Frucht)
Bramburi: die Tschechen bekamen die ersten Erdäpfel aus Brandenburg
Buchteln: bubniti = anschwellen
Dalk: vdolek (Vertiefung)
Datschkerl: taška (Tasche, Lehnwort aus dem Deutschen)
ditschkerln: dička (Degenspitze)
Duchent (Tuchent): duchna (Federbett)
dudeln: dudy (Dudelsack), dudlati (musizieren)
Fotzn: facka (Ohrfeige)
Frnak: frňák (Nase)
Gatsch: kaše (Brei)
Golatsche: koláč (Wurzel: rund)
Groschn: Prager Münze um 1300: grossi pragenses
Gschisti-Gschasti: čisté šaški (purer Unsinn)
Halawachel: halama (Schlingel)
Happen: chápati (erfassen, begreifen)
Howno: hovno (Dreck)
Kaleschn: kolesa (Kutsche)
Kalupn: chalupa (baufälliges Haus)
Klapetz: chlapec (Bursche)
Kolatsche: koláč
Kren: Křen (Meerettich)
Kukuruz: kukuřice (von Kuruzen, die Mais gebracht haben)
Lepschi: lepší (besser); Auf lepschi gehen: sich vergnügen
Målta: malta (Mörtel)
Måtschger: mačka (Sauce, Suppe); močka (Pfeifenrückstand)
måtschgern: močka (Pfeifenrückstand)
Novak: novák (Neuer oder Neumann)
Nusch: nuž (Messer)
papierln: popírati (bestreiten)
Pawlatsche: pavláč (Bretterboden)
pfrnak: frňák (Nase)
Pitschen: pičí (Trinkgeschirr)
Piwo: pivo (Bier)
plazn: plakati (weinen)
pomali: po malu (langsam)
povidalen: povídat (erzählen), tschechisch sprechen
Ribisl: rybíz (Ribisel)
roboten: robot (Arbeit)
schetzkojedno: všecko jedno (egal)
Schlãtz: clíz (Schleim)
Schunken: šunka (Schinken)
Stådl: stodola (Scheune)
Strizzi: strýc, strýček (Onkel)
Tatschkerln: taška (Tasche, Lehnwort aus dem Deutschen)
titschkerln: dyčka (Degenspitze)
Tschåpperl: čapek (kleiner Storch)
tschari: čary (Zauberei)
Zeiserl: čižek (Zeisig)
Tschechische Kindermädchen lehrten den Kindern deutsch, indem sie die tschechische Schreibweise „mi se hrajeme“ ins Deutsche übersetzten. Und so entstand: „mir spielen sich“. Und richtig wäre natürlich „wir spielen“ oder „wir spielen uns“.[140] Herkunft:
Bei der Assimilation geht es im Grunde um die Annahme der Sprache und der Gebräuche des Aufnahmelandes. Bis zum Ersten Weltkrieg erfolgte das keineswegs nur freiwillig, es wurde durchaus Druck ausgeübt.
In meinem Verwandtenkreis erfolgte die Assimilation immer im Zuge einer Eheschließung. Wenn beide Partner Wiener Tschechen waren, konnten ihre Kinder eine der Wiener Komensky-Schulen besuchen, die Muttersprache änderte sich nicht. Erfolgt dagegen die Eheschließung zwischen Tschechen und Österreichern, dann besuchten die Kinder eine österreichische Schule und das Tschechische war den Kindern bestenfalls in Ansätzen geläufig.
Grundsätzlich ist Assimilation eines Teils der Einwanderer durch Eheschließungen wichtig, um ein gegenseitiges Verständnis aufzubauen.
Die Integration ist schwieriger zu beschreiben, weil allein die Definition nicht immer gleich verstanden wird:
Die Integration verlangt nicht, dass die Migranten ihre kulturelle Identität aufgeben. Und viele der tschechischen Migranten haben diese Identität bis heute nicht aufgegeben. Aber Integration erfordert, dass sich die migrantische Gruppe an der Gesamtverantwortung für den Staat anteilig beteiligt und die Mehrheitsbevölkerung diese Beteiligung akzeptiert.
Wenn mich wer fragt, wann (zum Beispiel) ein Türke in Wien integriert ist, dann finde ich die einfachste Antwort: „wenn man nicht mehr danach fragt“ und den Migranten als Teil der Stadt akzeptiert wurde.
Stellen wir uns einmal vor, unsere heutigen Wiener Türken gründen Schulen mit der Unterrichtssprache Türkisch. Es geschieht, und es sind keine türkischen sondern islamische Schulen, aber der Großteil der türkischen Kinder besucht deutschsprachige Schulen.
Damals, im Vielvölkerstaat war es zunächst nicht abwegig, an ein solches Vorhaben zu denken, war doch auch das damalige Parlament äußerst bunt zusammengesetzt und bildeten dort die Abgeordneten aus den damaligen Bundesländern eine deutsche Minderheit.
Aber die Situation der Tschechen stand unter dem Druck der deutsch-nationalen Abgeordneten und wie immer man das konnte, hat man alle diesbezüglichen Bemühungen um Schulgründungen oder auch nur Prüfungen in tschechischer Sprache verhindert. Schüler mussten von Wien nach Břeclav (Lundenburg) zu Prüfungen fahren und es musste in Absprache mit der Schulbehörde auch unauffällig über die Bühne gehen, um Krawalle zu vermeiden.
Abbildung 76: SchülerInnen der Komensky-Schule in der Quellenstraße 72 vor der Abfahrt nach Lundenburg (Břeclav) (1899)
Abbildung 77: Karikatur aus der Satirezeitschrift "Figaro" vom 15. April 1899[143]
Die Konflikte rund um den Betrieb tschechischer Schulen in Wien nahm skurrile Formen an. Im Jahr 1909 wurde die Komensky-Schule im dritten Bezirk von deutsch-nationalen verbarrikadiert und mit Brettern vernagelt.[144]
Abbildung 78: Karikatur über den Konflikt um die Komensky-Schule
„Der Bürgenmeister haut die tschechischen Sprößlinge hinaus, der Statthalter läßt sie wieder bei der Hintertür hinein. Karikatur auf den Machtkampf zwischen christlichsozialer Stadtverwaltung und dem liberalen Statthalter von Niederösterreich, Erich Graf Kielmansegg.“ (Hamann, 2010, S. 457)
Lueger dagegen wurde von nationalem Jubel umrauscht, als er bei der Bürgervereidigung im Oktober 1909 wieder einmal bekräftigte: „Dieser Eid hat jetzt eine erhöhte Bedeutung und zwar deswegen, weil man bestrebt ist, unserer Stadt einen zweisprachigen Charakter zu verleihen. Wenn Wien zweisprachig wird, dann verliert es jene Bedeutung, die es bisher gehabt hat. Denn nur dann kann Wien die Reichshaupt- und Residenzstadt seien, wenn es einsprachig ist. Denn wenn man aus der Zweisprachigkeit Schlüsse ziehen wollte, dann würde Wien nicht zweisprachig, sondern neun- oder mehrsprachig werden, ein Zustand, der geradezu unduldsam wäre.“ Dann fügte er in Anspielung auf die Komensky-Schulen hinzu: „Ich werde strenge darauf sehen, daß hier in meiner Vaterstadt Wien nur eine deutsche Schule existiert und gar keine andere.“ (Hamann, 2010, S. 455)
Am 13. Mai 1912, dem Festtag des Deutschen Schulvereins, zertrümmerten Wiener Schulkinder einer vierten Volksschulklasse die Fensterscheiben der verbarrikadierten Komensky-Schule - und wurden dafür nicht bestraft. Am 3. November 1912 demonstrierten 4000 Wiener mit der Parole: »Nieder mit der tschechischen Schule!« Das Problem blieb bis 1918 ungelöst.
Den Ziegelarbeitern erging es in dieser Richtung noch viel schlechter. Einerseits kamen ja ganze Familien, die in Familienpartien gearbeitet haben. Mit 14 Jahren war man schon in den Arbeitsbetrieb integriert und möglicherweise auch schon jüngere Kinder als „Sandler“. Die Sandler sind jene Arbeiter, die Sand in den Model streuen, damit der Ton nicht anklebt.
Vor der Zulassung tschechischer Schulen in der Ersten Republik, mussten sich die Tschechen behelfen. In Simmering zum Beispiel wurden die Kinder im Gasthaus Švagerka[145] (ca. 1910) in der Kopalgasse unterrichtet. Dieses Gasthaus hat sich auf tschechische Kundschaft spezialisiert. Es kamen nicht nur die Kinder sondern auch die verschiedenen Tschechischen Vereine vom Gesangsverein über die Turnvereine und die Theatertruppe.
Abbildung 79: 4-klassige tschechische Volksschule im Gasthaus Švagerka, Simmering, Kopalgasse 3
„Švagerka“: Das ist einer von vielen Namen, die zeigen, wie sich Tschechisch und Deutsch gegenseitig beeinflusst haben. „Švager“ ist das, als das es klingt: „Schwager“.
Nach dem Ersten Weltkrieg entspannte sich die Schulsituation durch Verträge zwischen Tschechien und Österreich, die ein wechselseitig anerkanntes Schulmodell erarbeitet haben. Der Tschechische Staat bezahlte die Gebäude, Österreich bezahlte die (tschechischen) Lehrkräfte. Alle Schulen hatten Öffentlichkeitsrecht. Zeugnisse wurden zweisprachig ausgestellt. In allen tschechischen Volksschulen war Tschechisch die Unterrichtssprache und Deutsch war die Fremdsprache. Und das Ziel war, dass die Kinder mit 10 Jahren so gut Deutsch konnten, dass sie in alle anderen Schulen in Wien übertreten konnten. Dieses Modell existiert seit 1920 und es gab um 1933 35 tschechische Schulen (17 Kindergärten, 6 Volksschulen, 6 Hauptschulen, 3 Gymnasien, 1 Handelsschule, 1 Fachschule für Frauenberufe, 2 slowakische Sprachschulen).
Dieses Schulmodell existiert auch heute noch.
Abbildung 80: 4. Klasse, Tschechische Volksschule, Schützengasse 31, 1931
Abbildung 81: Zeugnis 4. Klasse, Tschechische Volksschule, Schützengasse 31, 1931
Ein wesentliches Merkmal der nationalen Identität der Tschechen war der Sport. Nicht unbedingt Leistungssport, der auch, es ging um Breitensport. Jede politische Richtung hatte auch ihren Sportverein. Alle diese Organisationen gibt es noch heute und ich habe den Eindruck, als würde hier in Wien ein Abbild der Zeit des 19. Jahrhunderts existieren. Alle damaligen Vereine existieren heute noch.
Wiener Tschechen sind alle in Vereinen organisiert, die meisten auch in einem der Turnvereine. Turnen war eine wöchentliche Verpflichtung und war das verbindende Element aller Tschechen.
Am ehesten vergleichen könnte man es mit der Wanderfreudigkeit der Österreicher oder dem Schifahren. Aber in sportlichen Belangen konnten Wiener mit den Tschechen nicht mithalten.
Die Tschechische Community in Wien verfügt über ein überaus vielfältiges Spektrum politischer, sportlicher und kultureller Vereinigungen, die man am einfachsten so beschreiben kann, dass die politische Landschaft der Tschechen jener der Österreicher ziemlich gleich ist. Jede uns vertraute ideologische Orientierung findet bei den Tschechen ihre Entsprechung, mit einer nicht unwichtigen Ausnahme: man darf „Tschechisch-National“ nicht mit „Österreichisch /Deutsch-National“ vergleichen. Österreichisch-National wäre etwa ein Pendant zu einer Tschechisch-Nationalen Gruppierung aber so etwas gibt es in Österreich nicht. Zum österreichischen „Deutsch-Nationalismus“ der Rechten gibt es in Tschechien naturgemäß keine Entsprechung.
Das tschechische Selbstverständnis eines Staates war seit den Anfängen immer mit einer Körperkultur verbunden und jede politische hat auch einen eigenen Turnverein: DTJ (Sozialisten); Orel (Konservative) und Sokol (Nationale). Diese Facette des Vereinslebens gibt es in Österreich nicht.
Ebenso war und ist es nicht unüblich, dass Aktivitäten oft parallel von Vereinen verschiedener Couleurs angeboten wurden und werden, also etwa wie ÖAMTC und ARBÖ, Touristenklub, Naturfreunde, Alpenverein usw.
Man sieht, Tschechen ticken weitgehend wie Österreicher und daher ist die Integration nach einer großen Portion Rückwandung und gleichzeitigen Assimilation ihre Gruppe auf derzeit etwa 5.000 Personen geschrumpft, die unauffällig in Wien als autochthone[146] und staatlich geförderte Minderheit lebt.
Man sieht an den Gründungsdaten dieser größten Vereinigungen, dass die Eliten der Tschechen und auch die national orientierte Sokol sich schon um 1860 organisierten, dass es aber bis 1900 gedauert hat, bis sich Vertretungen für die Arbeiterschaft formierten.
Abbildung 82: Ring lustiger Jünglinge unter dem Fels (1908)
Es war nicht nur eine Eintagsfliege, man singt auch in der Ersten Republik: Gesangsring XI, gegründet 1927
Abbildung 83: Gesangskreis Wien XI., gegründet 1927
Abbildung 84: Logo des Turnvereins "Sokol"
Abbildung 85: Gründungsjahre der Bezirksorganisationen des Turnvereins "Sokol" in Wien und Liste der Sokol-Olympiaden
Abbildung 86: Das Begräbnis einer verdienstvollen Vorturnerin des "Sokol" (2016)
Abbildung 87: Tschechischer Arbeiterturnverein (DTJ, 1912)
Abbildung 88: Turnerfest des tschechischen Arbeiterturnvereins am Tschechischen Herz Platz:
Abbildung 89: Turnkurs für Frauen, DTJ, 1913[152]
Abbildung 90: Logo Tschechisches Herz (České Srdce). Gegründer 1918
ausschließlich in
Österreich
Abbildung 91: Einladung zur 100-Jahrfeier vom Tschechischen Herz in der Zeitung "Vídeňské Svobodné Listy"
Abbildung 92: Mitgliedsausweis "Tschechisches Herz" für die Jahre 1938-1941
Das verfügbare Baumaterial (und eventuelle Bedrohung) bestimmt die Bauweise.
Abbildung 93: Baumhaus in Äthiopien[155]
Abbildung 94: Machu Pichu[156]
Abbildung 95: Steinbruch Mannersdorf. Stein für den Stephansdom[157]
Dass Wien gerade hier entstand, ist kein Zufall. Geografie und Klima machten diese Gegend zu einem attraktiven Ort. Die Geologie hat ihres dazu beigetragen. Ein Großteil der Ziegel, die im Wiener Raum hergestellt wurden, besteht aus fossilem Seeboden.
Abbildung 96: Bezeichnung der Erdzeitalter in Mitteleuropa
Die für die Ziegelherstellung benötigten Bodentypus im Wiener Raum nennt man „Wiener Tegel“ und um seine Herkunft zu verstehen, muss man schon ziemlich weit in der Erdgeschichte zurückgehen, in die Zeit, als sich im Wiener Becken noch ein tropisches Meer befand, die Parathesys[159], die mit dem heutigen Mittelmeer und östlich mit dem heutigen Persischen Golf verbunden war. Das heutige Wien lag mit dem Laaerberg[160] und dem Wienerberg[161] am Rand dieses Meeres. Das Wiener Becken war der Meeresboden.
Abbildung 97: Tropisches Meer "Paratethys" (35-11 Mio Jahre)
Vor etwa 11 Millionen Jahren begann sich das Land zu heben, die Alpen falteten sich auf und das Meer wurden zur Pannonischen See[162], einem Binnengewässer.
Abbildung 98: Binnensee "Pannon" (11-5 Mio Jahre)
Am Meeresboden lagerten sich bis zu 1.500 Meter dicke Schlammschichten an, der so genannte „Wiener Tegel“[163], die Rohstoffbasis für die Ziegelindustrie. Der Schlamm ist ein feinkörniges Sediment, meist anorganische Partikel verschiedenster Mineralien, die Bächen und Flüssen in das Meer gespült wurden aber auch aus oder vermengt mit organischen Sedimenten. Dieser Wiener Tegel bildet die Grundlage für den Rohstoff des Ziegels.
Abbildung 99: So könnte der Pannon-See ausgesehen haben
Abbildung 100: Fossilien aus der Zeit des Pannon-Sees
Ton[164] ist eine Art flüssiges Gestein, dessen Teilchen verformbar sind und keinen festen Fels bilden. Die Partikel sind kleiner als 2µm. Man spricht von Sand, wenn die Mineralkörnchen 60-2000 µm groß sind. Solange der Ton nicht gebrannt ist, ist er plastisch und quellfähig, sein Volumen nimmt mit steigendem Wassergehalt zu.
Tegel ist eine österreichische Bezeichnung für lehmig-toniges Gestein (Ablagerungen). Lehm ist eine Mischung aus Sand (>63 µm), Schluff (>2µm) und Ton (<2µm). Der Wiener Tegel (Badener Tegel) dürfte wegen seiner geringen Korngröße sehr geeignet für die Ziegelherstellung gewesen sein.
Ton wir seit ca. 10.000 Jahren luftgetrocknet als Baumaterial verwendet, seit etwa 3.000 Jahren v. Chr. wird Ton in großem Umfang zu Ziegel gebrannt.
Abbildung 101: Lehmziegel-Herstellung in Ägypten (Grab des Rechmirè um 1500 v.Chr.) (Gaggl, 2009, S. 50)
Diese geografische Nähe zum Rohstoff für den Hausbau begünstigte das Wachstum von Wien wegen der dadurch sehr kurzen Transportwege. Darüber hinaus wurde der Wiener Neustädter Kanal als Transportweg bis ins Stadtzentrum benutzt.
Um die Transportwege kurz zu halten, entstanden die Ziegeleien anfangs nahe bei Wien, wie uns zum Beispiel die Ziegelofengasse[165] im 5. Bezirk, die Zieglergasse oder die Laimgrubengasse verraten. Schon Maria Theresia hat verfügt, dass sich diese Ziegeleien in den damaligen Vororten, im Gebiet der heutigen Außenbezirke, also nördlich des Wienerbergs anzusiedeln hätten. Wegen des raschen Wachstums der Stadt wurde diese Fabrikation auf das Gebiet südlich des Wienerbergs ausgelagert. Nur die innerstädtische Ziegelei in Hernals blieb noch längere Zeit bestehen.
Mit dem Abbau des Tons wühlt man im Schlamm[166] des Meeresgrunds der früheren pannonischen See.
Diese einfache Verfügbarkeit des Baumaterials ermöglichte das rasche Wachstum der Stadt. Wien war um 1914 die fünftgrößte Stadt der Welt. Gleichzeitig entstand mit Wienerberger die größte Ziegelfabrik Europas – wie wir noch sehen werden.
Quelle[167]: „Chemische Zusammensetzung des Wiener Tegels. 1866.
Ein Spruch aus dieser Zeit war: „Ohne den Lehm daat's des Wien net geb'n!“
· Lehm[168]: grobkörniger als Tegel, Mischung mit Sand, glaciale Ablagerungen
· Tegel[169]: Ablagerungen des Tertiär
· Badener Tegel (Wiener Becken)
· Hernalser Tegel
· Und andere
· Ton (Grundstoff)
· Magerung (Sand, Schlacke, Asche)
· Porosierungsstoffe (Sägespäten, Polystyrol, Sonnenblumenkernschalen)[170]
· Energetische Zusätze (Kohle, Koks)
· Kalkhydrat (Bei zu hoher Feuchte)
Grobkalk
· Organische Beimengungen
· Kies Schotter Steine
· Schwefelminerale (Gips, Payrit)
· Salze
Die Ziegelherstellung war bis ins 20. Jahrhundert ein überwiegend manueller Prozess, die Ziegeleien waren riesige Manufakturen. Ziegelherstellung war Scherstarbeit.
Abbau in der Grube im Herbst („Wintern“)
Abbildung 102: Abbau bei Wienerberger in Hennersdorf
Sumpfen (Bewässerter Ton wird durchgetreten)
Dreschen am „Hauetisch“ bei hochwertigen Produkten
Sandeln der Model am Streichtisch
Schlagen in Model, später in Strangpresse
Trocknen im Trockenschuppen mehrere Wochen, heute Durchlauf-Trockner 5-8 Stunden
Feldbrandofen für bis zu 500.000 Ziegel, mehrere Wochen; ab 1860 Ringofen mit Brennstoffersparnis von 60-70%; ab 1950 im Tunnelofen Trocknen und Brennen: 9 Stunden.
Abbildung 103: Vergleich der Ziegelerzeugung zwischen 1950 und 2000
Der Ziegel ist der ständige Begleiter durch diese zwei Jahrhunderte Stadtentwicklung und daher wollen wir uns seine Fertigung näher betrachten.
Ein Ziegel, das sind etwa zwei Liter Ton.
Ein Wiener Ziegel hat seit den Zeiten von Maria Theresia die Maße 25 x 12 x 6,5 = 2 Liter
Länge = 2 x Breite + Mörtelfuge (1 cm).
Für eine Mietskaserne wird mehr als eine Million Ziegel benötigt.
Für das Arsenal wurden 100 Millionen Ziegel benötigt.
Eine wissenschaftliche Darstellung der Ziegelerzeugung findet man in einem Buch von Willi Bender. (Bender, 2004)
· Abbau des Tegels
· Schlagen der Ziegel
· Trocknen in Trockenhütten
· Brennen im Ziegelofen
Bis weit in das 20. Jahrhundert war die Erzeugung der Ziegel reine Handarbeit. Die Ziegeleien waren also riesige Manufakturen.
Abbildung 104: Ziegelmeiler in Afrika (Wikipedia)
Abbildung 105: Feldbrandziegelei 1847[173]
Die Ziegel verbleiben ca. 14 Tage im Meiler, davon aber nur etwa drei Tage 600-900 Grad. Die restlichen Tage sind die Aufwärm- und Abkühlphase. Meilergebrannte Ziegel sind sehr unterschiedlich in der Qualität.
Die Öfen benötigen 500 kg Kohle für 1000 Ziegel.
Abbildung 106: Schachtofen in Afrika
Abbildung 107: Beispiel für Schachtöfen eines Museums
Schachtöfen[175] liefern bessere Qualität als ein Feldbrandziegelofen und können etwa 5x im Jahr beschickt werden.
Ringofen: Ofen mit Dauerbrand und wanderndem Brand.
Abbildung 108: Ziegelei in Heiligenstadt
Abbildung 109: Funktionsweise eines Ringofens
Ein kreisförmiger oder ovaler Ofen besteht aus etwa 12 Brennkammern, das etwa drei dieser Kammern sind befeuert und brennen dabei die darin enthaltenen Ziegel. Durch Steuerung der Zu- und Abluft wandern die brennenden Kammern rund um den Ofen und hinterlassen gebrannte Ziegel, die von der Brenntemperatur von etwa 1150 Grad langsam bis auf die Entnahmetemperatur von 40 Grad abkühlen. Nach der Entnahme wurde die leere Kammer wieder mit Ziegel und Kohle beschickt, danach zugemauert und wartet darauf, vom herannahenden Feuer gebrannt zu werden.
Diese Ofenform wurde 1859 von Baumeister Friedrich Eduard Hofmann[177] in Preußen und Österreich zum Patent angemeldet und bei der Pariser Weltausstellung 1867 mit dem Grand Prix ausgezeichnet.
Das Ziegelwerk in Pottenbrunn bei St. Pölten betreibt als einzige noch einen Ringofen.
Liste der Standorte des Verbands der österreichischen Ziegelwerke[178].
Früher wurden die Ziegel in einem Meiler gebrannt, bei dem der Fertigungsprozess etwa 14 Tage gedauert hat, davon etwa drei Tage gebrannt wurden, die restliche Zeit diente dem Aufwärmen und der Abkühlung.
Der Ringofen erlaubt eine Art Fließbandfertigung, weil das Feuer in einer geregelten Geschwindigkeit im Kreis wandert und daher gleichzeitig gebrannt, aufgewärmt, abgekühlt, beschickt und entnommen wird.
Abbildung 110: Dampfziegelei
A. Tonwagen, aus der Grube kommend
B. Aufzugbrücke
C. Aufzug
D. Brechwalzwerk
E. Transportwagen, vom Brechwalzwerk kommend
F. Sümpfe
G. Tonschneider
H. Feinwalzwerk
J. Ziegelpresse
K. Elevator (Aufzug)
L. Trockenräume
M. Ringofen
N. Betriebsdampfmaschine
O. Dampfkessel
Der Ringofen selbst (M) erhielt eine Ummantelung aus Holz. Die Abwärme des Ofens wurde zur beschleunigten Trocknung der dort gelagerten Ziegel verwendet.
Abbildung 111: Beschleunigte Trocknung der Ziegel über dem Ringofen.
Emil Teirich, Ingenieur in Zürich, berichtet 1864 über die „Erste in Österreich mit stabiler Dampfmaschine betriebene Maschinenziegelei zu Inzersdorf am Wienerberge“[180]. Dennoch erfolgt auch noch um 1900 nur etwa 30 Prozent der Fertigung mit maschineller Unterstützung.
1873 berichtet Dr. Emil Teirich über „Maschinen und Werkvorrichtungen für Thonwaaren-Industrie auf der Wiener Weltausstellung.[181]
Während beim Ringofen das Feuer kontrolliert durch den Ofen wandert, steht die Flamme beim Tunnelofen still und die Ziegel werden auf einem Wagen durch den Ofen gezogen.
Es ist wie bei einem Pizza-Ofen, bei dem durch das kontrollierte Durchziehen durch den Ofen eine gleichbleibende Qualität erzielt wird.
Abbildung 112: Ein Tunnelofen für Ziegel ähnelt einem Pizzaofen
1846-1871 Pacht des Wiener Neustädter Kanals
1871 Pottendorfer Linie
1885 Badner Bahn nach Wiener Neudorf[183]
1888 Beiwagen WLB[184]
1895 Badner Bahn nach Guntramsdorf
1924-1962 Straßenbahn 165 bis Inzersdorf[185]
Abbildung 113: Historischer Beiwagen der Badner Bahn 1888[186]
Abbildung 114: Werkzeuge von Ziegelarbeitern
»Tritt man südlich zur Stadt hinaus, so bemerkt man daselbst eine Reihe riesiger Ziegeleien. Es ist dieses Miesbachs Inzersdorf - das böhmische Ägypten. Wie einst die Israeliten Ziegel für die Faraonen brannten, so brennen hier die Böhmen Ziegel für die Bauten in Wien.« Josef Jireček, Die čecho-slavische Bevölkerung in Wien, Bautzen 1854 (Wonisch, 2010, S. 212)
Einige Gassenbezeichnungen wie Zieglergasse, Ziegelofengasse und Laimgrubengasse erinnern noch daran, dass sich die Ziegelfertigung unmittelbar vor der Stadt befunden hat. 1760 wurde verfügt, dass sich die Öfen aus dem Stadtbild zu entfernen hätten.
*1791 Röschitz (Mähren) – †1857 Baden
Abbildung 115: Alois Misbach (1791-1857
Alois Miesbach war Soldat in den Napoleonischen Kriegen[188] (1809 bei Wagram und Znaim) und war vom Beruf Bautechniker. Alois Miesbach war 27 Jahre alt, als er 1819 als erste Ziegelei jene von Meidling erwarb. 1820 pachtete den Fortificationsziegelofen am Wienerberg (gegründet 1775 durch Maria Theresia). Dieser Ziegelofen diente früher nur für den Bau von Befestigungsanlagen. Danach erwarb er auch die Herrschaft in Inzersdorf und baute sein Ziegelimperium bis auf 9 Standorte im Wiener Becken aus.
Wir sehen hier die Standorte auf einer historischen Landkarte von 1850:
Abbildung 116: Ziegelimperium des Alois Misbach
Man sieht, dass die Wiener Innenstadt noch von der Stadtmauer umgeben war und der Linienwall (rot markiert) die Trasse der späteren Stadtbahn vorzeichnete. Im Bild hervorgehoben sind 9 Ziegeleien im Süden von Wien, der Wiener Neustädter Kanal, der von Alois Miesbach für den Transport von Kohle und Ziegel gepachtet wurde.
Miesbach erwarb 30 (!) Kohlebergwerke und nutzte für die Anlieferung den Wiener Neustädter Kanal.
Damals musste jeder Ziegel gekennzeichnet sein, dieser hier ist aus einer Fabrik von Alois Miesbach, „AM“:
Abbildung 117: Ziegel aus dem Werk von Alois Miesbach mit den Initialen „AM“
Man muss bedenken, dass zur Zeit des Alois Miesbach der ganz große Bauboom noch gar nicht eingesetzt hat, denn noch stand die Stadtmauer aus der Türkenzeit.
In der Biografien von Alois Miesbach ist vermerkt, dass er sich seinen Arbeitern verantwortlich gefühlt hat und einen Teil seines Einkommen für soziale Einrichtungen, wie Krankenhäuser, Kinderbetreuungseinrichtungen und Stiftungen gespendet hat.
aus Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich: Alle jene riesenhaften industriellen Schöpfungen waren zu gleicher Zeit ebenso viele Werke des Wohlthuns. Keinen Humanitätsverein gab es in der Residenz, dessen thätiges Mitglied Miesbach nicht gewesen wäre; es leben in den verschiedenen Schichten der bürgerlichen Gesellschaft nützlich wirkende Männer, denen im Anbeginn ihrer Laufbahn alle Mittel fehlten, sich fortzubilden, Miesbach wendete ihnen jene reichliche Unterstützung zu, die sie in den Stand setzte, Das zu werden, was sie sind. Für das Wohl seiner Arbeiter aber war Miesbach wie ein Vater besorgt. Sie bildeten alle zusammen Eine große Familie, an deren Spitze er stand. Auf allen seinen Besitzungen hatte er Arbeitercolonien gegründet, diese mit Spitälern, Schulen, Kirchen, Kleinkinder-Bewahranstalten u. dgl. m. reich dotirt; er kaufte die Lebensmittel und sonstigen für die Arbeiter erforderlichen Gegenstände im Großen und zu billigen Preisen, und ließ sie zu Einkaufspreisen seinen Arbeitern verabfolgen; daher gingen an denselben alle den Haushalt in der Gegenwart so sehr erschwerenden Preisschwankungen spurlos vorüber, es besteht unter ihnen ein großer Wohlstand, der sonst in diesen Schichten der Gesellschaft nicht anzutreffen, und Schöpfer alles dessen ist Miesbach, den sie alle wie einen Vater verehrten und liebten. Als ein Zug seines Charakters möge folgende Thatsache dienen: Ein bekannter Ingenieur hatte ihm das Modell einer Maschine vorgelegt, durch die täglich 30 bis 40 Arbeiter erspart worden wären. Miesbach ließ die Maschine bauen, aufstellen, versammelte seine Arbeiter, ließ das Werk in Gang setzen und der Erfolg übertraf die Erwartungen. Miesbach ließ hierauf die Maschine in Gegenwart seiner bestürzten Arbeiter wieder zerlegen und sagte zu ihnen: „durch die Maschine Euerer Hände bin ich reich geworden, bei dieser Maschine will ich auch bleiben“.
Alois Miesbach starb in Baden und wurde in der Wiener Stephanskirche aufgebahrt. Nach ihm ist die Miesbachgasse[189] und der Miesbachpark[190] benannt.
Abbildung 118: Heinrich Drasche, *1811 Brünn - †1880 Inzersdorf
Nach dem Tod von Alois Miesbach übernahm sein Neffe, Heinrich Drasche das Unternehmen. Er arbeitete immer schon an den Projekten seines Onkels mit. Er erweiterte die Produktion und wurde zum reichsten Mann von Wien. Zahlreiche Ehrungen wurden ihm zuteil:
· 1867 wurde er bei der Weltausstellung in Paris mit dem Franz-Josef-Orden dekoriert und erhielt dort eine große Goldmedaille
· 1870 durfte er sich Edler von Wartinberg nennen,
· 1871 wurde er Ehrenbürger von Brünn.
Nach ihm Benannt sind der Drasche-Park und die Drasche-Straße in Inzersdorf. „Draschegürtel“[192] nannte man die großen Areale zwischen Meidling und Kaiser-Ebersdorf, die von der Familie Drasche spekulativ aufgekauft worden waren, die aber in der Zwischenkriegszeit wieder verkauft wurden.
Abbildung 119: Logo der Wienerberger zur Weltausstellung 1867 in Paris
Drasche ist in der Literatur als Wohltäter bekannt. Er stiftete Stipendien für seine Beamten, unterhielt Krankenhäuser und spendete namhafte Summen an den damaligen Innenminister. Bei der Weltausstellung in Paris bekam er dafür auch eine „Humanitätsmedaille“.
Für die Errichtung der Arbeiterwohnhäuser wurde er aber nicht ausgezeichnet. Weder die Anlage noch die Ausstattung und Hygiene entsprachen zeitgemäßen Standards. Er erklärte etwa vor einer Kommission bei der Weltausstellung die Nähe der Häuser zu den Betriebsstätten so, dass man so besser kontrollieren könne, ob jemand grundlos der Arbeit fernbliebe. (Wienerberger, 1969, S. 54)
Drasche beschäftigte in seinen Betrieben rund 10.000 Arbeiter, für die er als einer der ersten Unternehmer in Österreich Arbeiterwohnhäuser errichten ließ; er spendete große Summen für humanitäre Stiftungen und errichtete im Zuge der von ihm geschaffenen Sozialeinrichtungen unter anderem einen Pensionsfonds für seine Beamten und „Arbeiter-Cassen“ zur Krankenfürsorge. Seine Familie spielte im Wiener Gesellschaftsleben eine bedeutende Rolle; er besaß die böhmische Herrschaft Pardubitz und Güter in Niederösterreich und Ungarn.
Sein Produkt, ein Ziegel mit den Initialien „HD“.
Abbildung 120: Ziegel aus dem Wer des Heinrich Drasche mit den Initialen "HD"
Abbildung 121: Ein Model für einen Ziegel "HD"
Nach dem Börsegang der Wienerberger AG 1869 war Drasche nur mehr Ehrenadministrator auf Lebenszeit.
Dem reichsten Mann von Wien wird es sich ziemlich egal gewesen sein, ob er nun 100 Häuser oder 101 Häuser besessen hat. Wie wir aus zahlreichen Berichten erfahren, war ihm aber nicht unwichtig, dass er als ein Wohltäter in die Annalen seiner Heimatgemeinde eingeht.
Zeitgenössisches Zitat: „Stiftete zwölf Stipendien à 200 fl. für studirende Söhne seiner Beamten und übergab im April 1870 dem Minister des Innern weitere 100.000 fl. ausschließlich zu humanitären Stiftungen.“
Ein solcher Aspekt fehlt an der Börse gänzlich.
Es kann daher durchaus sein, dass die Arbeitsbedingungen in den Anfängen der Ziegelindustrie unter Miesbach und Drasche nicht gut aber erträglich waren und dass sie sich erst unter dem Gewinndruck und der großen Expansion stark verschlechtert haben.
Bis 1770 befinden sich Ziegeleien noch unmittelbar vor der Stadt. Straßennamen wie zum Beispiel „Ziegelofengasse“[193] erinnern noch daran. Maria Theresia verfügt, dass die Ziegeleien weiter außerhalb der Stadt anzusiedeln sind. Sie sind zunächst noch am nordseitigen Hang des Wienerbergs und später dann weiter im Süden.
Diese Distanz zur Stadt hat zur Folge, dass die Arbeiter unmittelbar in der Ziegelei wohnen müssen. Die Trennung zwischen Wohnort und Arbeitsort wird erst mit den Verkehrsverbindungen möglich. 1871 Pottendorfer Linie[194], 1885 Badner Bahn[195] (zunächst bis Guntramsdorf). Eine wirkliche Anbindung an Wien erfolgt aber erst durch die Eingemeindung des südlichen Wienerbergs und die Straßenbahnlinie 165.
· 1819 Pacht der zerstreuten Ziegeleien am Wienerberg
· 1819 1 Million Ziegel pro Jahr
· 1826 Erwerb der Gutsherrschaft Inzersdorf
· 1829 Heinrich Drasche, Neffe von Alois Miesbach wird Geschäftsführer
· 1830 Alleineigentümer der Ziegeleien am Wienerberg
· 1830 117 Millionen Ziegel pro Jahr, 5.000 Beschäftigte, 30 Kohlenbergwerke
· 1830 größter Ziegelproduzent der Monarchie
· 1845 Große goldene Medaille (Industrieausstellung Wien)
· 1846 Große goldene Medaille (Industrieausstellung Pest)
· 1846 Erwerb der Ziegelei Biedermannsdorf
· 1847 Erwerb der Ziegelei Vösendorf
· 1847 Pacht des Wiener Neustädter Kanals
·
1850 2.900 Beschäftigte, 42 Öfen, 65
Mio Ziegel/Jahr; (= 45 Arbeiter pMZ), 30 Bergwerke
15 km Trockenschuppen, 300 Pferde
· 1850 Erwerb der Ziegelei Leopoldsdorf
· 1850 Erwerb der vereinigte Fabriken am Laaerberg
· 1850 Große goldene Medaille (Weltausstellung London)
· 1952 Erwerb der Ziegelei Guntramsdorf
· 1853 Große silberne Medaille (Amsterdam)
· 1854 Große Medaille (München)
· 1855 Große Medaille (Paris)
· 1855 4.700 Beschäftigte, 50 Kohlebergwerke mit 2300 Bergleuten.
· 1862 130.000.000 Ziegel
· 1862 Große goldene Medaille (Weltausstellung London)
· 1864 Einsatz der Hertel‘schen Ziegelpresse
· 1864 250 Ziegelöfen herkömmlicher Bauart (80.000-120.000 Ziegel)
· 1865 Einsatz der ersten Ringöfen
· 1866 Erwerb der Ziegelei in Hernals
· 1867 Verdoppelung der Ziegelproduktion
· 1867 Große goldene Medaille (Weltausstellung Paris)
· 1868 Erwerb der Ziegelei am Laaerwald
·
1869 Börsegang, Kapital 7 Millionen
Gulden = 100 Millionen Euro
(Kaufkraftparität[196])
7.000 Beschäftigte
· 1870 Jahresproduktion 150.000.000 Ziegel, 8.500 Arbeiter (=56 Arbeiter pMZ)
· 1887 12 % Dividende
· 1888 „Sklaven vom Wienerberg“ Victor Adler in „Gleichheit“
· 1890 Arbeiter-Fortbildungsverein
· 1894 Arbeitsverweigerung
·
1895 Erster Streik der
Ziegelarbeiter, 13 Tote und 13 Festnahmen
Lohnerhöhung – 11-Stunden-Arbeitstag – Sonntagsruhe – Einschränkung der
Kinderarbeit – arbeitsfreier 1. Mai; Gründung des gewerkschaftlichen
Fachvereins der Ziegelarbeiter, Abschaffung des Blechgelds und des
Prämiensystems.
· 1903 18 Fabriken, Jahresproduktion 200.000.000 Ziegel, 64% Handschlagziegel, 16% Knet- Handschlagziegel, 20% maschinell hergestellt (25 Arbeiter pMZ)
· 1910 Beschäftigtenzahl 4.000 (9.000 in den Unterkünften)
· 1923 Lehrwerkstätte (Öffentlichkeitsrecht)
· 1948 117 Mio Ziegel
· 1953 10 Beschäftigte für eine Million Ziegel
· 1968 1 Beschäftigter für eine Million Ziegel
· 2016 3 Mia Umsatz mit 16.000 Mitarbeitern in 30 Ländern und 198 Produktionsstätten[197]
Allein für den Bau des Arsenals wurden 100 Millionen Ziegel und 16 Millionen Verkleidungsziegel geliefert. (Schubert, 1992, S. 69)
Aber Alois Miesbach hat einfach auf das richtige Pferd, die Bauwirtschaft, gesetzt. Er nutzte den Wiener Neustädter Kanal als Transportweg für das Endprodukt, den Ziegel und auch für die Erforderlichen Brennstoffe Holz und Kohle.
Ziegelöfen im Weinviertel[198][199]
Abbildung 122: Anzahl der Ziegeleien im Bezirk Hollabrunn im Zeitraum von 1780 bis 1980
Diese Darstellung zeigt den Aufstieg und Niedergang der Ziegelindustrie im Raum Wien an Hand der Anzahl der Ziegeleien im Bezirk Hollabrunn. Bemerkenswert ist die fast unglaubliche Zahl von 130 Ziegeleien im Bezirk. (Papp, Roetzel, & Wimmer_Frey, 2003)
Blick auf den westlichen Wienerberg um 1900. Im Vordergrund sieht man die Spinnerin am Kreuz an der Triesterstraße.
Bis nach 1900 erfolgte die Ziegelerzeugung überwiegend manuell. Man muss sich also die Betriebe als riesige Manufakturen vorstellen.
Das Landschaftsbild wurde durch die Abbauzonen des Tons und durch die langen Reihen der Trockenhütten geprägt und dann auch durch die Schornsteine der Ringöfen und Dampfmaschinen.
Das aus unserer heutigen Sicht Bizarre ist die enge Verbindung zwischen den Arbeitern und der Fabrik. Der Arbeiter ist in allen Belangen dem Betrieb ausgeliefert. Verliert er die Arbeit, verliert er auch die Wohnung.
Abbildung 123: Wienerberger: Ziegelfertigung pro Jahr
Abbildung 124: Wienerberger: Arbeiter pro Million Ziegel
Abbildung 125: Wienerberger: Anzahl der Mitarbeiter
Abbildung 126: Fabriksgelände von Wienerberger-1
Abbildung 127: Fabriksgelände von Wienerberger-2
Abbildung 128: Fabriksgelände von Wienerberger-3
Abbildung 129: Fabriksgelände von Wienerberger-4
Das war der damalige Name der Aktiengesellschaft, die Drasche im Jahr 1869 an die Wiener Börse zu führen. Er zog sich damit als Alleininhaber zurück und verblieb als Ehrenvorstand im Aufsichtsrat.
· Fabrikationsfläche 882 Joch 65 Quadratklafter = 5.000.000 m² = 5 km² (halbe Fläche des Gemeindegebiets von Vösendorf)
· Verbaute Anzahl von Ziegel in Wien 1873: 26 Milliarden Stück Ziegel
· Die in den Lagerstätten vermuteten Vorkommen betrugen noch etwa 20 Milliarden Stück
· Länge der Trockenhütten: 20581 Currentklafter = 40 km!
· 1000 Schlagplätze
· 6 Dampfmaschinen mit 147 PS und 10 Kessel
· 33 Ringöfen
· 200 Millionen Ziegel pro Jahr
· 1 Million Zentner Kohle pro Jahr
Ab diesem Zeitpunkt verschlechterte sich die Situation der Ziegelarbeiter. Die Gesellschaft konnte vom großen Bauboom der Gründerzeit profitieren und schüttete im Jahr 1887 insgesamt 490.000 Gulden an Dividende aus, was einem Gewinnanteil von 12 Prozent entsprach.
In dieser Zeit als die Stadt sich neu definiert, als die Wirtschaft verstärkt auf Gewinnen schauen muss, als die Nationen beginnen sich neu zu erfinden, als die Arbeiter lernen sich zu organisieren, als der Staat erkennt, dass er mehr Agenden hat als nur den Schutz der Bürger; in dieser Zeit müssen folgende Aspekte betrachtet werden:
Nach der Übergabe der Geschäftsführung durch Heinrich Drasche an die Aktiengesellschaft beginnen sich die Lebensumstände für die Ziegelarbeiter dramatisch zu verändern.
Die Wohngebäude wurden für eine Belegschaft von ca. 10.000 Arbeitern konzipiert. Doch der Hunger der Stadt nach Ziegel lässt die Anzahl der Ziegelarbeiter explodieren, ohne dass für ihre Unterbringung ausreichend vorgesorgt werden kann. Die Zunahme erfolgt rascher als die erforderliche Erweiterung der Unterkünfte.
Dazu kommt der praktisch grenzenlose Hunger der Aktionäre nach Gewinnen, der dort den Sparstift ansetzt, wo das am einfachsten möglich ist, bei den rechtlosen Arbeitern.
· Kapital 7 Millionen Gulden = 100 Millionen Euro[201]
· Wienerberg
· Vösendorf
· Leopoldsdorf
· Laaerwald
· Laaerberg I
· Laaerberg II
· Guntramsdorf
· Hernals
An allen Standorten wurden „ordinäre Handschlagziegel“ hergestellt. Alle Spezialprodukte fertigte man am Wienerberg (Verkleidungsziegel, Gewölbziegel, Hohlziegel, Klinker).
Beamten-Pensionsverein für 58 Beamte, 36 Maschinisten und Aufseher
Kranken- und Unterstützungs-Verein für das Aufsichts- und Arbeiter-Personal für 8.500 Arbeiter
· 2 Kreuzer pro verdienten Gulden wird an den Verein abgegeben
· 20 Kreuzer pro Woche pro Paar beschäftigter Pferde
· Alle Strafgelder
· Freiwillige Zahlung der Wienerberger
Unentgeltliche Wohnung und freien Brennstoff
200 Arbeiterhäuser mit 12.000 Quadratklaftern verbauter Fläche
15 Gasthäuser mit Fleischerei gepachtet
Kindergarten
· 236 Geburten im Jahr 1872
Alle Arbeiten werden im Akkord erbracht
Tongewinnung wird unter Berücksichtigung der Steigung, der Wegstrecke und der beförderten Masse bezahlt
Das Schlagen wird pro 1000 Stück entlohnt
Ebenso der Transport zum und vom Trockenschuppen
Abbildung 130: Lage der Ziegelwerke im Süden von Wien
Interaktive Karte[202]
Kulturpfad über Firmengeschichte von Wienerberger[203]
1907 beträgt die Zahl der Ziegelarbeiter in Niederösterreich insgesamt etwa 17.000. (Kronister) (Vösendorfer Heimatbuch )
In der Zeit bis 1900 ist der Betrieb auch gleichzeitig der Unterkunftsgeber, der Versorger und das Krankenhaus und in den wenigen freien Stunden eventuell auch das Vergnügungszentrum.
Die Ziegeleiarbeiter im Süden von Wien stammten überwiegend aus Böhmen und Mähren. Bis 1900 war ein großer Teil von ihnen saisonal beschäftigt. Im November kehrten sie zurück in ihre Dörfer, im März kamen sie wieder. Oft kamen nur die Männer nach Wien und die Frauen bewirtschafteten den Hof. Oft kamen aber auch ganze Familien.
Man lebte in der Ziegelei. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, von Montag bis Sonntag, ohne Ruhetag.
„Obwohl das Ziegelschlagen Schwerstarbeit war, gehörten die Ziegelarbeiter zu den schlechtestbezahlten Arbeitern.“ (Toth, 1992, S. 19)
Bezahlt wurde in Einheiten von 1000 Ziegeln. Ausbezahlt wurde täglich.
Schilderungen der Lebensumstände in „Die Sandler vom Wienerberg“ (Maurer, 2015)[205], „Viel elend für den Glanz“ (Luxner, 2015)
Die Migranten in Wien waren Menschen aus den damaligen Kronländern, also aus den heutigen Bundesländern (allerdings war der Anteil der Zuwanderer aus den heutigen Bundesländern nur 5%), aus Böhmen, Mähren und der Slowakei, aus Galizien, Schlesien, der Bukowina. Es gab auch Ungarn aber seit dem Ausgleich von 1866 blieben die Ungarn eher sesshaft. Zur ungarischen Reichshälfte zählten auch die Kroaten.
Die Tschechen in Wien bildeten eine Parallelgesellschaft, die Ziegelarbeiter, eigentlich ein Teil der Tschechen, waren ihrerseits in den ghettoartigen Ziegeleien mit den sonstigen Tschechen wenig in Verbindung, zumindest war das im 19. Jahrhundert so.
Abbildung 131: Ziegelarbeiter am Wienerberg (Bezirksmuseum Favoriten)
Abbildung 132: Lehmscheiber und Schlagtisch (Bezirksmuseum Favoriten)
Die Zahl der Ziegelarbeiter um 1870 bei Wienerberger ist etwa 8.000, verteilt auf 8 Ziegeleien.
Abbildung 133: Ziegelarbeiter sind Saisonarbeiter (Wienerberger 1873)
Abbildung 134: Unterricht in deutscher Sprache (Wienerberger 1873)
Abbildung 135: Die Ziegelei wird zur neuen Heimat (Wienerberger 1873)
Man hat allerlei Tricks ersonnen, um Lohn sparen zu können. Eines davon war das Trucksystem. Man bezahlte den Lohn zuerst in Blechmarken aus. Diese Marken konnten nur in den werkseigenen Kantinen, mehr noch, die konnten nur in ganz bestimmten Kantinen als Wertmarke verwendet werden. Die Preise der Kantineure waren gegenüber den ortsüblichen Preisen deutlich überhöht.
Kaufte ein Arbeiter aber im Ort ein und wurde das bekannt, wurde er sofort entlassen. Das wäre etwa so, wenn eine Rapidler am Verteilerkreis fremd geht. Wenn das bekannt wird, würde er auch von der Rapid-Gemeinde „entlassen“.
Beispiel: Anzeige eines Herstellers von Wertmarken in Wien 1982[207]. Die Firma wurde 1856 gegründet.
Abbildung 136: Inserat zum Verkauf von Zahlmarken für Wirte und Fabriken
Abbildung 137: Beispiel für Wertmarken der Berndorfer Metallwarenfabrik
Während in Preußen das Trucksystem schon 1849 verboten worden ist, dauerte das in Österreich bis 1885, dass es durch die Gewerbeordnung als ungesetzlich erklärt wurde. Dennoch wurde es in den Ziegeleien bis 1895 praktiziert.
Der Name täuscht vor, als würde man für besondere Leistungen Prämien bekommen. Aber das Gegenteil ist der Fall.
Man behielt Teile des Lohns ein, um sie dann im Herbst auszuzahlen, mit dem Argument, dass die Arbeiter auch etwas in der arbeitsfreien Winterzeit hätten. Aber der Arbeiter musste lückenlos gearbeitet haben. War das nicht der Fall, wurde nicht weniger, sondern wurde gar nichts ausgezahlt.
Wolfgang Slapansky beschreibt die Arbeiter in den Ziegelwerken als „Die Sklaven vom Wienerberg“. [208] (Slapansky, Die "Sklaven" vom Wienerberg, 2013) ebenso wie einst Vitor Adler in der Gleichheit. Wenn man „barabert“ leistet man nach der Wortbedeutung des tschechischen „poroba“ Fronarbeit, und „Barabern für die Ringstraße“ nennt es ein Artikel des ORF. [209] (Luxner, 2015). Mörtelmischerinnen nannte man „Maltaweiber“ und „Sandler“ diejenigen, die Sand in die Ziegelformen gestreut haben, oft Kinder. [210]
„Das Leben der Ziegelarbeiter bestand aus harter manueller Arbeit. Am Tretplatz, der „Gstättn“, wurde der Lehm für das Ziegelschlagen vorbereitet. Bloßfüßig wurde das Material solange gestampft, bis eine knoten- und steinfreie Lehmmasse entstand. Diese wurde in Scheibtruhen zum Schlagplatz gebracht. Einem Bericht aus dem Jahre 1907 zufolge mußte ein „Lehmscheiber“ für 1.000 Ziegel 32 Scheibtruhen führen, wobei er durchschnittlich 7 km zurücklegte - bei jeder Witterung. Manche Zieglerfamilie spannte einen „Lehmscheiberhund“ vor die Scheibtruhe, aber nicht jede konnte sich ein solches Tier leisten.
Die im Volksmund heute noch gebräuchliche Redewendung für einen stark verschmutzten Menschen „Du schaust aus wie ein Lehmscheiber!“ illustriert die Aussage eines Ziegelarbeiters: „Mir san oft bis am Bauch in Lahm g’steckt und harn selber aus’gschaut wia Lahmpatzn.“
Am Schlagtisch wurden die Ziegel in eigenen Formen (Modeln) „geschlagen“. Das war Arbeit der Frauen. Durchschnittlich schlug eine Frau 6.500 bis 7.000 Ziegel pro Woche, Spitzenleistungen lagen bei 10.000 Ziegeln. In die leere Form wurde zuerst Sand gestreut, damit der Ziegel nicht haften blieb. Diese Arbeit machte der „Sandler“, Leute, die zu keiner anderen Arbeit zu gebrauchen waren. Dann wurde der Lehm mit einem Streichbrett in die Form „geschlagen“ und glattgestrichen.
Anschließend wurden die Ziegel aus der Form herausgestürzt und von Kindern auf dem Trockenplatz flach auf den Boden gelegt. Später wurde der übertrocknete Ziegel in den Trockenschuppen und nach vier bis sechs Wochen zum Brennen in den Ofen gebracht. Diese Tätigkeit vollbrachte der sogenannte „Einscheiber“ mit einem eigens dafür angefertigten Schubkarren, dessen „Bock“ senkrecht in die Höhe stand, um das Laden der eckigen Ziegel zu erleichtern. Nach dem Brennvorgang, der etwa eine Woche dauerte, holte der „Ausscheiber“ die Ziegel wieder ans Tageslicht.“ (Toth, 1992, S. 20)[211]
„Ein Ziegelarbeiter schlug mit seiner Frau in der Stunde etwa 120 Ziegel, später besorgte ein automatischer Tonschneider etwa 4000 bis 5000 Ziegel.
Die Arbeit am Ofen wurde bei einer Arbeitstemperatur von 45 Grad erbracht - problematisch war aber die Tätigkeit vor allem für jene, die Ziegel in Scheibtruhen wegfuhren und damit ständigem Temperaturwechsel ausgesetzt waren - im Winter eben bis 50 Grad. Dafür bildeten die sogenannten Ringöfen ein Notquartier für Obdachlose, die „Ringspatzen" genannt wurden, weil sie im Winter entlang und auf den Gebäuden schliefen.“ (Magenschab, 1990, S. 141)
Wetterabhängig
April bis November
Sklaven vom Wienerberg
Keine Heimschläfer: wer auswärts schlief wurde entlassen
Wer auswärts einkauft, wird entlassen
„Blech“ statt „gutes Geld“
Unterbringung: in einem Raum schlafen 3 bis 10 Familien (40-70 Personen)
Familienpartien
So etwa könnte man sich eine Familienpartie vorstellen. Am Schlagtisch werden die Ziegel geformt, meist von Frauen. Die Kinder arbeiten als Sandler. Die Schiebetruhe ist das wichtigste Werkzeug. Im Hintergrund sieht man einen Trockenschuppen.
Hier wird ein Ziegel geformt: [212]
Zwei Bilder zu den Ziegelarbeitern[213] (Bezirkszeitung)
Abbildung 138: Ziegel formen (Foto: Bezirksmuseum Wien 10)
Lehmtreten führt zu Gelenksentzündungen
Lehmscheiber, meist Männer, bringen den Lehm in Scheibtruhen zu den Schlagtischen
Sandler streut Sand in die Model, damit der Lehm nicht kleben bleibt
Ziegelschläger meist Frauen
Aufreiber: Die feuchten Ziegel werden in den Trockenhütten (meist von Kindern) aufgereiht.
Blechwesen = Trucksystem: Arbeiter werden mit Blechmarken bezahlt, die sie nur in den werkseigenen Kantinen in Waren eintauschen können, meist zu überhöhten Preisen.
Einscheiber bringt die Ziegel von den Trockenhütten zum Ofen
Setzer nehmen die Ziegel in Empfang und schlichten die Ziegel in den Ofen
Brenner kümmert sich um die Steuerung der Feuerung
Kohlenzuführer bringt die Kohle
Ausscheiber holt die Ziegel aus dem Ofen
Laderin bringt die Ziegel auf den Frachtwagen
Der Weg, den ein Ziegel durchläuft, beträgt ungefähr 225 Current Klafter ( = 450 Meter)
Wienerberger klagt, dass sich der Arbeitslohn in 5 Jahren um etwa 30% erhöht hätte und die Leistung im selben Zeitraum um 20 % gesunken wäre.
wie viele Ziegel werden auf einer Karre befördert?
32x2=64
Zuerst wird der Ton gewonnen und einige Wochen in Wasser gelöst oder über den Winter bei mehrmaliger Wasserzugabe im Freien ausgebreitet gelagert und durchgefroren. Dadurch wird der Ton feinkrümelig.
Gase entweichen, die den Ziegel beim Brennen sprengen könnten.
In einem Ziegelmodel wurde der Ziegel gepresst, traditionell ab Mai.
Aufbringen von Ziegelzeichen[214]. Das Ziegelzeichen ist bereit im Model eingeprägt. Vor dem Brennen werden manchmal auch Ziegelstempel[215] eingedrückt:
Mehrere Wochen Lufttrocknung in Mitteleuropa in luftigen Trockenschuppen.
„Luftsteine“ ungebrannte Ziegel
„Bleichsteine“ zu schwach gebrannte Ziegel
„Lehmverkoster“: kann aufgrund des Geschmacks des Tons eventuell fehlende Zusätze erkennen.
„Ringspatzen“: wegen der überfüllten Unterkünfte schlafen junge Männer oft auf oder in den Ringöfen oder in Stallungen.
Abbildung 139: Typisches Arbeiterwohnhaus
Die Arbeiter waren überwiegend Tschechen. Sie waren bis etwa 1870 Saisonarbeiter und verbrachten die kalte Jahreszeit bei ihren Familien in Böhmen, Mähren und der Slowakei.
Die Arbeit wurde aber zunehmend so gut organisiert, dass es keine Winterpause im Sinne einer Werksschließung gab.
Wienerberger beschreibt um 1870 betriebseigene Pensionskassen für die etwa 50 Beamten und den „Kranken- und Unterstützungs-Vereins“ für die etwa 8.000 Arbeiter.
Da die Ziegelwerke meist weit außerhalb der Stadt lagen, wurde im Werksbereich ein Wirtshauspächter mit der Versorgung der Arbeiter betraut.
Die Ziegelarbeiter nutzten vielfach die Möglichkeit zur Heimkehr im Winter, viele sahen die Verdienstmöglichkeit in der Ziegelei und am Bau nur als Möglichkeit, sich in Tschechien eine Existenz aufzubauen.
Als der Bauboom nach der ersten großen Katastrophe im 20 Jahrhundert ein jähes Ende nahm, gehörten die Bau- und Ziegelarbeiter zu den ersten die zurück nach Böhmen, Mähren und in die Slowakei fuhren, gemeinsam mit jenen Schichten, die in Wien noch nicht wirklich sesshaft geworden waren. Damit sank die Bevölkerungszahl in Wien erstmals deutlich und nahm auch die Zahl der Tschechen in Wien ab.
Abbildung 140: Arbeiterwohnhäuser
Aus einer Volkszählung 1891 in der Gemeinde Leopoldsdorf ergab sich, dass vier von fünf Bewohner aus Tschechien oder Ungarn stammten.[216] (Die Geschichte von Leopoldsdorf, kein Datum). Wir können annehmen, dass die Tschechen nicht sesshaft waren und in den Arbeiterwohnhäusern gewohnt haben und das waren etwa 1500. Der deutschsprechende Rest waren Bewohner von Leopoldsdorf, also etwa 400 Personen, die vermutlich zum Teil als Aufseher, Tischer, Schlosser usw. ebenfalls in der Fabrik beschäftigt, bewohnten aber die Häuser im Dorf. Im Dorf zählt man in einer Landkarte 42 Häuser in denen man (offenbar für militärische Zwecke) 55 Personen, gedrängt 144 Personen unterbringen kann. Das hieße also eine Mehrbelegung von 3 Personen, die das Haus erträgt. In diesen 42 Häusern wohnten also 400 Menschen, das sind etwa 10 pro Haus und das könnte durchaus den damaligen Familienverhältnissen entsprechen.
Die restlichen 1500, die keine Dorfbewohner waren, wohnen in Arbeiterwohnhäusern.
In der Gemeinde gab es vier Ziegeleien: Dachler, Drasche, Ziegelofen der Canal Gesellschaft und ein kleinerer unbenannter Ziegelofen. Das größte Gelände ist jenes von Drasche.
Der Zeichner des Plans hat uns einen Gefallen getan, denn alle Wohnhäuser (vielleicht aber auch Verwaltungsgebäude) sind rot und die Fabriksgebäude schwarz eingezeichnet. Man zählt 12 Wohnhäuser. In einem Haus müssen daher durchschnittlich 130 Personen gewohnt haben. Da einige dieser Häuser heute noch bestehen, können wir uns eine solche zweigeschoßige Wohneinheit als für acht Familien konzipiert vorstellen. Dann müssen in einer Wohnung 15 Personen gelebt haben – im Durchschnitt.
Da die Ziegelfertigung bis ins 20. Jahrhundert überwiegend Handarbeit war, benötigte man für mehr Ziegel mehr Arbeiter. Aber die Arbeiterwohnhäuser sind dieselben geblieben und dadurch stieg die Belegung der Wohnungen ins Unerträgliche.
Das Mehr an Ziegelarbeitern wurde nicht durch ein Mehr an Arbeiterwohnhäusern ausgeglichen, vielmehr ist der Wohnraum gleich groß geblieben und wurde von immer mehr Menschen „bewohnt“. Victor Adler berichtet von bis zu 70 Personen in einem Raum, wobei die „Ringspatzen“ gar nicht berücksichtigt sind. Das sind jene – meist jungen – Männer, die auf den Ringöfen oder in Pferdeställen schlafen mussten.[217]
Die Ziegelfabriken waren abgeschlossene Welten. Es gab praktisch kein Leben außerhalb der Fabrik. Geburt, Kindergarten, Schule, Krankenhaus und Tod, alles wurde durch den Betrieb organisiert. Im Jahr 1872 wurden allein in der Fabrik am Wienerberg 236 Kinder geboren. (Wienerberger, 1873, S. 92)
Wienerberger publiziert 1872 folgende Zahlen für die Betreuung erkrankter ArbeiterInnen im hauseigenen Krankenhaus.
1872 gab es in allen Fabriken von Wienerberger 8.500 Arbeiter. Fast die Hälfte dieser Arbeiter musste im Spital behandelt werden. 361 von ihnen starben. (Wienerberger, 1873, S. 87)
Für eine einfachere Rechnung erhöhen wir die Zahl der Arbeiter auf 10.000. Dadurch steigt die Anzahl der Todesfälle auf 361*10/8 = 451.
Wie wäre das heute?
Über die heutigen Sterberaten gibt es genaue Daten.[218] Nehmen wir an, dass die Arbeiter gleichmäßig auf die Altersstufen 20 bis 60 verteilt sind, dann würden in einer solchen Gruppe heute im Durchschnitt pro Jahr 20 Personen sterben.
Alter Anzahl Sterberate Verstorbene
pro 100.000
20 2.000 30 0,6
30 2.000 40 0,8
40 2.000 100 2,0
50 2.000 300 6,0
60 2.000 500 10,0
-----------------------------
19,4
Die Sterberate der Ziegelarbeiter war damals um den Faktor 23 (451/19,4) größer als heute. Aus diesem Umstand kann man die große Belastung der Arbeiter ablesen. Noch gravierender wäre es, wenn die Arbeiter eher jünger gewesen wären und nicht - wie in der Annahme - eine gleichmäßige Altersstruktur hätten.
Alter Anzahl Sterberate Verstorbene
pro 100.000
20 4.000 30 1,2
30 3.000 40 1,2
40 1.000 100 1,0
50 1.000 300 3,0
60 1.000 500 5,0
-----------------------------
11,4
Wenn der durchschnittliche Ziegelarbeiter eher jünger war, wäre die Sterberate sogar um den Faktor 40 (451/11,4) höher als heute.
Dieser Vergleich ist nicht ganz fair, denn man dürfte nicht die heutige Gesamtbevölkerung zum Vergleich heranziehen, sondern eine vergleichbare Gruppe von Akkordarbeitern.
„Übrigens war die Kindersterblichkeit so groß, wie man es sich heute nicht vorstellen kann. Mutter erzählte mir, daß ihre Mutter elf Kinder zur Welt gebracht hatte; geblieben sind drei Brüder, die ich selbst noch gekannt habe.“ (Toth, 1992, S. 15)
Die Dokumentation über die Lage der Wienerberger AG aus dem Jahr 1873 berichtet, dass von 1627 behandelten Kindern 253 verstorben sind. (Wienerberger, 1873, S. 92)
Über die Krankheiten gibt uns der Bericht aus dem Jahr 1873 eine sehr gute Übersicht. Pocken (Blattern), Tuberkulose, Ruhr und Typhus sind alle ansteckend und die kolportierte Überbelegung der Unterkünfte hat die Verbreitung begünstigt. Ruhr und Typhus geben Hinweise auf die fehlende Hygiene.
Abbildung 141: Häufig vorkommende Erkrankungen
Solidarität ist die Grundlage des Sozialismus. Und Solidarität wurde an viele Orten in der Welt mit prekären Arbeitsverhältnissen als Mittel gegen die Unverträglichkeit des Marktes mit menschlichen Bedürfnissen, entdeckt.
Aber Wien war anders!
Wien war nicht nur eine Wiege des Sozialismus sondern auch des Nationalismus, des Antisemitismus und der Fremdenfeindlichkeit schlechthin. Der Grund dafür waren die geografischen Gegebenheiten des Vielvölkerstaates.
Das Wiener Soziotop war die Lernwerkstatt des späteren Diktators Adolf Hitler, aber Wien war auch eine Stadt, in der das gewaltige Projekt des sozialen Wohnbaus die Grundlage für eine der lebenswertesten Städte der Welt geschaffen hat. In nur 14 Jahren zwischen 1920 und 1934 entstanden 382 Gemeindebauten mit 65.000 Wohnungen als ein Kontrapunkt zur früheren Hausherrnzeit, ein weltweit bestauntes Herzeigeprojekt.
Sowohl Gemeindebau als auch Gründerzeithaus wurden von denselben Menschen geschaffen, den Ziegelarbeitern am Wienerberg. Leicht war es auch im Roten Wien nicht für sie, aber nach und nach wurden sie von Sklaven des ungeregelten Arbeitsmarktes zu anerkannten und geschätzten Mitbürgern.
*1862 Prag, † 1918 Wien
Victor Adler[220] kam aus Prag und wohnte in Wien an einer Adresse, die später weltberühmt werden sollte, in der Berggasse 19. Allerdings wohnte er dort nicht gemeinsam mit Sigmund Freud, denn das Haus wurde 1891 abgerissen und Sigmund Freud zog in ein neues Haus ein. Victor Adler wurde 17 mal gerichtlich verurteilt und war 18 Monate in Gefängnissen.
1883 Praxis als Armenarzt in der Berggasse 19
Victor Adler war Arzt aber er behandelte auch mittelose Menschen. Dabei ist ihm der besonders schlechte Gesundheitszustand dieser Patienten aufgefallen, ein Kontrast zu den mondänen Verhältnisse der Großstadt Wien. Diesem Zufall ist es zu verdanken, dass die Zustände in den Ghettos im Süden Wiens bekannt wurden.
Die Ziegelwerke waren von der Außenwelt abgeschlossene Welten. Weder durften die Arbeiter außerhalb des Werks wohnen oder einkaufen, noch durften Betriebsfremde die Werksanlagen betreten. Es ist also weiter nicht verwunderlich, wenn über die Verhältnisse in den Werken nichts bekannt war.
Um sich einen Überblick zu verschaffen, nutzte Victor Adler die Bekanntschaft zur Familie Pölzer/Baron. Der Großvater von Amalie Pölzer war Ziegelarbeiter in Inzersdorf und schleuste 1888 Victor Adler - getarnt als Maurer - in das Ziegelwerk ein und ermöglichte ihm den Bericht am 1. Dezember 1888 mit dem berühmten Satz „…diese armen Ziegelarbeiter sind die ärmsten Sklaven, welche die Sonne bescheint“ in der „Gleichheit“.
Abbildung 142: Baronkarl (1882-1948 (Wikipedia)
Abbildung 143: Amalie Pölzer 1871-1924[221]
Interessant ist die entfernte verwandtschaftliche Beziehung des späteren Bezirksoriginals „Baronkarl“[222] zur Familie Pölzer. Amalie Pölzer[223] war die erste Gemeinderätin in Favoriten und nach ihr wurde das Amalienbad[224] und der Amalie-Pölzer-Hof beim Waldmüllerpark bekannt. Ihr Cousin Ferdinand Baron war der Vater des Bezirksoriginals Karl Baron, genannt Baronkarl. (Kraus, 2008, S. 113 ff)
Vielleicht kann man Baronkarl mit einem seiner Vorgänger, dem Lieben Augustin[225] und seinem Nachfolger „Waluliso“[226] in die Reihe der „Wiener Originale“ einreihen.
1883 Die Straßenexzesse in Favoriten
Abbildung 144: Das Interessante Blatt, 31. 8. 1883[227]
„Vergangene Woche war der zehnte Wiener Gemeindebezirk der Schauplatz unerhörter Excesse, für deren Entstehung eigentlich kein Grund vorhanden war. Den äußeren Anlaß zu den Scandalen, bei denen unsere Polizeimacht mit aller Energie und großem Tact vorging, gab ein Strike in der Fabrik von Wagenmann, wo ein Theil der Arbeiter die Arbeit einstellte: allein es ist bereits constatirt, daß sowohl die Strikenden, als auch die Socialisten nur zum geringsten Theile sich an den Excessen betheiligten, und daß fast ausschließlich die beschäftigungslosen Burschen der umliegenden Ortschaften das Hauptcontingent bei den Ruhestörungen lieferten. Die Burschen versuchten vor der Wagenmann'schen Fabrik zu demonstriren, und als die Wachmannschaft dies nicht duldete, entstand sofort am ersten Tage ein förmliches Handgemenge zwischen den Demonstranten und den Polizisten, bei welchem die Ersteren die Sicherheitswachleute mit Steinen bewarfen und sich den Anordnungen derselben nicht fügen wollten. Allein diese Scenen waren nur das Vorspiel zu viel ernsteren Vorfällen, die sich an den zwei folgenden Tagen, am Dienstag und Mittwoch der vergangenen Woche, ereigneten. Auch an diesen zwei Tagen sammelten sich in den Straßen und Plätzen vor der Fabrik, in der gestreikt wurde, Tausende von Menschen an, die johlten und schrieen und endlich, als die Sicherheitswache die Straßen von den Ansammlungen säubern wollte, gewaltthätig wurden. Die Polizisten, von den Tumultanten mit Steinen beworfen, mußten von der Waffe Gebrauch machen, und so gelang es, die Massen allmählich zu zerstreuen: während des Kampfes jedoch betheiligten sich die Bewohner einiger Häuser an demselben, indem sie aus den Fenstern auf die Wache, insbesondere auf die berittenen Wachleute, Steine und schwere Eisenstücke warfen, welche die Wachleute nicht unerheblich verletzten. Nach zweitägigem Straßenkampf gelang es endlich, die Massen zu beruhigen, und Donnerstag und Freitag Abend wies Favoriten wieder die gewöhnliche Physiognomie auf. Unsere Illustration gibt ein Bild von den Vorgängen in Favoriten am aufregendsten Abend, am Mittwoch. Wieder hatten sich Tausende von halbwüchsigen Burschen auf dem Columbusplatz angesammelt, und als die Wache erschien und aufforderte, auseinanderzugehen, flogen den Polizisten Steine entgegen, welche einige derselben verwundeten. Nach diesem Act von Gewaltthätigkeit mußten die Polizisten energisch vorgehen: die berittenen Wachen sprengten mit geschwungenen Säbeln in die Menschenmassen und hieben flach ein, die Mannschaft zu Fuß drängte gleichfalls die Massen zurück und nach halbstündigem Kampfe war der Platz von der excedierenden Menge geräumt.·
1884 Streik der Wienerberger Ziegelarbeiter. Wochenlohn für eine Lehmscheiberfamilie 7/18 wird mit 12 Gulden angegeben. = 24 Kronen = 240 Euro[228]. (Schubert, 1992, S. 81)
1884 Gründung der Bezirksorganisation Favoriten der Sozialdemokratischen Partei
1886 Erste friedliche Diskussion zwischen den „Radikalen“ und den „Gemäßigten“ Sozialisten
1886 Erste Ausgabe der „Gleichheit“
1888 Reportage über die Lage der Arbeiter in den Wienerberger Ziegelwerken (1.12.)
Im November 1888 hatte sich Victor Alder in die Ziegelwerke der Wienerberger Gesellschaft eingeschlichen. Was er dort sah und erfuhr, war der Anlass zu seinen Anklagen in der Zeitung die „Gleichheit“, am 1. Dezember 1888.
Die Wienerberger Ziegelfabrik- und Baugesellschaft zahlt ihren Aktionären recht fette Dividenden. Ihre Aktien, die mit 120 Gulden eingezahlt sind, haben im letzten Jahre nicht weniger als 14 Gulden, das sind 11,7 Prozent, getragen. Bei 35 000 Aktien macht das die hübsche Summe von 490 000 Gulden, welche da ins Verdienen gebracht wurde. Der Reingewinn kommt bekanntlich durch das „harmonische Zusammenwirken von Kapital und Arbeit“ zustande. Die Tätigkeit des Kapitals haben wir geschildert, es hat sich die Mühe genommen, die Coupons abzuschneiden und für diese schwere Arbeit je 14 Gulden einzukassieren. So ist das Kapital doch „Entbehrungslohn“; gewiss, das Kapital bildet sich aus jenem Lohn, welchen die Arbeiter entbehren! Hören wir nun, wie der andere Teil, wie die Arbeiter dieser reichen glänzenden Aktiengesellschaft leben. Nun denn, diese armen Ziegelarbeiter sind die ärmsten Sklaven, welche die Sonne bescheint. Die blutige Ausbeutung dieser elendsten aller Proletarier wird durch das verbrecherische, vom Gesetz ausdrücklich verbotene Trucksystem, die Blechwirtschaft, in unbedingte Abhängigkeit verwandelt. Der Hunger und das Elend, zu dem sie verdammt sind, wird noch entsetzlicher durch die Wohnungen, in welche sie von der Fabrik oder ihren Beamten zwangsweise eingepfercht werden. Von den Verhältnissen der Ziegelschläger werden wir nächstens ausführlich berichten, heute wollen wir von den „Arbeiterpartien“ sprechen, die aus ledigen Männern bestehen. Solche gibt es am Wienerberg jetzt im Winter drei, jede zu 70 bis 100 Mann, welche je unter einem Parteiführer stehen. Der Arbeitslohn beträgt im Sommer 6 bis 7 Gulden wöchentlich: im Winter sinkt er bis 4 Gulden und 20 Kreuzer. Man bedenke, schwere Arbeit in freier Luft und 10 Minuten vor den Toren Wiens. Aber wenn dieser elende Hungerlohn auch nur ausbezahlt werden würde! Diese armen Teufel sehen aber monatelang kein "gutes Geld", der dort übliche Ausdruck für das seltene Bargeld.
Sondern zwei-bis dreimal täglich erfolgt die Auszahlung in "Blech", ohne dass auch nur gefragt wird, ob der Arbeiter es will und braucht. Noch mehr, wer kein Blech nimmt, wird sofort entlassen. Dieses Blech wird nur in den den einzelnen Partien zugewiesenen Kantinen angenommen, so dass der Arbeiter nicht nur aus dem Werk nicht herauskann, weil er kein "gutes Geld" hat, sondern auch innerhalb des Werkes ist jeder einem besonderen Kantinenwirt als Bewucherungsobjekt zugewiesen. Die Preise in diesen Kantinen sind bedeutend höher als in dem Orte Inzersdorf. Ein Brot, das in Inzersdorf 4 Kreuzer kostet, muss der Ziegelarbeiter mit 5 Kreuzer Blech bezahlen. Ebenso sind Bier, Schnaps, Speck, Wurst und Zigarren in der Kantine entsprechend teurer, die Qualität der Nahrung ist natürlich die denkbar elendste. Im Gefühl seiner Macht sagte ein Wirt einem Arbeiter, der sich beklagte: "Und wenn ich in die Schüssel sch..., müsst ihr's auch fressen." Und der Mann hat recht, sie müssen.
Aber nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch die elenden Armseligkeiten, die sich der Ziegelarbeiter von seinem blutigen Kreuzer kaufen kann, alles erhält er gegen Blech. Der Partieführer selbst verkauft ihm Fußsocken, Fausthandschuhe, Holzschuhe, Schürzen, ja selbst alte Hosen und Stiefel (welche freilich nur sehr wenige sich kaufen können), alles um mindestens ein Drittel teurer als der Krämer im Orte. Aber in den Ort hinausgehen, um einzukaufen, darf der Arbeiter nicht. Er kann ohnehin selten, weil er kein „gutes Geld“ hat, und verschaffte er es sich es zufällig, so darf er es nicht hinaustragen, der Kantineur zählt seine Leute und hält streng Ordnung, auf seinem Tisch liegt der Ochsenziemer auf und wird gar häufig angewendet. „Wollt ihr euch antrinken, so tut es hier“, heißt es. Wer auswärts einkauft, wird sofort entlassen. Bei dieser Blechwirtschaft weiß natürlich kein Arbeiter, wie eigentlich seine Rechnung beim Partieführer steht; er erfährt nur, dass er immer noch „Rest“, das heißt schuldig ist, so dass er sich aus den Klauen der Wucherer nie frei machen kann. Kaufen also können und dürfen die Arbeiter nicht auswärts. Aber zu betteln ist ihnen erlaubt. Da laufen sie zur Konservenfabrik in Inzersdorf, welche gegen Abend von den armen Teufeln umlagert ist, und wo sie um „Gollaschsaft“, eine unappetitliche Brühe, bitten gehen. Und kann sich einer freimachen, so läuft er anderthalb Stunden weit nach Neudorf zum Scharfrichter von Wien, Herrn Seyfried, der wie wir hören, täglich 80 Portionen Suppe und Gemüse, nebst einige Brocken Fleisch austeilt. Beim Henker ist mehr Mitleid als bei der Aktiengesellschaft und den von ihr besoldeten Antreibern. Die Partieführer würden aber ihre Sklaven nicht ganz in der Hand haben, wenn diese abends auswärts schlafen gingen. Darum müssen die Arbeiter im Werke schlafen. Für die Ziegelschläger gibt es elende „Arbeiterhäuser“. In jedem einzelnen Raum, sogenanntem „Zimmer“ dieser Hütten, schlafen je drei, vier bis zehn Familien, Männer, Weiber, Kinder, alle durcheinander, untereinander, übereinander. Für diese Schlafhöhlen scheint die Gesellschaft sich noch „Wohnungsmiete“ zahlen zu lassen, denn der Bericht des Gewerbeinspektors meldet 1884 von einem Mietzines von 56 bis 96 Gulden, der auf dem Wienerberg vorkommt. Aber die verheirateten Ziegelschläger und Handwerker sind noch die Aristokraten unter den Arbeitern! Nicht so glänzende geht es den ledigen Arbeitern, den Brennern, Heizern, Einscheibern, Ausscheibern, den Partiearbeitern. Auch diese müssen auf dem Werke wohnen. Die Gesellschaft stellt ihnen Wohnungen zur Verfügung; sie hat die Wohnungsfrage wunderbar gelöst. Seit einiger Zeit "wohnen" die Ledigen in eigenen Schlafräumen. Ein nicht mehr benützter Ringofen, eine alte Baracke, wird dazu benützt. Da liegen denn in einem einzigen Raum 40, 50 bis 70 Personen. Holzpritschen, elendes altes Stroh, darauf liegen sie Körper an Körper hingeschlichtet. In einem solchen Raum, der etwa 10 m lang, 8 m breit und höchstens 2,2 m hoch ist, liegen über 40 Personen, für deren jede also kaum 43 Kubikmeter Luft bleiben, wo 15 Kubikmeter ein bei der schlechten Lüftung des Raumes kaum genügendes Minimum wäre. Aber freilich, dann dürften in dieser Schlafhöhle nur zehn Personen schlafen; und das kann die arme Wienerberger Gesellschaft nicht leisten. --Da liegen sie denn, diese armen Menschen, ohne Betttuch, ohne Decke. Alte Fetzen bilden die Unterlage, ihre schmutzigen Kleider dienen zum Zudecken. Manche ziehen ihr einziges Hemd aus, um es zu schonen und liegen nackt da. Dass Wanzen und Läuse die steten Bettbegleiter sind, ist natürlich. Von Waschen, von Reinigen der Kleider kann ja keine Rede sein. Aber noch mehr. In einem dieser Schlafsäle, wo 50 Menschen schlafen, liegt in einer Ecke ein Ehepaar. Die Frau hat vor zwei Wochen in demselben Raum, in Gegenwart der 50 halbnackten, schmutzigen Männer, in diesem stinkenden Dunst entbunden! Sprechen wir nicht von Schamhaftigkeit, sie ist ein Luxus, den sich nur Besitzende leisten können. Das Leben der Mutter ist durch eine Geburt unter solchen Umständen bedroht. Aber was liegt an einem armen Weibe! Diese Schlafsäle sind eine neue Errungenschaft. Bis vor kurzer Zeit schliefen alle ledigen Arbeiter, und heute schläft noch eine Männerpartie am Wienerberg, der größte Teil am Laaerberg und auf den anderen Werken – in und auf dem Ringofen. Schlafen sie da im Heizraum, so haben sie eine unerträgliche Hitze auszustehen; schlafen sie oben, so überweht sie oben die kalte Nachtluft, unten werden sie halb gebraten von den heißen Abzügen des Feuers. Von Auskleiden ist natürlich keine Rede. Unter dem Kopf einen Haufen Kohlen, decken sie sich mit dem schmutzigen Rock notdürftig zu. Wer sich Bretter oder Ziegel als Kopfpolster nimmt, ist in Gefahr, geprügelt zu werden, wenn er erwischt wird. Die Sträflinge in Sibirien sind besser versorgt als diese Leute, die das Verbrechen begehen, die fetten Dividenden für die Aktionäre der Gesellschaft zu erzeugen.
Diese Schlafstätten, so schändlich und schändend sie sind, sie sind noch ein vielbeneideter Ort für die armen Obdachlosen. Ein Schandmal unserer Zeit ist es, das wahre Kainszeichen der brüdermordenden Gesellschaft, dass es Menschen gibt, für die die Ringöfen am Wienerberg ein Zufluchtsort sind, aus dem sie gewaltsam vertrieben werden müssen. Da kommt die Streifung! Gendarmen, die Partieführer, Wächter mit Stöcken und Hunden kommen "revidieren". Wehe dem Unglücklichen, der dies Obdach benützt hat, ohne durch Frondienst für die Gesellschaft dafür bezahlt zu haben. Dreimal wehe dem Arbeiter, der entlassen wurde und sich noch dort findet. Unter grausamen Prügeln, Peitschenhieben und Beschimpfungen werden sie hinausgetrieben. Nun könnte man fragen: Warum wohnen die Arbeiter nicht in den umliegenden Orten? Erstens bekommen sie für ihr „Blech“ keinen Unterstand. Dann aber, das ist das Wichtigste, führen die Wirte und Partieführer strenge Kontrolle. Wer auswärts wohnt, wird entlassen. Der Wirt zählt die Häupter seiner Lieben. Wer fehlt, kann darauf rechnen, dass seine Zeit abgelaufen ist. Man sagt, dass die Partieführer von den Wirten 10 bis 15 Prozent des Gewinns erhalten, dass sogar die Werksleiter freien Trunk bei ihnen haben. Wie dem auch sei, jedenfalls ist die Wienerberger Ziegelfabrikgesellschaft selbst Mitschuldige und Veranlasserin dieser Verbrechen an ihren Lohnknechten. Sie bezieht von den Wirten einen ganz enormen Pachtzins, sie muss als ganz genau wissen, dass und wie er gewonnen wird. Sie teilt den Raub mit den Wirten. Die Ziegelarbeiter der Wienerberger Gesellschaft werden doppelt ausgebeutet. Als Produzenten durch die erbärmliche Niedrigkeit des Lohnes; als Konsumenten durch die Wohnungsbeistellung und durch das Blechwesen. Die erste Art der Ausbeutung ist ganz gesetzlich. Unsere Gesetze sind ebenso. Die zweite Art der Ausbeutung aber ist nicht nur unmenschlich, sondern vom Gesetz verboten. Es ist ein Verbrechen, nicht nur vom Standpunkt des Menschen, sondern auch vom Standpunkt des Gesetzes, dass sich der Fabrikant von den sauer erworbenen Hungerlohn des Arbeiters einen Teil durch Truck- oder Blechsystem zurückstiehlt. Und diese Verbrechen wird begangen vor den Toren Wiens, unter den Augen der Gewerbebehörden und der Gewerbeinspektoren. Wenn das Inspektorat zu schwach ist, um gegen die mächtige Gesellschaft aufzukommen, wir werden seine Bemühungen unterstützen.
Wir werden nicht ruhen, bis diese Schandwirtschaft aufgehört hat. Aber Behörden und Öffentlichkeit können nicht alles machen. Die Hauptsache ist die Tätigkeit der Arbeiter selbst. Sie müssen sich endlich aufraffen und ruhig, aber energisch erklären, dass sie sich diese Beraubung nicht mehr gefallen lassen werden.
1888 Parteitag in Hainfeld, Gründung der SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei) (30.12.):
Als eine unmittelbare Folge dieser Recherche wurde am 30. Dezember 1888 die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs (SDAP) in Hainfeld gegründet.
Die sozialdemokratische Arbeiterpartei in Österreich erstrebt für das gesamte Volk ohne Unterschied der Nation, der Rasse und des Geschlechtes die Befreiung aus den Fesseln der ökonomischen Abhängigkeit, die Beseitigung der politischen Rechtlosigkeit und die Erhebung aus der geistigen Verkümmerung...
1889 Streik der Straßenbahnkutscher
Abbildung 145: Das interessante Blatt vom 2. Mai 1889[229]
1889 Arbeiterzeitung zweiwöchentlich, danach wöchentlich
Abbildung 146: Erste Ausgabe vom 12. Juli 1889[230]
Abbildung 147: „Vorwärts“-Haus, Rechte Wienzeile 97, Von 1910-34 Parteizentrale
1889 Delegierter beim Gründungskongress der Zweiten Internationale in Paris
1890 Erstmalige Erste-Mai-Feier
Am 1. Mai 1890 wurden in Wien erstmals Feiern zum Tag der Arbeit abgehalten und es sollte noch weitere 5 Jahre dauern, bis auch die Ziegelarbeiter im Süden Wiens sich an diesem Fest beteiligen konnten.
1894 Arbeiter-Sängerbund-Favoriten wird gegründet
1895 Arbeiterzeitung täglich
1895 Erster erfolgreicher Streik in den Ziegelwerken
Abbildung 148: Kikeriki, Hungerlöhne (25.4.1895)
Abbildung 149: Diese Abbildung zeigt Victor Adler im Kreise der Ziegelböhm im Laaer Wald[231]
1897 Fünfte Kurie im Abgeordnetenhaus
für alle männlichen Staatsbürger über 24 Jahre:
Abbildung 150: Aufruf zur Wählerversammlung für Wähler der V. Curie
kein einziges Mandat für die SDAP. Victor Adler: „Wir sind unterlegen aber nicht besiegt!“. (Schubert, 1992, S. 82)
1901 Victor Adler erster Delegierter im Niederösterreichischen Landtag für Favoriten. Adler siegt mit 4298 gegen 4125 Stimmen.
1902 Eröffnung des Favoritner Arbeiterheimes
1903 Parteitag im Favoritner Arbeiterheim
1904 Erster Firmenvertrag mit Wienerberger mit einem fixen Stundenlohn als Grundlohn
1905 Reichstagsabgeordneter
1907 Erste Wahlen nach dem allgemeinen Wahlrecht für Männer. Victor Adler und Jakob Reumann ziehen ins Parlament ein.
1907 Erster Kollektivvertrag für mehr als 17.000 Ziegelarbeiter in Niederösterreich
1918 Victor Adler stirbt in Wien
Victor-Adler-Platz in Favoriten
Victor-Adler-Hof, Triester Straße 57-65
Obwohl die Arbeiter Wiens und die Ziegelarbeiter ganz besonders Victor Adler sehr viel zu verdanken hatten, ist es nicht gelungen, die Tschechen in die österreichische Sozialdemokratie zu integrieren. Das bedeutete aber natürlich nicht, dass die Tschechen nicht treue Wähler gewesen wären. Aber sie gründeten eigenständige sozialistische Gruppierungen, vor allem das České Srdce (Tschechische Herz) und DTJ (Arbeiterturnverein).
Abbildung 151: Hotel Favorta, 1902 Favoritner Arbeiterheim
Kleingartenanlagen für die Stadtbevölkerung nennt man nach dem Leipziger Universitätsprofessor Daniel Moritz Gottlieb Schreber „Schrebergärten“, der sie aber gar nicht initiiert hat. Die ersten dieser Gärten wurden zu Schrebers Ehren so benannt. In Wien gab es die ersten dieser Gärten um 1904 in Purkersdorf und erst später in Wien.
Doch in den Notzeiten des Ersten und dann auch des Zweiten Weltkriegs wurden Schrebergärten gezielt angelegt, um der Bevölkerung Gelegenheit zum Anbau von Gemüse und Obst zu geben.
Wenn wir also heute auf den Abhängen des Laaer- oder des Wienerbergs große Schrebergarten-Siedlungen sehen, oft auch in der Nähe der damaligen Ziegeleien, geht ihre Gründung teilweise auf die Krisenzeiten des Ersten Weltkriegs zurück.
1918 Anfangs hieß man „Deutschösterreich“[233] und beanspruchte die Gebiete mit deutsch-sprechender Bevölkerungsmehrheit:
Abbildung 152: Zwischen Illusion und Realität[234]
Bei den Wahlen vom 5. Mai 1919 erhielten die Sozialdemokraten 100, die Christlichsozialen 50, die Tschechen 8, die Deutschnationalen 3 die Juden 3 und bürgerlichen Demokraten 1 Mandat. (Kralik, 1926, S. 567)
Am 1. Oktober 1920 wird die „Republik Österreich“ als Bundesstaat eingerichtet und Wien als eigenes Bundesland definiert. (Kralik, 1926, S. 571)
Im Jänner 1921 verlangten alle Parteien den Anschluss an das Deutsche Reich. (Kralik, 1926, S. 572)
Die private Bautätigkeit kam nach dem Ersten Weltkrieg zum Erliegen, der einzige Bauträger war die Gemeinde Wien und nach einem Bericht von Wilhelm Exner[235] im Buch „Erinnerungen“[236] wurden die Ziegel unter dem Erzeugungspreis verkauft und die Wienerberger geriet in eine Notlage.
Abbildung 153: Vergleich des Verhältnisses von Ziegelindustrie und Bauherrn in Wien
Wien verwaltet heute 220.000 Gemeindewohnungen und ist damit die größte Hausverwaltung Europas. In über 2.300 Gemeindebauten wohnen ca. 500.000 Bewohner, etwa ein Viertel aller Einwohner Wiens.
Der Grundstein zu diesem Imperium wurde im Roten Wien gelegt. Diese enorme Bautätigkeit war zwar günstig für die Beschäftigten der Ziegelindustrie aber weniger günstig für die Gewinne, denn die vielen Bauherrn der Gründerzeit wurden durch einen einzigen, die Gemeinde abgelöst, und der hatte mehr Einfluss auf den Ziegelpreis als die vielen Bauherrn der Gründerzeit.
In der Zeit zwischen 1919 und 1934 wurden 382 Gemeindebauten mit 65.000 Wohnungen errichtet. Anlässlich der Eröffnung des Karl-Marx-Hofes, 1930, sprach Bürgermeister Karl Seitz[238] den bemerkenswerten Satz: „Wenn wir einst nicht mehr sind, werden diese Steine für uns sprechen.“
Stellvertretend für diese vielen Bauwerke steht ein Bild vom George Washington Hof[239], in dem viele der Wienerberger Ziegelarbeiter erstmals eine eigene Wohnung bezogen haben, wie man den Berichten der Zeitzeuginnen entnehmen kann. (Wohnpartner, 2014)
Abbildung 154: George Washington Hof am Wienerberg (1927-1930)
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts übersiedelten die Ziegelarbeiter nach Wien. Beispielsweise übersiedelte die Familie des Fußballers Walter Zeman in den 1959er-Jahren in den Hugo Breitner Hof[240] in Penzing.
1934 kam der soziale Wohnbau jäh zum Erliegen. Projekte wie jenes der Wiener Ringstraße[241] halfen zwar die Arbeitslosenzahlen zu senken, doch davon hatten die Ziegeleien nichts.
Brief von Bormann vom 2. November 1941 an den Reichsleiter Baldur von Schirach. Darin wird über die Gegensätze berichtet, die zwischen Altreichsdeutschen und Wienern herrschen. Wörtlich wird empfohlen: „Sie sollten, betonte der Führer, Ihre Aufgabe in Wien nicht in der Schaffung neuer Wohnviertel sehen, sondern in der Bereinigung der bestehenden Verhältnisse. Zunächst seien baldigst in Verbindung mit Reichsführer-SS Himmler alle Juden abzuschieben, anschließend alle Tschechen und sonstigen Fremdvölkischen, die eine einheitliche politische Ausrichtung und Meinungsbildung der Wiener Bevölkerung ungemein erschwerten.“ (Schubert, 1992, S. 187)
Der Ziegel als Symbol des Wiederaufbaus[242]
Abbildung 155: Wahlplakat der SPÖ für die Nationalratswahl vom 9. Oktober 1949
Abbildung 156: Ziegelarbeiter beim Maiaufmarsch 1952 (Bezirksmuseum Favoriten)
Abbildung 157: SImmeringer Tschechen in Tracht am 1. Mai 1950 am Rennweg (Foto Fiala)
Wer den Sozialstaat schätzt, weiß, dass es ursprünglich Migranten waren, die durch die Entdeckung der Solidarität die ersten Bausteine eines fairen Arbeitsrechts erkämpft haben.
Abbildung 158: Unverputzte Ziegelbauten in Wien
Wer heute durch die schöne Stadt spaziert, bestaunt Gebäude, die von Hunderttausenden Migranten unter oft menschenunwürdigen Bedingungen errichtet worden sind. Was würde man den Touristen von heute zeigen, wenn nicht die Prachtbauten von damals.
Ein letzter Ringofen wird in Pottenbrunn von Familie Nicoloso in bei St. Pölten betrieben.[243]
Abbildung 159: Ringofen, Baujahr 1876
Abbildung 160: Frau Nicoloso, die Enkelin des Käufers der Ziegelei, mit einem Model
Man fragt sich, wie eine solche Ziegelei mit einem wochenlangen Produktionsprozess heute noch konkurrenzfähig fertigen kann. Die Antwort ist, dass die Ziegelei Nischenprodukte herstellt; zum Beispiel Ziegel für die Instandhaltung historischer, denkmalgeschützter Gebäude, Ziegel nach alten Maßen und alten Fertigungsverfahren, Ziegel mit besonderer Farbgebung uva.
Abbildung 161: Luftbild Ziegelei Nicoloso, Abbauzone, Trockenschuppen, Trockenraum, Ringofen, Wohngebäude
Eine Ringofenruine der ehemaligen Ziegelei Notthaft[244] steht bei Leobersdorf.
In dem Buch „Aus dem Leben einer Ziegelarbeiterin“ berichtet die Autorin über diese Ziegelei. (Toth, 1992, S. 27,78,98)
Mit dem Ende der Ziegelära im Wiener Raum in den 1960er Jahren wurden die ehemaligen Ziegelwerke ziemlich radikal geschleift, kein einziger der einst mächtigen Schlote oder Ringöfen ist erhalten geblieben. An ihrer Stelle entstanden Einkaufszentren, Hotels, Naherholungsgebiete, Sportsstätten, Wohnhausanlagen, paradiesisch anmutende Kleingartenanlagen, exklusive Ressorts an ehemaligen Ziegelteichen. Es gibt nur mehr wenige Zeitzeugen, die hinter diesen modernen Paradiesen das frühere Elend erahnen können.
An der Stelle des Coca-Cola-Werks an der Triesterstraße entsteht die Konzern-Zentrale des Wienerberg-Konzerns.
Abbildung 162: Zukünftige Zentrale des Wienerberg-Konzerns "The Brick"
Das Gasthaus Chadim ist das letzte erhaltene Gebäude der Ziegelarbeiter am Wienerberg. Es war früher eines der Gasthäuser aber auch das Kulturhaus der Tschechen, ein Ort für Versammlungen, Schulbetrieb, Hochzeiten, Trauerfeiern und Theateraufführungen. Auch Victor Adler soll hier oft teilgenommen haben.
Benannt wurde das Gasthaus nach dem Namen des letzten Besitzers in der Ziegelära.
Abbildung 163: Das Chadim (historische Aufnahme von der Homepage des Chadim)
Abbildung 164: Das Chadim heute
Die Heiligenfigur, die in Abbildung 163 in der Nische zu sehen ist, befindet sich heute im Bezirksmuseum Favoriten.
Abbildung 165: Heiligenfiguren im Bezirksmuseum aus dem Chadim.
Abbildung 166: Aus einem Diskussionsbeitrag im Facebook
Abbildung 167: Blich auf den großen Ziegelteich am östlichen Wienerberg. Im Hintergund die "Senfbauten" des Karl-Wrba-Hofs
Abbildung 168: Schule in der Triesterstraße 114, ca. 1930, Arbeiterwohnhäuser im Hintergrund, Straßenbahnlinie 165
Abbildung 169:Amtshaus in der Triesterstraße 114, 2016
Abbildung 170: Gelände des Fußballklubs "Wienerberg" am westlich der Triesterstraße
Mit diesen Worten beschrieb uns die Besitzerin einer Parzelle am „Grünen See“, einem ehemaligen Ziegelteich am Wienerberg, ihr modernst eingerichtetes Sommerhaus.
Abbildung 171: Kleingartenanlage am östlichen Wienerberg, Grüner See, KLGV Zwillingsee
Heinrich Drasche starb 1880. Sein Sohn Richard[248] ließ 1892 am Inzersdorfer Friedhof[249] ein Familienmausoleum errichten, in dem sein Vater (1894) und danach bis heute viele Familienmitglieder beigesetzt worden sind.
Abbildung 172: Grabkapelle der Familie Drasche am Inzersdorfer Friedhof
Ich durfte einen Blick in das Grabbuch werfen, auf die Seite der Grabkapelle:
Abbildung 173: Verstorbenenliste des Drasche-Mausoleums
Die Frage, ob die damaligen Ziegelbarone Ausbeuter oder Gönner waren, wird wohl jeder nach seiner jeweiligen Weltanschauung anders beantworten. Eine abschließende Geschichte erzählte mir die Chefin der Friedhofsverwaltung am Inzersdorfer Friedhof: In der Grabkapelle der Drasches stehen auf der linken Seite zwei unscheinbare Kreuze. Es sind die Grabstätten zweier Ziegelarbeiter, die sich kein eigenes Grab leisten konnten und der Herr Baron hat ihnen den Platz in seinem Mausoleum zur Verfügung gestellt. Es kann sich aber nicht um Heinrich Drasche gehandelt haben, denn die Grabkapelle wurde erst nach dessen Tod errichtet. Wahrscheinlich war sein Sohn Richard der Gönner.
Zwar war Richard, der Sohn von Heinrich Drasche auch noch in der Verwaltung des Wienerberger Ziegelkonzerns beschäftigt, widmete sich aber Studienreisen, von denen er viele Stücke dem Naturhistorischen Museum schenkte. Der Ankauf der Herrschaft Pardubitz in Böhmen um 2 Millionen Gulden aus der väterlichen Erbmasse sollte sich als ein ebenso großer Verlust erweisen, weil diese Besitzungen durch die nach 1918 gegründete Tschechoslowakei beschlagnahmt wurde.
Richard erwarb das Schloss Ebreichsdorf für seinen Sohn Rudolf im Jahr 1909, das die Familie noch heute bewohnt[250]. Immer noch werden Familienangehörige als „Herr Baron“, „Frau Baronin“ angesprochen, wie ich in der Friedhofsverwaltung erfuhr. Der zum Schloss gehörende Golf-Club wurde an die Bank-Austria, die Reitställe an Frank Stronach verpachtet.[251]
Abbildung 174: Schloss Ebreichsdorf, im Besitz der Familie Drasche[252]
Ob die Familie auch heute, nach zwei Weltkriegen und ohne Ziegelindustrie immer noch zu den reichsten Familien in Wien zählt, weiß ich nicht, aber über 100 Häuser, die Heinrich Drasche schon um 1860 in Wien besessen hat, waren eine kluge Investition, denn Immobilien sind einfach ziemlich wertbeständig; und wenn auch Bomben Gebäude zerstört haben – wie etwa den Heinrichshof gegenüber der Oper – dann haben doch die Grundstücke einen enormen Wert.
Richard Drasche-Wartinberg[253] trat zuletzt als Zeuge vor dem Eurofighter-Untersuchungsausschuss auf und sagte dort aus, dass der frühere Finanzminister Karl-Heinz Grasser entgegen seiner eigenen Darstellung sehr wohl die Anschaffung der Eurofighter aktiv betrieben habe.
In einem Kommentar zu einem Artikel über Victor Adler in Die Presse vom 11. Jänner 2014[254] wendet sich Richard Drasche-Wartinberg dagegen, dass man seinen Vorfahren Heinrich mit den Missständen am Wienerberg in Verbindung bringt.
Was wir aber wissen, dass Heinrich Drasche auf der Weltausstellung Paris nicht nur für sie Ziegelfertigung eine Goldmedaille erhalten hat sondern auch für seine humanitären Einrichtungen, die aus einem Krankenhaus, Kinderbetreuungseinrichtungen und einem Pensionssystem bestanden haben.
Das humanitäre Desaster am Wienerberg entstand erst nach der Überführung der Fabrik in eine Aktiengesellschaft und die gleichzeitige Zunahme der Arbeiterschaft, die aber auf der gleich gebliebenen Wohnfläche untergebracht worden sind. Das damals fehlte und erst nach und nach entstand, ist eine Sozialgesetzgebung, die aber durch die Aktivitäten von Victor Adler entstanden ist und den früheren Nachtwächterstaat in einen Sozialstaat umformte.
Heute gehört Vösendorf zur Kernzone der Metropolregion Wien:
Auf der Webseite „Metropolregion Wien“[255] kann man die Entwicklung der Gemeinden in diesem Verschmelzungsprozess zwischen 2005 und 2015 beobachten.
Seltsam prophetisch waren die Stadtgrenzen von Groß-Wien der NS-Zeit, die Wien eigentlich schwächen sollten, die aber heute durch die Metropolenregion Wien wiederentsteht.
Niederösterreich ist der Profiteur dieser Fernwirkung des Wirtschaftsraums Wien
War es im 19. Jahrhundert das Ziegelproletariat, das dem Arbeitsplatz gefolgt ist und gleichzeitig das wohlhabende Bürgertum in Wien wohnte, ist es heutzutage umgekehrt, leben die heutigen Zuwanderer eher in Wien und das wohlhabende Wiener Bürgertum in den Umlandgemeinden, auch in Vösendorf.
Bis 1922 war Wien ein Teil von Niederösterreich und ist seither ein eigenes Bundesland. Die Eingemeindungen in der Kriegszeit, die Vösendorf kurze Zeit zu einem Teil Wiens gemacht haben, wurden 1954 weitgehend rückgängig gemacht.
Der allgemeine Wohlstand und die Mobilität machen es möglich, dass sich viele Wiener in den Umlandgemeinden ansiedeln und dort den so genannten Speckgürtel bewohnen. Würde man diese Gemeinden zu Wien zählen, hätte Wien 2,8 Millionen Einwohner[256]. Wien hat etwa 1,8 Millionen Einwohner und Hunderttausende Pendler, die die Morgen- und Abendstunden im Stau auf den Autobahnen rund um Wien verbringen.
Abbildung 175: Anglerparadies am Schinterteich. Im Hintergrund die Pyramide Vösendorf
Abbildung 176: Beispielbild SCS[259]
Abbildung 177: Eventpyramide Vösendorf (BIld: http://austria-trend-pyramide.hotel-rn.com/)
Abbildung 178: Vösendorf "Wohnen am Teich"
Abbildung 179: Revitalisierte Arbeiterwohnhäuser, Vösendorf, Laxenburgerstraße 249
Abbildung 180: Revitalisierte Arbeiterwohnhäuser, Vösendorf, Laxenburgerstraße 202
„Göpel“[261] nannte man seit dem Mittelalter eine Kraftmaschine, die anfangs mit Muskel-, Wasser- oder Windkraft, später mit Dampfkraft betrieben wurde. Ein Göpel diente beim Tonabbau als Förderanlage. Der Name „Göpelteich“ erinnert an diese Maschine und der Name „Siedlung Müllerwerk“ an die Gebrüder Müller, die an dieser Stelle von 1886 bis 1913 die Ziegelei „Müllerwerk“ betrieben haben.[262]
Abbildung 181: Göpelteich Hennersdorf-1
Abbildung 182: Wienerberger, Werk Hennersdorf
In Hennersdorf befindet sich das letzte Ziegelwerk der Wienerberger AG, das nach dem Rückgang der Ziegelindustrie in Österreich verblieben ist. Gleichzeitig findet man in Hennersdorf die Österreich-Zentrale von Wienerberger.
Abbildung 183: Wienerberger, Standort Hennersdorf
Der Kulturpfad in Hennersdorf versucht durch künstlerisch gestaltete Ziegel-Stillleben[264] eine Epoche einzufangen. In einer kurzen historischen Darstellung wird der Ziegelgeschichte in Hennersdorf beschrieben.
Heubergstätten zwischen Laaerberg und Wienerberg ist eine riesige Hundezone. Dass es eine versiegelte Mülldeponie ist, sieht man an den pilzförmigen Entlüftungs-Schwammerln.
Abbildung 184: Ehemalige Mülldeponie Heubergstätten, Anninger im Hintergrund
Diese naturbelassene Parkanlage Löwygrube[265] am Laaerberg ist eigentlich eine riesige Mülldeponie, die an der Stelle der privaten Löwy-Ziegelei angelegt und abschließend mit einer begrünten Asphaltschicht versiegelt wurde. Die Entlüftungs-Schwammerln, die auf der Wiese sichtbar sind, verweisen auf den nicht unproblematischen Untergrund.
An der Stelle, an der der Müllhaufen an den Rand des Abbaugeländes heranragt, wurde eine kleine Schlucht belassen, bei der man die Abbauwand der ehemaligen Ziegelei erkennen kann:
Abbildung 185: Abbauwand der früheren Ziegelei Löwy[266]
Abbildung 186: Ehemalige Abbauwand der Ziegelei Löwy, Hügel rechts ist die Mülldeponie
Abbildung 187: Parkanlage Löwygrube[267]
Abbildung 188: Panoramablick von der Löwygrube auf Simmering
Es gibt von solchen Deponien viele im Wiener Raum aber nur diese eine Deponie wurde auch in einem Lid besungen: „Zwischen Simmering und Favoriten“[268].
Abbildung 189: Cover zu "Zwischen Simmering und Favoriten", ein Lied über einen zugeschütteten Ziegelteich
Diese ehemalige Ziegelei Löwy befindet sich am Rande des Böhmischen Praters beim Laaerwald.
Die Attraktionen sind eine Mischung aus zeitgenössischen und historischen Fahrwerken. 1883 hat sich aus einer Kantine des benachbarten Ziegelwerks dieses Freizeitangebot entwickelt. „Böhmisch“ ist heute nichts mehr aber der Name erinnert noch an die Blütezeit dieses Geländes in der Zwischenkriegszeit.
Abbildung 190: Böhmischer Prater heute
Ein Foto vom alljährlichen „Memusi“-Fest[270] (Internationale Drehorgeltage für „mechanische Musik“) soll stellvertretend für die zahlreichen Attraktionen für Jung und Alt dieses sein.
Abbildung 191: Drehorgelspieler im Böhmischen Prater
Auf dem Gelände der ehemaligen Ziegeleien und des Filmgeländes der Stummfilmzeit entstand das Erholungsgebiet das 1974 durch die „Wiener Internationale Gartenschau“ eröffnet wurde.
Eine einsamer Ziegeltorso erinnert an die ehemalige Ziegelei.
Abbildung 192: Ziegeltorso am WIG-Gelände
Abbildung 193: Ziegel aus der Drasche-Zeit, WIG-Gelände
Unterhalb des Geländes befindet sich 2010 neu errichtete Therme Wien[272], die von Schwefelquellen gespeist wird.
Abbildung 194: Therme Wien
Bei meinen Wanderungen durch die ehemaligen Ziegelgebiete fiel mir auf, dass man beim Abtragen der Fabriksgelände keine halben Sachen gemacht hat. Nichts erinnert mehr an diese Ära. Kein konserviertes Bauwerk, keine Tafeln, nichts. Es könnte für die lokalen Museen ein bedeutendes Projekt sein, mit einem Informationssystem auf diese Epoche zu erinnern. Wegen der Weitläufigkeit der Standorte wäre sogar ein länderübergreifender „Ziegel(weit)wanderweg 7a“ eine Mehrfachfunktion erfüllen: Erinnerung und Gesundheit. Da das Aufstellen und die Wartung von Tafeln sehr kostenintensiv ist, bietet sich ein virtueller Weg an, der die Information über eine Handy-App bekannt gibt.
Tschechen sind seit 1976 in Wien eine anerkannte Volksgruppe nach §1 Abs. 2 des Volksgruppengesetzes.[277] Auf der Seite „Volksgruppen“[278] des Bundeskanzleramtes werden diese Volksgruppen aufgezählt.
In einem Bericht des Mittagsjournals im ORF vom 12.4.2012 wird dieses Volksgruppengesetz aus dem Jahr 1976 insofern kritisiert als es die polnische Volksgruppe nicht enthält.[279]
Heute leben in Wien ca. 16.000 Menschen tschechischer Herkunft, in Österreich 47.000[280], Tendenz steigend.
Man muss aber beachten, dass die eigentliche Nachfahren der Migranten des 19. Jahrhunderts nur einige Tausend Personen umfasst, die ein buntes Vereinsleben pflegen, das fast ein Abbild der Zeit der Monarchie ist und die mit den heutigen Arbeitsmigranten wenig gemein haben.
Abbildung 195: Briefmarke 1970 "Clemens Maria Hofbauer"
*1751 Südmähren †1820 Wien
Hofbauer war ein tschechisch-österreichischer Priester, Prediger und Mitglied des Ordens der Redemptoristen. Seit 1918 Stadtpatron von Wien.
Hofbauer wurde als eines von zwölf Kindern des böhmischen Viehzüchters und Fleischers Pavel Dvořák und der deutschstämmigen Mutter Maria (geborene Steer, bäuerlicher Herkunft) geboren und auf den Namen Johannes getauft. Der nach Südmähren zugewanderte Vater änderte anlässlich der Hochzeit seinen Namen in einen deutschsprachigen, wobei Hofbauer ein Äquivalent von Dvořák ist. Mit sechs Jahren verlor Klemens Maria Hofbauer seinen Vater.
Abbildung 196: Fritz Wotruba
Sohn eines tschechischen Schneiders und eines ungarischen Dienstmädchens.
Abbildung 197: Maxi Böhm
Wuchs in Teplice (Böhmen) auf.
Abbildung 198: Karl Renner
Stammt aus Untertannowitz, Mähren, maturiert in Mikulov.
· 1918-1920 Staatskanzler
· 1945-1950 Bundespräsident
Abbildung 199: Franz Jonas
Josef Jonáš kam 1890 aus Kamenice/Mähren als Arbeiter nach Wien.
· 1951-1965 Bürgermeister
· 1965-1974 Bundespräsident
Abbildung 200: Bruno Marek
Sohn eines tschechischen Schneidermeisters.
· 1965-1970 Bürgermeister
· 1970-1973 Bürgermeister
Abbildung 201: Helmut Zilk
Sohn eines böhmischen Zeitungsangestellten aus Favoriten.
· 1983-1984 Unterrichtsminister
· 1984-1994 Bürgermeister
Abbildung 202: Ferdinand Lacina
Lacinas Eltern stammen aus der Tschechischen Minderheit in Wien.
· 1980-1981 Kabinettschef
· 1982-1984 Staatssekretär
· 1984-196 Bundesminister für Verkehr
· 1986-1995 Bundesminister für Finanzen
Abbildung 203: Karl Blecha
· 1983-1989 Innenminister
· 1999-2018 Präsident des Pensionistenverbandes
Kreisky selbst war kein Tscheche doch soll uns die Familie seiner Frau daran erinnern, wie weit verbreitet tschechische Vorfahren im Wiener Raum sind. Kreiskys Frau hieß mit dem Mädchennamen Irene Felix. Die Familie stammte aus Znaim in Mähren.
Familie Felix musste 1939 fliehen und entschied sich für Schweden. Herbert Felix baute dort die AB Felix auf. Nach dem Abzug der Alliierten 1955 schlug Bruno Kreisky seinem Cousin vor, in Österreich zu investieren. Das Ergebnis genießen wir noch heute in Form der Felix-Konserven.
· 1970-1983 Bundeskanzler
Sport ist ein wunderbarer Integrationsfaktor und vor allem auch Integrationsindikator. Aus dem Kreis der Ziegelböhm sind viele gute Fußballer hervorgegangen, der bekannteste unter ihnen war wohl Walter Zeman.
*10. Februar 1903 Kozlau †23. Jänner 1939 Wien.
Abbildung 204: Matthias Šindelář (Wikipedia)
Familie Šindelář wohnte in der Quellenstraße 75/1, Ecke Steudelgasse. Johann, der Vater, arbeitete in einer Ziegelei. (Francka, 2018, S. 28)
Seine Familie lebte in einem Arbeiterwohnhaus am Wienerberg, Triesterstraße 477. Zwar gab es seit 1913 die Volksschule an der Triesterstraße, doch wurde die in eine Lehrwerkstätte umgewandelt. Walter wurde täglich von einem Schulbus zur Komensky-Schule in der Wieland-Gasse gebracht. Er war ein Schulkollege meiner Tante, die auch diese Schule besuchte.
Abbildung 205: Walter Zeman
„Panther von Glasgow“ oder „Tiger von Budapest“ nannte man ihn. Nach ihm ist die „Walter-Zeman-Gasse“ im 22. Bezirk benannt.
Hier ist das Zeugnis von Walter Zeman aus der vierten Klasse:
Abbildung 206: Zeugnis von Walter Zeman, Wielandschule, Wien 10.
Das Zeugnis ist insofern bemerkenswert, als es zwar an der Tschechischen Schule ausgestellt ist, da aber die tschechische Unterrichtssprache ab 1938 verboten war und die tschechischen Lehrer entlassen wurden, ist dieses Zeugnis aus dem Jahr 1941 in Deutsch und vom „Reichsgau Wien“ ausgestellt.
Abbildung 207: AIDA[293]-Filiale Kärntnerstraße[294] (Familie Prousek, seit 1925)
Abbildung 208: Schweizerhaus (Familien Kolařík, Buben, heute Leeb)
Abbildung 209: Firma FELIX[295] gehörte der gleichnamigen Familie aus der Irene Kreisky stammte
Abbildung 210: Inserat Schweizerhaus in „Vídeňské Svobodné Listy“
Abbildung 211: Restaurant Böhmerwald[296], Wiedner Gürtel, GF: Magda Stuchlikova
Abbildung 212: Restaurant Panoramaschenke[297]
Wer das Wiener Telefonbuch studiert, wird feststellen, dass gut ein Viertel der Namen tschechischen Ursprungs sind. Bedenkt man noch die andere Hälfte, die durch den Assimilationsprozess durch deutsche Namen verdeckt ist, können wir schätzen, dass die Hälfte der heutigen Wiener Bevölkerung Tschechen in der näheren oder ferneren Verwandtschaft hat. In gewisser Weise sind wir alle ihre Nachfahren und Erben.
Unser Stadt ist durch die überall sichtbaren Firmennamen voll von Erinnerungen an die Wiener Tschechen. Kaum eine Gasse, in der man nicht fündig wird. Einige prominente Vertreter werden hier abgebildet:
Abbildung 213: Kníže (Herzog), Graben
Abbildung 214: Liska liška (Fuchs) am Graben
Abbildung 215: Tlapa (Pfote), Favoritenstraße
Abbildung 216: Tichy: Tichý (still), Reumannplatz
Abbildung 217: August Herzmansky: Herzmanský aus Tschechien, Stiftgasse 3
Abbildung 218: Slama: sláma (Stroh), früher in der Mariahilferstraße
Hier noch zwei Kuriositäten aus der Kategorie „verewigtes Kuchlböhmisch“
Šnajdr, dieses klar als tschechisches Wort erkennbare Original gibt es im Tschechischen nicht. Es ist das ins Tschechische transkribierte „Schneider“. Dieses wunderschöne Geschäft alten Stils befindet sich in der Stumpergasse.
„Flaschka“, Kuchelböhmisch für „Flasche“
Abbildung 220: "Flaschka"
Der Schulverein Komensky betreibt eine Volks- und Hauptschule am Sebastianplatz sowie ein ORG in der Schützengasse.
Abbildung 221: Komensky-Schule am Sebastianplatz 3[299]
Abbildung 222: Komensky-Obestufenrealgymnasium in der Schützengasse 31[300]
Abbildung 223: Kirche zum Heiligen Erlöser am Rennweg[301]
Abbildung 224: Hotel Post am Fleischmarkt – ehemaliges Tschechisches Haus[302]
Abbildung 225: Tschechisches Zentrum Wien, Herrengasse
Die Minderheit der Tschechen und Slowaken in Wien gibt seit 1948 die 14-tägig erscheinende Zeitung „Vídeňské Svobodné Listy“[303] (Wiener Freie Blätter) heraus.
Abbildung 226: Titelseite von „Vídeňské Svobodné Listy“ (Wiener freie Blätter)
Angebot an alle Wiener Volksschulen, Gymnasien und HTLs, die tschechische Sprache als optionale Unterrichtsfach zu wählen:
Inserate in Svobodné Listy
Abbildung 227: Sporthalle des Sokol in der Angeligasse
Den Tschechen in Favoriten ist in im Buch „Favoriten“ des Bezirksmuseum ein eigener Abschnitt gewidmet. (Schubert, 1992, S. 183 ff)
Abbildung 228: Generali Arena, früher Tschechisches Herz Platz[306]
Abbildung 229: Homepage der Volksgruppenberichte des ORF
Tschechisches und slowakisches TV-Magazin:
„České Ozveny/Slovenské Ozveny“
in Wien jeden zweiten Sonntag im geraden Monat,
13.05 - 13.30 Uhr, ORF 2 Wien
Rádio Drát’ák
Tschechisches Volksgruppenmagazin
Montag 21:10-21:40 Uhr
Radio Burgenland
Livestream[308]
Vídeňské rozhledy
Tschechisches Wochenmagazin
Mittwoch 19:05-19:30 Uhr
webradio "oe1campus"
Livestream[309]
Rádio Comenius
Tschechische Jugendsendung
Freitag 19:05-19:30 Uhr
webradio "oe1campus"
Livestream[310]
Geschätzte 25% aller Gräber in Wien haben tschechische Namen am Grabstein.
In der interaktiven Karte werden aktive (blau) und historische (schwarz) Orte tschechischer Aktivitäten angegeben.
Abbildung 230: Wien-Karte mit Standorten tschechischer Einrichtungen. Blau; aktuell, schwarz: historisch
Diese Karte kann aus Google-Maps interaktiv betrachtet werden.
Der Ballsaal des Simmeringer Brauhauses diente den Simmeringer Tschechen bis in die 1970er Jahre als alljährlicher Veranstaltungsort einer Tanzveranstaltung
Der Böhmische Prater entstand in einer Zeit als der Laaer Wald noch außerhalb der Wiener Stadtgrenzen lag und daher geringer besteuert Das Gebiet war aber ideal von Favoriten, vom Arsenal, von SImmering und auch von den umliegenden Ziegeleien erreichbar und daher entstand hier ein Vergnügungszentrum für die überwiegend tschechische Bevölkerung. , , Der Name ist erhalten, doch ist der Böhmische Prater heute kein typischer Treffpunkt der Wiener Tschechen. Es war es aber von 1880 bis nach 1945.
Es gibt solche Zentren in der ganzen Welt. In Wien ist das Tschechische Zentrum in der Herrengasse[312]
Tschechoslowakischer Volksverband in Österreich
1910-1942 Český dům (Tschechisches Haus), danach Hotel Post, beherbergt auch heute noch zahlreiche Tschechische Vereine:
· Národní rada česká – Tschechischer Nationalrat
· Slovanská beseda – Das Slawische Gespräch
· Pokrok – Fortschritt (ein Theaterverein)
· Lumír (ein Gesangsverein)
· Sokolská župa dolnorakouská – Niederösterreichischer Sokolgau
· Akademický spolek – Akademikerverein
Tschechischer Friedhof, Zentralfreidhof, Gruppe 140, Reihe 2-5
Denkmal für Helene Kafka[314] (Maria Restituta)
1897 gegründet, 1922 Aktiengesellschaft, 1939 Umbenennung in "Hermes“, 1989 stillgelegt
Treffpunkt der Simmeringer Tschechen, Volksschulunterricht um 1900, Theateraufführungen
bis 1938 Hauptschule, bekanntester Schüler: BP Franz Jonas
Heute Neue Mittelschule, bis 1938 Komensky-Hauptschule
bis 1938 Hauptschule, Heute Ernst-Kirchweger-Haus, Der Fußballer und Ziegelböhm Walter Zeman besuchte diese Schule
bis 1938[315]
Seit 1820 tschechische Nationalkirche "Böhmisches Gotteshaus"
Seit 1908 Tschechische Kirche in Wien, auch Standort von, Jednota svatého Metoděje (Gemeinschaft des heiligen Method)
Ebenfalls Standort von , Volks- und Hauptschule, Sokol Videň I, III, V, XI, Klub československych turistů v rakousku (Tschechischer Turistenverein in Österreich), Školský spolek Komenský (Tschechischer Komensky-Schulverein), 1938 Privat-Realgymnasium mit Öffentlichkeitsrecht
1894-1938 Národní dům (Nationalhaus), Standort von, Barák. Československá dělnická jednota – Tschechoslowakische Arbeitervereinigung, Českoslevenský automotoklub ve Vídní – Tschechoslowakischer Auto-Motoklub, Družstvo Národní dům – Verein zur Erbauung eines Vereinshauses, Humanitärer Unterstützungs- und Geselligkeitsverein der gewesenen tschechischen Legionäre, Klub československých turistů ve Vídni – Klub der tschechoslowakischen Touristen in Wien, Pěvecká župa ve Vídni – Gau tschechoslowakischer Gesangsvereine, Slovan A.C. sportovní klub – Fußballverein, Sokol. Tělovýchovná jednoa Sokol Videň XV – Turnverein, Tovačovský – Gesangsverein, Vlastenecká omladina. Divadelní ochotnický spolek ve Vídni – Theater-Dilettantenverein, Vojta Náprstek. Československá beseda – Tschechoslowakischer Bildungsverein
Im Gasthaus Tomášek hatte ab 1880 die Občanská Beseda, ein den Sozialdemokraten nahestehender Verein seinen Sitz.
Standort der Bezirkssektionen X und XV des Sportvereins Orel. Turnabende finden in der Schule Zinckgasse 12, 1150 Wien statt.
ORG des Schulvereins Komenský, bis 1938 Volks- und Hauptschule
bis 1938 Tschechische Privat-Realschule "Krofta"-Schule, heute HBLA Mode und Bekleidung
Die seit 1946 bestehende Zeitschrift der Tschechen und Slowaken in Wien, Ebenfalls an diesem Standort, Česke Srdce, Česko-Slovenská socialní péče v Rakousku (Tschechisches Herz, Tschechisch-Slowakische soziale Fürsorge in Österreich), Česke Srdce, Odbor III. V, XI, XII, XX, Česká sociálně-domokratická strana v Rakousku a Jednota "Máj" (Tschechische sozialdemokratische Partei in Österreich und Bündnis "Mai"), Československá jednota "Barák" (Tschechoslowakisches Bündnis "Haus")
Universelle Turnhalle und Sportzentrum des Sokol für die Bezirksorganisationen X, XII, XV
Universelle Turnhalle und Sportzentrum des Sokol für die Bezirksorganisationen XVI und XVIII
Tschechisches Herz-Platz oder auch Herzplatz, 1925-1962
(Schubert, 1992, S. 189)
gegründet 1874
Penzinger Straße 11-13
Zentrale von, Akademický spolek ve Vídni, Slovanská beseda, Sokolská župa (Sokol-Gau Wien), Lumír (Gesangsverein), Adria - tamburášský spolek (Tamburitzer-Verein)
Der Sporverein Orel veranstaltet seine Turnveranstaltungen in der Turnhalle der Schule Zinckgasse 12.
Župní trénink ve stolním tenisu (Wöchentliches Training der Tischtennis-Sektion des Sokol), Gesundheitsturnen
1930 bis 1938 Volks- und Hauptschule, Heute Realgymnasium
bis 1938 Volks-, Haupt und Kaufmännische Schule, Heute Schule der der Stadt Wien
bis 1938 Volksschule
bestand bis 1938
1919-1930 Volksschule, 1923/24 Aufteilung in eine Volks- und eine Bürgerschule
1919-1930 Volksschule
1883 bis 1938 Volksschule und Kindergarten, Heute Wohnhaus
Der Wohlstandsverlauf in Österreich[317] ist eine Erfolgsgeschichte:
Abbildung 231: Wohlstandsverlauf in Österreich 1900-2010
Natürlich kann man den heutigen Wohlstand nicht ausschließlich auf die Ziegelarbeiter oder die damaligen Tschechen zurückführen, aber ihr Beitrag was ein durchaus beachtlicher. Was würden wir den heute Touristen zeigen, wenn nicht die prächtigen Gebäude der Ringstraßenzeit.
Bruno Kreisky, dessen mütterliche Familie "Felix" aus Mähren stammte, ein Name, der uns heute noch in den Supermärkten als gleichnamige Lebensmittelmarke bekannt ist, beschrieb den Integrationsprozess der Wiener Tschechen am 28. März 1977 so: (Brousek, 1980, S. 8)
Fiala Franz, Dipl.-Ing.
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Diese Seite erzählt über eine tschechische Einwandererfamilie.
Das ursprüngliche Fachgebiet des Autors ist Nachrichtentechnik, das sich im Laufe der Berufslaufbahn in Richtung EDV verlagert hat. Franz Fiala ist Präsident von ClubComputer[319], eines der größten österreichischen Computer-Anwender-Vereine und Vizepräsident der Digital Society[320], einer Vereinigung, die sich für eine freie und faire Digitale Welt einsetzt. Der Autor ist seit 1986 Verleger und Herausgeber der Zeitschrift PCNEWS[321].
Der Autor ist Anhänger des Fußballvereins SK Rapid, organisiert einige Homepages[322] und leitet den kleinen Anhängerverein „EwkiL:Rapid“.
Ob man nun ein eher abwertendes „Ziaglbehm“ oder ein freundlicheres „Ziegelböhm“ oder „Ziegelböhmen“ verwendet, hängt wohl von der Situation ab. Schon als Kind waren mir „Ziaglbehm“ ein Begriff, nur, meine Familie gehörte nicht dazu. Grund war ein Zeugnis einer Gewerbeschule, die dem Großvater eine Arbeitsstelle bei Felten Guilleaume[324] ermöglichte. Er gehörte daher der eher sesshaften Gruppe der Wiener Tschechen an. Die „Ziaglbehm“ dagegen hatten keine vom Betrieb unabhängige Wohnung, waren daher extrem vom Arbeitgeber abhängig.
Die Spaziergänge mit meinem Großvater führten sehr oft in den Böhmischen Prater auf den Laaerberg, in eine damals versunkene und neuerdings wieder mehr belebte Welt. Wahrscheinlich verband mein Großvater schon damals Erinnerungen an seine eigene Jugend, wenn er mich in die ziemlich verwahrloste und teilweise zerbombte Grenzstraße im Laaerwald, der früheren Grenze zwischen Simmering und Favoriten, mitnahm.
Meine Familie war voll integriert aber nicht assimiliert. Meine Großmutter war eine echte österreichische Patriotin und es war ihr klar, dass es nicht etwa Tschechien, sondern Österreich ist, für das man bei Fußballspielen die Daumen halten müsse.
Meine Großeltern kamen um 1900 nach Wien. Sie lebten bis zu ihrem Lebensende in einer tschechischen Parallelwelt. Sie besaßen ein Lebensmittelgeschäft. Ihre Kunden waren Tschechen. Ihr Bekanntenkreis waren Tschechen. Unser Hausarzt war Tscheche. Die Wirtshäuser waren tschechisch. Sie sprachen nur sehr schlechtes Deutsch, ein A2-Diplom, das man heute von Migranten verlangt, hätten sie nicht bekommen.
Meine Eltern wurden ausschließlich in Wiener tschechischen Schulen ausgebildet. Der Tschechen-Anteil ihrer Kunden nahm aber durch die Alterung der tschechischen Gemeinde, durch Rückwanderung während der Kriegsjahre und nach dem Zweiten Weltkrieg stark ab.
Ich selbst besuchte noch die Tschechische Volksschule am Sebastianplatz. Meine Eltern wollten, dass ich ein Gymnasium besuchen sollte. Leider gab es damals wegen der geringen Kinderzahl kein tschechisches (heute schon) und daher wechselte ich in das RG XI. Mein Tschechisch ist daher auf dem Niveau eines Volksschulkindes stecken geblieben.
Obwohl ich früher nie darüber aufmerksam gemacht wurde, eigentlich ein Migrantenkind zu sein, wurde mir das seit dem Auftreten von Haider und Strache immer stärker bewusst und ich hatte das Bedürfnis, mich mit den Umständen der Herkunft meiner Familie zu beschäftigen, um festzustellen, ob es wirklich ein so großes Unglück für eine Stadt ist, wenn Migranten kommen.
Meine „Expertise“ in Sachen Ziegelarbeiter besteht daher eigentlich nur in dem Umstand, dass ich jene Person in der langen Generationenkette einer Familie bin, die den Übergang von einer Kultur (der tschechischen) in eine andere (die österreichische) in einer heute nicht mehr bekannten sanften Art geschafft hat. Das hatte ich dem ausgezeichneten tschechischen Schulsystem in Wien zu verdanken, das bereits seit 1923 in dieser Form existiert und das Konflikte zwischen verschiedensprachigen Kindern in den Volksschulen wie wir sie heute in Wien erleben, vermeidet, weil sie dem fremdsprachigen Kind muttersprachlichen Unterricht bietet, die Kinder also in der Muttersprache alphabetisiert werden und sie gleichzeitig in den vier Volksschuljahren Deutsch als Fremdsprache erlernen, was ihnen im Alter von zehn Jahren den Übertritt in jede andere Schulform ermöglicht. Dieses Modell wird in den tschechischen, französischen und englischen Schulen in Wien angewendet und wäre ein jahrzehntelang praktiziertes und bewährtes Modell einer unauffälligen Integration und auch Förderung der heutigen Migrantenkinder, denn wir hätten damit eine zweisprachig ausgebildete Jugend mit den damit verbundenen größeren Chancen für ihren späteren Beruf.
Die Tschechischen Schulen in Wien werden von der Tschechischen Republik erhalten, die Lehrer werden von der Stadt Wien (VS+HS) oder dem Bund (AHS) bezahlt. Die organisatorischen Grundlagen wurden schon im 19. Jahrhundert durch den Tschechischen Schulverein „Komensky“[325] geschaffen.
Es gibt einige Gründe dafür, dass man dieses vernünftige Modell nicht auch für die türkischen Migranten aufgegriffen hat. Es bedürfte einer ähnlichen Selbstorganisation seitens der Wiener Türken und ein Interesse an der Errichtung solcher Schulen seitens der Türkei. Es gibt allerdings ein wichtiges Hindernis für solche Schulen, nämlich die Ablehnung durch die Bevölkerung. Sie wären heute ebenso wenig durchsetzbar wie sie seinerzeit unter Lueger auf erbitterten Widerstand der Wiener gestoßen sind.
Meine tschechische Kindheit war weder im Beruf noch im Privatleben Thema - bis zu dem Zeitpunkt als die Geister von früher wieder begannen, Einzug in die Politik zu halten und man begann das Trennende wieder wichtiger zu nehmen als das Verbindende. Solidarität und Mitgefühl trat in den Hintergrund gegenüber dem Wunsch, sich über andere zu stellen, etwas, das für mich als überwunden galt. Heute ist mir angesichts nationalistischer Züge in der Politik mehr denn je bewusst geworden, dass ja eigentlich ich der bin, den die Politiker meinen, wenn sie wieder etwas gegen illegale Zuwanderer ausspucken, um im Geiste von Karl Lueger die niedrigen Instinkte der Menschen für ihren Machterhalt ansprechen und die Wähler die Botschaften dankbar annehmen statt sich angewidert abzuwenden.
Es geht mir also darum, das Leid der vielen Generationen, die uns vorangegangen sind und von denen wir eine der lebenswertesten Städte und Soziotope der Welt geerbt haben, aufzuzeigen, um zu verhindern, dass sich die schrecklichen Dinge, die hier passiert sind, nicht widerholen mögen.
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Wonisch, R. (2010). Tschechen in Wien. Erhard-Löcher-Verlag.
Abbildung 1: Ferdinand Waldmüller: Rückkehr von der Kirchweih, Alte Nationalgalerie (Berlin)
Abbildung 2: Zusammenleben auf engstem Raum
Abbildung 3: Zerfetze Jeans (Ripped Jeans)
Abbildung 5: Erwerbstätige in der Landwirtschaft
Abbildung 6: Entwicklung der Weltbevölkerung (Wikipedia)
Abbildung 7: Maria Theresia, Josef II. und Hans Kudlich, die Wegbereiter der Bauernbefreiung
Abbildung 8: Schützenscheibe „Pressfreiheit! Constitution!“, Feldkirch (Vorarlberg) 1848
Abbildung 9: Angriff auf die Barrikade in der Jägerzeile
Abbildung 10: Zeitgenössische Karikatur zur Flucht Metternichs aus dem März 1848
Abbildung 11: Straßennamen erinnern an die Märzrevolution 1848
Abbildung 12: Abschaffung der Leibeigenschaft in Europa
Abbildung 13: Auswanderung und Landfluch
Abbildung 14: Mährische Familie, ca. 1920 (Foto: Fiala)
Abbildung 15: Zeugnis und Arbeitsbestätigung eines Schlosserlehrlings aus Brünn (Foto: Fiala)
Abbildung 16: Wiener Schlosserei, 1906 (Foto: Fiala)
Abbildung 17: Deutscher Bund 1815-1866
Abbildung 18: Schlacht von Königgrätz (Gemälde von Georg Bleibtreu)
Abbildung 19: Piefke-Denkmal in Gänserndorf
Abbildung 20: Deutsches Kaiserreich 1971-1918
Abbildung 21: Anteil der Gläubigen in Tschechien (2011)
Abbildung 22: Liedtext aus "Sei wachsam" von Reinhard Mey
Abbildung 23: Bauperioden in Wien
Abbildung 24: Stadtplan von Wien vor der Schleifung der Stadtmauern (1858, Wikimedia Commons)
Abbildung 25: Das Opernhaus kurz nach Baubeginn im Jahr 1863, Wikipedia
Abbildung 26: k.k. Hof-Operntheater (1898)
Abbildung 27: Stadtgrenzen von Wien im 19. Und 20. Jahrhundert
Abbildung 28: Bevölkerungszahl von Wien und Vösendorf im Vergleich (Bild: Fiala)
Abbildung 29: Bevölkerungszahl von Wien (2002-2018 )
Abbildung 30: Bevölkerungsentwicklung von Paris (Wikipedia)
Abbildung 31: Franz-Josefs-Bahnhof (Wikipedia)
Abbildung 32: Nordwestbahnhof (Wikipedia)
Abbildung 33: Nordbahnhof (Wikipedia)
Abbildung 34:Gloggnitzer Bahnhof, später Süd- und Staatsbahnhof (Wikipedia)
Abbildung 36: Verzehrungssteuer, karikiert im Kikeriki vom 22.4.1889
Abbildung 37: Signalscheiben der Wiener Tramway
Abbildung 38: Wohnungsnot, dargestellt von Heinrich Zille, 1909
Abbildung 39: Tanzveranstaltung im Prater
Abbildung 40: Fünf-Kreuzer-Tanz
Abbildung 41: 6 Kreuzer-Münze (60 Kreuzer = 1 Gulden).
Abbildung 42: Deckblatt des Textbuchs zu "Das Sperrsechserl" von Robert Stolz
Abbildung 43: Notenblatt "A klane Drahrerei“, eine Melodie von Robert Stolz
Abbildung 44: Wien-Werbung bei der Westeinfahrt "Wien ist anders"
Abbildung 45: Metropolenbildung in Europa
Abbildung 47: Eine Werbeschrift des Deutschen Schulvereins, 1903
Abbildung 48: ’s Deutschnazionale Dirndl, Gedicht von Peter Rosegger
Abbildung 49: Briefmarken mit Aufdruck "Deutsch Österreich"
Abbildung 50: Flagge Tschechiens
Abbildung 51: Logo des "Sokol" (Falke)
Abbildung 52: Gründungsgrafik des Gesangsvereins "Lumír"
Abbildung 53: Logo des katholischen Turnvereins "Orel"
Abbildung 54: Karl Lueger, Bürgermeister von Wien (1897-1910)
Abbildung 55: Darstellung der Tschechen und Juden im Vergleich mit dem kleinen Deutschen Michel
Abbildung 57: Wappen von Vösendorf
Abbildung 58: 200 Jahre Entwicklung des Südens von Wien.
Abbildung 59: Bevölkerungswachstum von Vösendorf seit 1500.
Abbildung 60: Ziegeleien im Süden von Wien um 1900
Abbildung 61: Ziegeleien und Transportwege rund um Vösendorf
Abbildung 62: Komponenten eines Ziegelwerks 19. Jhdt.
Abbildung 63: Frühere Ziegelwerke und heutige Wohnparks (2018)
Abbildung 64: Ziegelwerk am Wienerberg (Gemeinde Inzersdorf), 1872
Abbildung 65: Darstellung des "Hotel Wien" und der "Böhmischen Schwalben"
Abbildung 66: Reales und konstantes Wachstum von Wien
Abbildung 67: Auswirkung der Assimilation auf die Zahl der Tschechen (1848-1914)
Abbildung 68: Auswirkung der Assimilation auf die Zahl der Tschechen (1848-2018)
Abbildung 69: Zahl der Tschechen in Wien (Raab, 2008, S. 93)
Abbildung 71: Einzugsgebiet des Böhmischen Praters
Abbildung 72: Cover des Buchs "Wo der Ziegelböhm tanzte" von Karl Pufler (Pufler, 1999)
Abbildung 74: Tschechisches Wehrdienstbuch 1922.
Abbildung 75: Staatsbürgerschaftsnachweis 1950
Abbildung 77: Karikatur aus der Satirezeitschrift "Figaro" vom 15. April 1899
Abbildung 78: Karikatur über den Konflikt um die Komensky-Schule
Abbildung 79: 4-klassige tschechische Volksschule im Gasthaus Švagerka, Simmering, Kopalgasse 3
Abbildung 80: 4. Klasse, Tschechische Volksschule, Schützengasse 31, 1931
Abbildung 81: Zeugnis 4. Klasse, Tschechische Volksschule, Schützengasse 31, 1931
Abbildung 82: Ring lustiger Jünglinge unter dem Fels (1908)
Abbildung 83: Gesangskreis Wien XI., gegründet 1927
Abbildung 84: Logo des Turnvereins "Sokol"
Abbildung 86: Das Begräbnis einer verdienstvollen Vorturnerin des "Sokol" (2016)
Abbildung 87: Tschechischer Arbeiterturnverein (DTJ, 1912)
Abbildung 88: Turnerfest des tschechischen Arbeiterturnvereins am Tschechischen Herz Platz:
Abbildung 89: Turnkurs für Frauen, DTJ, 1913
Abbildung 90: Logo Tschechisches Herz (České Srdce). Gegründer 1918
Abbildung 92: Mitgliedsausweis "Tschechisches Herz" für die Jahre 1938-1941
Abbildung 93: Baumhaus in Äthiopien
Abbildung 95: Steinbruch Mannersdorf. Stein für den Stephansdom
Abbildung 96: Bezeichnung der Erdzeitalter in Mitteleuropa
Abbildung 97: Tropisches Meer "Paratethys" (35-11 Mio Jahre)
Abbildung 98: Binnensee "Pannon" (11-5 Mio Jahre)
Abbildung 99: So könnte der Pannon-See ausgesehen haben
Abbildung 100: Fossilien aus der Zeit des Pannon-Sees
Abbildung 102: Abbau bei Wienerberger in Hennersdorf
Abbildung 103: Vergleich der Ziegelerzeugung zwischen 1950 und 2000
Abbildung 104: Ziegelmeiler in Afrika (Wikipedia)
Abbildung 105: Feldbrandziegelei 1847
Abbildung 106: Schachtofen in Afrika
Abbildung 107: Beispiel für Schachtöfen eines Museums
Abbildung 108: Ziegelei in Heiligenstadt
Abbildung 109: Funktionsweise eines Ringofens
Abbildung 111: Beschleunigte Trocknung der Ziegel über dem Ringofen.
Abbildung 112: Ein Tunnelofen für Ziegel ähnelt einem Pizzaofen
Abbildung 113: Historischer Beiwagen der Badner Bahn 1888.
Abbildung 114: Werkzeuge von Ziegelarbeitern
Abbildung 115: Alois Misbach (1791-1857
Abbildung 116: Ziegelimperium des Alois Misbach
Abbildung 117: Ziegel aus dem Werk von Alois Miesbach mit den Initialen „AM“
Abbildung 118: Heinrich Drasche, *1811 Brünn - †1880 Inzersdorf
Abbildung 119: Logo der Wienerberger zur Weltausstellung 1867 in Paris
Abbildung 120: Ziegel aus dem Wer des Heinrich Drasche mit den Initialen "HD"
Abbildung 121: Ein Model für einen Ziegel "HD"
Abbildung 122: Anzahl der Ziegeleien im Bezirk Hollabrunn im Zeitraum von 1780 bis 1980
Abbildung 123: Wienerberger: Ziegelfertigung pro Jahr
Abbildung 124: Wienerberger: Arbeiter pro Million Ziegel
Abbildung 125: Wienerberger: Anzahl der Mitarbeiter
Abbildung 126: Fabriksgelände von Wienerberger-1
Abbildung 127: Fabriksgelände von Wienerberger-2
Abbildung 128: Fabriksgelände von Wienerberger-3
Abbildung 129: Fabriksgelände von Wienerberger-4
Abbildung 130: Lage der Ziegelwerke im Süden von Wien
Abbildung 131: Ziegelarbeiter am Wienerberg (Bezirksmuseum Favoriten)
Abbildung 132: Lehmscheiber und Schlagtisch (Bezirksmuseum Favoriten)
Abbildung 133: Ziegelarbeiter sind Saisonarbeiter (Wienerberger 1873)
Abbildung 134: Unterricht in deutscher Sprache (Wienerberger 1873)
Abbildung 135: Die Ziegelei wird zur neuen Heimat (Wienerberger 1873)
Abbildung 136: Inserat zum Verkauf von Zahlmarken für Wirte und Fabriken
Abbildung 137: Beispiel für Wertmarken der Berndorfer Metallwarenfabrik
Abbildung 138: Ziegel formen (Foto: Bezirksmuseum Wien 10)
Abbildung 139: Typisches Arbeiterwohnhaus
Abbildung 140: Arbeiterwohnhäuser
Abbildung 141: Häufig vorkommende Erkrankungen
Abbildung 142: Baronkarl (1882-1948 (Wikipedia)
Abbildung 143: Amalie Pölzer 1871-1924
Abbildung 144: Das Interessante Blatt, 31. 8. 1883
Abbildung 145: Das interessante Blatt vom 2. Mai 1889
Abbildung 146: Erste Ausgabe vom 12. Juli 1889
Abbildung 147: „Vorwärts“-Haus, Rechte Wienzeile 97, Von 1910-34 Parteizentrale
Abbildung 148: Kikeriki, Hungerlöhne (25.4.1895)
Abbildung 149: Diese Abbildung zeigt Victor Adler im Kreise der Ziegelböhm im Laaer Wald
Abbildung 150: Aufruf zur Wählerversammlung für Wähler der V. Curie
Abbildung 151: Hotel Favorta, 1902 Favoritner Arbeiterheim
Abbildung 152: Zwischen Illusion und Realität
Abbildung 153: Vergleich des Verhältnisses von Ziegelindustrie und Bauherrn in Wien
Abbildung 154: George Washington Hof am Wienerberg (1927-1930)
Abbildung 155: Wahlplakat der SPÖ für die Nationalratswahl vom 9. Oktober 1949
Abbildung 156: Ziegelarbeiter beim Maiaufmarsch 1952 (Bezirksmuseum Favoriten)
Abbildung 157: SImmeringer Tschechen in Tracht am 1. Mai 1950 am Rennweg (Foto Fiala)
Abbildung 158: Unverputzte Ziegelbauten in Wien.
Abbildung 159: Ringofen, Baujahr 1876
Abbildung 160: Frau Nicoloso, die Enkelin des Käufers der Ziegelei, mit einem Model
Abbildung 162: Zukünftige Zentrale des Wienerberg-Konzerns "The Brick"
Abbildung 163: Das Chadim (historische Aufnahme von der Homepage des Chadim)
Abbildung 164: Das Chadim heute
Abbildung 165: Heiligenfiguren im Bezirksmuseum aus dem Chadim.
Abbildung 166: Aus einem Diskussionsbeitrag im Facebook
Abbildung 169:Amtshaus in der Triesterstraße 114, 2016
Abbildung 170: Gelände des Fußballklubs "Wienerberg" am westlich der Triesterstraße
Abbildung 171: Kleingartenanlage am östlichen Wienerberg, Grüner See, KLGV Zwillingsee
Abbildung 172: Grabkapelle der Familie Drasche am Inzersdorfer Friedhof
Abbildung 173: Verstorbenenliste des Drasche-Mausoleums
Abbildung 174: Schloss Ebreichsdorf, im Besitz der Familie Drasche
Abbildung 175: Anglerparadies am Schinterteich. Im Hintergrund die Pyramide Vösendorf
Abbildung 176: Beispielbild SCS
Abbildung 177: Eventpyramide Vösendorf (BIld: http://austria-trend-pyramide.hotel-rn.com/)
Abbildung 178: Vösendorf "Wohnen am Teich"
Abbildung 179: Revitalisierte Arbeiterwohnhäuser, Vösendorf, Laxenburgerstraße 249
Abbildung 180: Revitalisierte Arbeiterwohnhäuser, Vösendorf, Laxenburgerstraße 202
Abbildung 181: Göpelteich Hennersdorf-1
Abbildung 182: Wienerberger, Werk Hennersdorf
Abbildung 183: Wienerberger, Standort Hennersdorf
Abbildung 184: Ehemalige Mülldeponie Heubergstätten, Anninger im Hintergrund
Abbildung 185: Abbauwand der früheren Ziegelei Löwy
Abbildung 186: Ehemalige Abbauwand der Ziegelei Löwy, Hügel rechts ist die Mülldeponie
Abbildung 187: Parkanlage Löwygrube
Abbildung 188: Panoramablick von der Löwygrube auf Simmering
Abbildung 190: Böhmischer Prater heute
Abbildung 191: Drehorgelspieler im Böhmischen Prater
Abbildung 192: Ziegeltorso am WIG-Gelände
Abbildung 193: Ziegel aus der Drasche-Zeit, WIG-Gelände
Abbildung 195: Briefmarke 1970 "Clemens Maria Hofbauer"
Abbildung 202: Ferdinand Lacina
Abbildung 204: Matthias Šindelář (Wikipedia)
Abbildung 206: Zeugnis von Walter Zeman, Wielandschule, Wien 10.
Abbildung 207: AIDA-Filiale Kärntnerstraße (Familie Prousek, seit 1925)
Abbildung 208: Schweizerhaus (Familien Kolařík, Buben, heute Leeb)
Abbildung 209: Firma FELIX gehörte der gleichnamigen Familie aus der Irene Kreisky stammte
Abbildung 210: Inserat Schweizerhaus in „Vídeňské Svobodné Listy“
Abbildung 211: Restaurant Böhmerwald, Wiedner Gürtel, GF: Magda Stuchlikova
Abbildung 212: Restaurant Panoramaschenke
Abbildung 213: Kníže (Herzog), Graben
Abbildung 214: Liska liška (Fuchs) am Graben
Abbildung 215: Tlapa (Pfote), Favoritenstraße
Abbildung 216: Tichy: Tichý (still), Reumannplatz
Abbildung 217: August Herzmansky: Herzmanský aus Tschechien, Stiftgasse 3
Abbildung 218: Slama: sláma (Stroh), früher in der Mariahilferstraße
Abbildung 219: Šnajdr, Stumpergasse
Abbildung 221: Komensky-Schule am Sebastianplatz 3
Abbildung 222: Komensky-Obestufenrealgymnasium in der Schützengasse 31
Abbildung 223: Kirche zum Heiligen Erlöser am Rennweg
Abbildung 224: Hotel Post am Fleischmarkt – ehemaliges Tschechisches Haus
Abbildung 225: Tschechisches Zentrum Wien, Herrengasse
Abbildung 226: Titelseite von „Vídeňské Svobodné Listy“ (Wiener freie Blätter)
Abbildung 227: Sporthalle des Sokol in der Angeligasse
Abbildung 228: Generali Arena, früher Tschechisches Herz Platz
Abbildung 229: Homepage der Volksgruppenberichte des ORF
Abbildung 231: Wohlstandsverlauf in Österreich 1900-2010.
[13] https://de.wikipedia.org/wiki/Leibeigenschaft
https://de.wikipedia.org/wiki/Bauernbefreiung#%C3%96sterreich
Bauern
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.b/b164194.htm
[19] https://de.wikipedia.org/wiki/Revolution_von_1848/1849_im_Kaisertum_%C3%96sterreich#/media/File:Sch%C3%BCtzenscheibe_Feldkirch_1848_Pressefreiheit.jpg
[20] https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Oktoberaufstand_1848#/media/File:Wien_im_October_1848_p043_Grosse_Barricade_in_der_J%C3%A4gerzeile.jpg
[28] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Wiener_Neust%C3%A4dter_Kanal
https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Neust%C3%A4dter_Kanal
[38] https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e9/Deutscher_Bund.svg/1024px-Deutscher_Bund.svg.png
[40] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_K%C3%B6niggr%C3%A4tz#/media/File:Schlacht-bei-koeniggraetz-von-georg-bleibtreu.jpg
[43] https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/65/Piefke_Denkmal.jpg/1280px-Piefke_Denkmal.jpg
[46] https://de.wikipedia.org/wiki/Aufl%C3%B6sung_des_Deutschen_Bundes#/media/File:NB_1866-1871.99.svg
[48] https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d5/Deutsches_Reich_%281871-1918%29-de.svg/1024px-Deutsches_Reich_%281871-1918%29-de.svg.png
[52] https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechien#/media/File:V%C4%9B%C5%99%C3%ADc%C3%AD_-_s%C4%8D%C3%ADt%C3%A1n%C3%AD_2011.png
[56] https://web.archive.org/web/20101127193309/
http://oenb.at/de/ueber_die_oenb/geldmuseum/oesterr_geldgeschichte/gulden/gulden_und_kronen.jsp
[60] https://books.google.at/books?id=vqEfmPCsBP0C&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false
[61] Diese sehr eindrucksvolle Darstellung der Bauleistung hat einen kleinen Schönheitsfehler. Sie beruht auf den Daten des Projekts UCIT. Aber die dort angegebenen Prozentanteile der Bausubstanz beziehen sich nicht auf das gesamte heutige Stadtgebiet, sondern nur auf jene Fläche, die im Rahmen des Projekts bewertet wurde. Wenn daher das Projekt fortschreitet und auch weiter peripher gelegene Stadtteile erfasst werden, werden sich die Zahlen in der obigen Tabelle verschieben.
[66] https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/grafik.aspx?bookmark=gCNlRky5PkZmpQFFviqURKIpAtZGVBFvuBteomRQxA-b-b&lang=de&bmadr=
[70] https://de.wikipedia.org/wiki/Liniengeld
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Linienwall
https://de.wikipedia.org/wiki/Linienwall
https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_%C3%96sterreichs/Verzehrungssteuer
[76]
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Signalscheiben_der_Stra%C3%9Fenbahn_Wien.jpg#/media/File:Signalscheiben_der_Stra%C3%9Fenbahn_Wien.jpg
[79] https://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wz_reflexionen/geschichten/811449_Hausherren-und-Seidenfabrikanten.html
https://www.sn.at/schlagzeilen/denn-mein-vater-ist-ein-hausherr-4315642
https://www.youtube.com/watch?v=qBnxRtcie5Q
(Peter Alexander)
http://www.wienervolksliedwerk.at/VMAW/VMAW/Liedtexte/dhausherrnsoehnln.htm
(Liedtext)
https://www.volksmusik.cc/lieder/hausherrnsoehnln.htm
(Liedtext und Noten)
http://fiala.cc/2019/02/d-hausherrnsoehnln/
[81] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/F%C3%BCnfkreuzertanz
http://www.tanz.at/index.php/wiener-tanzgeschichten/1506-tanzende-praterblueten-i
[82] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/M%C3%BCnzwesen
http://oenb.at/de/ueber_die_oenb/geldmuseum/oesterr_geldgeschichte/konventionsmuenzen/reform_und_krise.jsp
https://de.wikipedia.org/wiki/Sperrsechserl
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Sperrsechserl
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Sechserl
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.g/g215938.htm
https://diepresse.com/home/zeitgeschichte/1545902/Wien-1914_Der-Haustorschluessel-als-Mittel-der-Macht
Sechserlpolka
https://www.youtube.com/watch?v=ZNuHL5L3zIc
[84] A klane Drahrerei
https://www.youtube.com/watch?v=YbAGnnxGD-E
[85] http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=aze&datum=19211021&seite=5&zoom=33&query=%22Sperrsechserl%22%2B%22Haustorschl%C3%BCssel%22&ref=anno-search&fbclid=IwAR0nxFimHY2tIFSBj5t5BxTQD5YfqVVzmmRFN2Rv09eipTgM8JvbIC2Uu2M
[88] Hausbesorgergesetz
https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008251
[89] Mindestlohn für Hausbesorger
https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20010433
[90] Mindestlohn für Hausbesorger
https://www.kollektivvertrag.at/kv/mindestlohntarife-fuer-hausbetreuer-innen-arb
[92] https://derstandard.at/2000003586717/Wien-Vorbereitungen-zur-Raeumung-der-Pizzeria-Anarchia-begonnen
[94] http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwg&datum=19210417&seite=11&zoom=33&query="Sperrsechserl"%2B"Haustorschlüssel"&ref=anno-search
[95] http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=aze&datum=19210512&seite=5&zoom=33&query="Sperrsechserl"%2B"Haustorschlüssel"&ref=anno-search
[96] http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwj&datum=19340805&seite=16&zoom=33&query=%22Sperrsechserl%22%2B%22Haustorschl%C3%BCssel%22
[104] https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Flagge_Tschechiens&oldid=162222549
https://www.laenderservice.de/flaggen/europa/tschechien.aspx
[107] https://de.wikipedia.org/wiki/D%C4%9Blnick%C3%A1_T%C4%9Blov%C3%BDchovn%C3%A1_Jednota
https://de.wikipedia.org/wiki/DTJ_Wien
[117] https://de.wikipedia.org/wiki/Klassenwahlrecht
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.k/k976640.htm
[123] Urban Change In Time
http://ucit.or.at/
[127] http://www.oldmapsonline.org/
http://www.noe.gv.at/noe/LandeskundlicheForschung/Administrivkart_noe.html
[129] Erzherzog Johann
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_von_%C3%96sterreich
[131] https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechen_in_Wien
https://de.wikipedia.org/wiki/Ziegelb%C3%B6hm
http://www.dasrotewien.at/seite/tschechen-in-wien
http://www.dasrotewien.at/seite/rossak-josef
Tschechoslowakische Sozialistische Partei
Österreichs
http://www.dasrotewien.at/seite/tschechoslowakische-sozialistische-partei-oesterreichs
Komensky Schulverein
http://www.dasrotewien.at/seite/komensky-schulverein
Sportvereine Slovan-HAC
http://www.dasrotewien.at/seite/slovan-hac-wien
[136] http://www.böhmischer-prater.at/
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6hmischer_Prater
https://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wz_reflexionen/kompendium/346507_Vor-50-Maennern-entbunden.html?em_cnt_page=1
[137] http://www.kdejsme.cz/
http://www.nasejmena.cz/nj/cetnost.php?id=115891&typ=prijmeni
https://cs.wikipedia.org/wiki/%C4%8Cesk%C3%A1_p%C5%99%C3%ADjmen%C3%AD
https://cs.wikipedia.org/wiki/Seznam_nej%C4%8Detn%C4%9Bj%C5%A1%C3%ADch_p%C5%99%C3%ADjmen%C3%
[145] Erwähnung Švagerka
http://www.dasrotewien.at/seite/simmering
[149] https://de.wikipedia.org/wiki/Sokol_(Turnbewegung))
https://cs.wikipedia.org/wiki/Sokol_(spolek)
[152] https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:D%C4%9Blnick%C3%A1_t%C4%9Blocvi%C4%8Dn%C3%A1_jednota
[154] http://www.zeno.org/Lueger-1904/A/Ziegelfabrikation
https://wienerberger.at/bauen-mit-ziegel/die-ziegelherstellung
https://de.wikipedia.org/wiki/Ziegelei
https://gillrath.de/ringofen/verfahrenstechnik/
http://ziegelei-benzin.de/ziegeleien_mv.php
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Brickyards?uselang=dei
https://www.museum-vilsbiburg.de/index.php?id=25
[157] https://de.wikipedia.org/wiki/Stephansdom_(Wien)#Auer_und_Mannersdorfer_Stein_f%C3%BCr_den_Stephansdom
[158] http://www.nhm-wien.ac.at/jart/prj3/nhm/data/uploads/mitarbeiter_dokumente/harzhauser/2005/harzhauser_meeresstrand.pdf
[167] https://opac.geologie.ac.at/wwwopacx/wwwopac.ashx?command=getcontent&server=images&value=JB0161_068_A.pdf
[170] https://www.yumpu.com/de/document/read/10469774/die-verwendung-von-ton-in-der-ziegelindustrie-wolfgang-gaggl
[171] https://de.wikipedia.org/wiki/Mauerziegel
Wiener Ziegelmuseum
http://www.bezirksmuseum.at/de/sondermuseum_ziegel/sondermuseum/
Formate des Wiener Mauerziegels
https://www.zobodat.at/pdf/Jb-Landeskde-Niederoesterreich_39_0201-0253.pdf
Ziegelarchiv
https://schlotforum.wordpress.com/2009/02/11/schlotat-ziegelarchiv/
Verband der österreichischen Ziegelwerke
http://www.ziegel.at/
Ziegelliste
http://www.hansundhannerl.at/Docs/Ziegeldatei.htm
Ziegelsammlung
http://www.hansundhannerl.at/Ziegelsammlung.php
[172] Ziegelerzeugung in Katmandu
http://www.nepal-dia.de/K-Kathmandu-Tal/K-Ziegelei_Kathmandu/k-ziegelei_kathmandu.html
Ziegelerzeugung
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Joseph_Hardtmuth
Ziegeleien
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Ziegeleien
Die Ziegelei
https://www.youtube.com/watch?v=F2UXuWZB_dI
https://www.youtube.com/watch?v=XFBZ9GmWXDE
Ziegelei in Vösendorf S.114
https://www.zobodat.at/pdf/MittGeolGes_39_41_0099-0193.pdf
[180] Teirich, über die Drasche'sche
Maschinenziegelei zu Inzersdorf am Wienerberge. (Jg. 1864,
Bd. 174, Nr. LXVIII., S. 267–280)
http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj174/ar174068
Teirich, über die Ziegelmaschinen
auf der letzten Pariser Welt-Ausstellung. (Jg. 1868,
Bd. 188, Nr. XCI., S. 378–384)
http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj188/ar188091
Teirich, über Maschinen und
Werksvorrichtungen für Thonwaaren-Industrie. (Jg. 1874,
Bd. 214, Nr. VI., S. 13–24)
http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj214/ar214006
Teirich, über Maschinen und
Werksvorrichtungen für Thonwaaren-Industrie. (Jg. 1874,
Bd. 214, Nr. XXIX., S. 105–117)
http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj214/ar214029
Teirich, über Maschinen und
Werksvorrichtungen für Thonwaaren
http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj214/ar214053
[181] Maschinen und Werkvorrichtungen für
Thonwaaren-Industrie auf der Wiener Weltausstellung 1873
http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj214/ar214053
[183] https://www.strassenbahnjournal.at/wiki/index.php?title=AG_der_Wiener_Lokalbahnen_(Badner_Bahn)_WLB
[186] https://www.strassenbahnjournal.at/wiki/index.php?title=Datei:WLB_117_bhfwolfgangg20070501.jpg
[187] http://www.kulturatlas.at/aut_no/page/00018814.htm
https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Miesbach,_Alois
http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_M/Miesbach_Alois_1791_1857.xml
https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Alois_Miesbach
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Alois_Miesbach
https://austria-forum.org/af/AEIOU/Miesbach%2C_Alois
https://de.wikipedia.org/wiki/Alois_Miesbach
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=izl&datum=18580116&seite=10&zoom=44&query=%22Alois%22%2B%22miesbach%22&ref=anno-search
[198] http://www.weinviertler-kunst.at/weinviertler-kultur-und-geschichte/ziegeloefen-im-weinviertel/
[200] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Wienerberger_Ziegelfabrik
https://de.wikipedia.org/wiki/Wienerberger
1873 Selbstdarstellung anlässlich der Wiener Weltausstellung
https://books.google.at/books?id=4yQtAAAAYAAJ&printsec=frontcover&dq=Wienerberger&hl=de&sa=X&ei=-KV0Var2PMy9Uez_g7AC&ved=0CDQQ6AEwAQ#v=onepage&q&f=false
Firma Wienerberger heute (feste Bauweise in den USA, dort jetzt Marktführer)
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Wienerberger
https://de.wikipedia.org/wiki/Wienerberger
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Wienerberger_Ziegelfabrik
(Bilder)
https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Wienerberger
Helping Hand, Wienerberger hilft
http://www.helpinghandsfamily.org/news/wienerberger-ziegel.html
1873 Wienerberger zur Zeit der Weltausstellung
https://books.google.at/books?id=4yQtAAAAYAAJ&printsec=frontcover&dq=Wienerberger&hl=de&sa=X&ei=-KV0Var2PMy9Uez_g7AC&ved=0CDQQ6AEwAQ#v=onepage&q&f=false
Ziegelwerk in Hennersdorf mit Bild
http://www.gemeinde-hennersdorf.at/dorferneuerung/kulturpfad/wienerberger/
http://www.dasrotewien.at/seite/wienerberg
Geschichte der Ziegel
https://www.ziegelzeichen.de/ziegeleien/wienerberger-ziegelei/
[202] https://drive.google.com/open?id=1mWTsbbO8Mwe149M6TAG5sb-pf4Scs1nO&usp=sharing
[203] https://wienerberger.at/service/presse/wienerberger-kulturpfad-%C3%BCber-firmen-geschichte-in-hennersdorf-pr%C3%A4sentiert
[208] https://oe1.orf.at/pdf/Hintergrundtext_Wienerberg.pdf
https://oe1.orf.at/pdf/Inhalts%C3%BCbersicht_Wienerberg.pdf
http://docplayer.org/39936767-Die-sklaven-vom-wienerberg-victor-adler-und-die-wienerberger-ziegelarbeiter.html
[210] https://diepresse.com/home/wirtschaft/hobbyoekonom/693694/Wien-um-1900_Ueber-Ziegelbehm-und-Maltaweiber
[211] https://books.google.at/books?id=6AIS1LWA8xgC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false
[213] https://www.meinbezirk.at/favoriten/lokales/so-wohnte-der-ziegelboehm-ausstellungsstuecke-gesucht-d866683.html
[218] https://de.wikipedia.org/wiki/Mortalit%C3%A4t
https://www.studienverlag.at/bookimport/oezgArchiv/media/data0262/5026_oezg_2_2011_s112_139_weigl.pdf
[219] https://www.renner-institut.at/fileadmin/user_upload/downloads/Anpassungen_Dezember14/BR/RI_SozDem_212x297_korr%20GU%2008.05.2014.pdf
Inge Zelinka: Der autoritäre Sozialstaat
https://books.google.at/books?id=wPdzS0sqVLcC&dq=victor+adler+ziegelarbeiter&hl=de&source=gbs_navlinks_s
[220] https://de.wikipedia.org/wiki/Victor_Adler
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https://www.mitteninhernals.at/wp-content/uploads/2017/12/Victor-Adler-Die-Lage-der-Ziegelarbeiter.pdf
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https://austria-forum.org/af/Biographien/Adler%2C_Victor
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http://dasrotewien.at/seite/adler-victor/galerie/fotogalerie-victor-adler
Achleiter Josef: Der Gründer der Sozialdemokraten starb vor dem Ziel,
OÖNachrichten 2018
https://www.nachrichten.at/nachrichten/meinung/vor-100-jahren/Viktor-Adler-Der-Gruender-der-Sozialdemokraten-starb-vor-dem-Ziel;art155519,3052403
https://rotbewegt.at/epoche/1889-1918/artikel/victor-adler-kurzbiografie
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Der Tod am Vorabend der Republik
https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2002/PK0704/index.shtml
[236] 1929 Erlebnisse Wilhelm Franz Exner
https://books.google.at/books?id=aeXvBgAAQBAJ&pg=PA164&dq=Wilhelm+Franz+Exner:+Wienerberger+Ziegelfabrik.v%C3%B6sendorf&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi29ZnPq8jbAhUJTcAKHYwKA8YQ6AEIKDAA#v=onepage&q=Wilhelm%20Franz%20Exner%3A%20Wienerberger%20Ziegelfabrik.v%C3%B6sendorf&f=false
[239] https://de.wikipedia.org/wiki/George-Washington-Hof
https://www.wwpipe.at/web-portal/complex-description/0810413
[243] Ziegelwerk Pottenbrunn (seit 1867)
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[244] Ziegelei Notthaft, Leobersdorf
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https://www.google.com/search?q=ringofen+leobersdorf+notthaft&tbm=isch&source=univ&sa=X
[245] https://das-chadim.at/die-geschichte/
http://fiala.cc/franz/erinnerungen/tschechen-in-wien/das-chadim/
[247] https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/architektur/oeffentliche-bauten/stadt/amtshaus-triesterstrasse.html
[248] https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_von_Drasche-Wartinberg
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[253] https://www.noen.at/niederoesterreich/gesellschaft/adel-verpflichtet/keinvergnuegen-4901169#
https://www.meinbezirk.at/baden/c-leute/eine-auszeit-haette-mir-gut-getan_a498793
https://derstandard.at/2000096528626/Eurofighter-Ausschuss-auf-der-Suche-nach-falschen-Gegengeschaeften
[258] Shopping City Süd (SCS)
https://de.wikipedia.org/wiki/Shopping_City_S%C3%BCd
http://www.scs.at/
[260] Eventpyramide
http://austria-trend-pyramide.hotel-rn.com/
[266] https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%B6wygrube#/media/File:Abbauwand_der_ehemaligen_Rudolfziegeloefen_704_03.jpg
[270] https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/oesterreich/chronik/165549_Ein-Stueck-vom-Glueck.html?em_cnt_page=2
[277] https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10000602
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.v/v745519.htm
[280] http://medienservicestelle.at/migration_bewegt/2017/10/18/rund-47-600-personen-mit-tschechischem-migrationshintergrund/
[282] https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Wotruba
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Fritz_Wotruba
[288] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Helmut_Zilk
https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Helmut_Zilk
https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Zilk
[299] https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechen_in_Wien#/media/File:GuentherZ_2007-01-27_2674_Wien03_Sebastianplatz_3.jpg
[300] https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechen_in_Wien#/media/File:Komensky_ORG_Schuetzengasse_31_DSC_9022w.jpg
[301] https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechen_in_Wien#/media/File:GuentherZ_2007-02-17_0012_Wien03_Kirche_zum_Heiligen_Erloeser.jpg
[302] https://de.wikipedia.org/wiki/Tschechen_in_Wien#/media/File:GuentherZ_2007-03-10_0067_Wien01_Fleischmarkt_Hotel_Post.jpg
[306] https://de.wikipedia.org/wiki/Generali_Arena_(Wien)#/media/File:20180713_Generali_Arena_174704319.jpg
[311] Standorte tschechischer Aktivitäten
http://fiala.cc/franz/erinnerungen/tschechen-in-wien/geografie/
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